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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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sagte Sellers. Er wandte sich an Fowler. »Aber Sie sind hier überflüssig. In Kalifornien sind Sie nicht als Anwalt zugelassen. Wie Sie mir neulich so freundlich klargemacht haben, wäre es besser gewesen, sich mit einem Kollegen in Los Angeles in Verbindung zu setzen, ihm den Fall zu erklären und ihn mitzubringen.«
    »Mir brauchen Sie die Gesetze nicht auszulegen.«
    »Ich wollte Ihnen nur zeigen, wie ich die Gesetze auslege«, gab Sellers zurück. »Hauen Sie ab!«
    »Was soll das heißen?«
    »Ziemlich klar, nicht?« Sellers trat angriffslustig einen Schritt vor. »Hauen Sie ab!«
    »Meine Klientin hat mich herbestellt.«
    »Ich kann’s auch noch kürzer sagen. Raus!«
    Fowler ging rückwärts auf die Tür zu. »Hören Sie mal, das können Sie doch nicht. Ich...«
    »So, das kann ich nicht?« Sellers wandte sich an mich. »Wollen Sie, daß er geht, halbe Portion? Es ist Ihre Wohnung.«
    Ich nickte.
    Sellers öffnete die Tür mit der linken Hand, packte mit der rechten Fowlers Hemdbrust und Krawatte und stieß zu.
    Fowlers Abgang vollzog sich so schwungvoll, daß er wie ein Geschoß an der gegenüberliegenden Wand des Treppenhauses landete.
    Sellers stieß die Tür mit dem Fuß zu und putzte sich die Hände ab. »Ich möchte gern mal in Ihre Tasche sehen«, sagte er dann zu Minerva.
    »Scheren Sie sich zum Teufel! Ich gehe jetzt!«
    Ich sagte: »Denken Sie daran, daß Elsie ein Band von Ihrer Unterhaltung hat und...«
    »Sie Dreckskerl!« Sie schlug mit der Handtasche nach mir.
    Das Schloß riß mir eine blutige Schramme ins Gesicht.
    »Verhaften Sie sie!« sagte ich zu Sellers.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Körperverletzung. Diese Tasche ist eine lebensgefährliche Waffe.«
    »Werden Sie Strafantrag stellen?« fragte er.
    »Zunächst können Sie sie aufs Revier mitnehmen und sich — gegen Quittung, versteht sich — alle ihre persönlichen Habseligkeiten geben lassen.«
    Sellers begann zu grinsen.
    Sie warf ihm einen giftigen Blick zu. »Wenn Sie Hand an mich legen, Sie Fettwanst, können Sie was erleben!«
    »Ernennen Sie mich zu Ihrem zeitweiligen Stellvertreter, Frank«, schlug Bertha vor.
    »Einverstanden.«
    Bertha streckte einen ihrer langen baumstammdicken Arme aus und gab Minerva einen Stoß, daß sie in eine Zimmerecke flog.
    Dann kam sie in der Haltung eines japanischen Ringers, mit gesenktem Kopf und ausgestreckten Armen, auf Mrs. Badger zugewalzt.
    Minerva schwang wieder ihre Tasche. Bertha fing den Schlag ab, das Taschenschloß öffnete sich, und der Tascheninhalt prasselte auf den Teppich.
    Bertha schlang die Arme um Minerva und drückte ihr mit Kennergriff die Hände auf den Rücken.
    »Haben Sie Handschellen, Frank?«
    Sellers zögerte einen Augenblick.
    »Ich bin Ihr Stellvertreter«, sagte Bertha. »Sie hat versucht, Widerstand zu leisten. Soviel ich weiß, ist es nicht zulässig, die Polizei bei Ausübung ihrer Dienstpflicht zu behindern.«
    Sellers gab ihr die eisernen Armbänder.
    Ich kroch auf allen vieren auf dem Teppich herum.
    »Da haben wir’s ja!« sagte ich und hob eine kleine Flasche hoch. »Chloralhydrat. Der gute alte Schlummertrunk.«
    Bertha setzte Minerva unsanft in einen Sessel. »So, jetzt warten Sie mal schön auf die Grüne Minna.«
    »Au, Sie tun mir weh«, jammerte Minerva. »Die Dinger brechen mir ja die Handgelenke.«
    »Wenn Sie so zappeln, wird es nur noch schlimmer«, belehrte Bertha sie. »Sitzen Sie still und halten Sie den Mund.«
    Sellers sah mich an. »Dieser Canby starb an einer Dosis Chloralhydrat? «
    »Ja — laut Obduktionsbefund.«
    Sellers’ Gesicht erhellte sich. »Na, dann werden wir denen in Colorado mal vormachen, wie man bei uns in Kalifornien einen Mord aufklärt.«
    »Nun seien Sie doch vernünftig«, sagte Minerva. »An dem, was ich ihm gegeben habe, kann er unmöglich draufgegangen sein. Ich wollte ihn doch nur auf eine Stunde außer Gefecht setzen. Einen Mord können Sie mir nicht anhängen.«
    »Das vielleicht nicht«, sagte ich. »Aber Totschlag ist es auf jeden Fall. Und das dürfte sich auf Ihre Scheidung nicht gerade günstig auswirken.«
    Sellers hatte in der Zwischenzeit offenbar schwere Gedanken gewälzt. Er nickte Bertha zu. »Sie sind noch immer mein Stellvertreter«, sagte er. »Wir wollen sie hier wegbringen, bevor irgendein schlauer Anwalt mit einem Haftprüfungsbefehl antanzt.«

19

    Die Schlagzeilen verkündeten:

DAME DER GESELLSCHAFT GESTEHT MORD AN ERPRESSER IN DENVER. »Es war ein Unglücksfall«, sagt die
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