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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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sehr plötzlich die Tür auf. Sergeant Frank Sellers, gefolgt von Bertha Cool, stürmte herein.
    »Na so was«, sagte Sellers. »Da sind wir ja in eine richtige Familienfeier geraten!«
    »Elsie!« rief Bertha. »Was tun Sie denn hier?«
    Elsie machte sich hastig und puterrot aus meinen Armen los.
    »Im Büro läßt sie sich nicht sehen«, sagte Bertha. »Ich hätte mir denken können, daß sie irgendwo Donald am Hals hängt. Und mich schickt man unter fadenscheinigen Vorwänden nach Nevada...«
    Minervas Gesichtsausdruck wechselte wie eine Landschaft im April.
    »Wer ist diese Person?« fragte Bertha.
    »Minerva Badger«, stellte ich vor. »Seit fünf Wochen in Las Vegas, um die Scheidung einreichen zu können. Wohnhaft in Denver, Colorado.«
    »Da wären wir, halbe Portion«, verkündete Sellers. »Bertha Cool habe ich gleich mitgebracht. Jetzt geht’s ums Ganze. Karten auf den Tisch!«
    »Einverstanden«, sagte ich.
    »Moment! Lassen Sie mich erst mal meine ausspielen«, forderte Minerva Badger. »Sie brauchen eine Handhabe, um diesen Kerl hier einsperren zu können. Die habe ich. Und es wird Sie vielleicht interessieren, daß ich mit mir reden lasse. Eine Hand wäscht die andere...«
    Sellers betrachtete sie interessiert.
    »Es wird Sie außerdem interessieren«, sagte ich zu Sellers, »daß diese Frau Deering L. Canby ermordet hat.«
    »Was?« brüllte Sellers.
    »Canby besaß belastendes Material, das er an den Meistbietenden zu verscheuern gedachte. Er versuchte es zunächst bei Badger und schärfte ihm ein, sich auch nicht zwei Minuten zu verspäten. Das bedeutet, daß er einen zweiten Interessenten an der Hand hatte, für den Fall, daß er mit Badger nicht handelseinig wurde. Dieser zweite Interessent war Mrs. Minerva Badger. Sie kam und fand Canby benommen vor, halb betrunken, wie es schien. Etwas Besseres hätte ihr gar nicht passieren können, um das zu bekommen, worauf sie aus war, ohne einen roten Heller dafür zu bezahlen. In ihrer Handtasche hatte sie eine kleine Flasche Chloralhydrat — sie war nämlich früher Krankenschwester; damit veredelte sie seinen Drink.
    Allerdings wußte sie nicht, was vorher geschehen war. Die kritische Dosis war erreicht. Canby fiel tot um. Sie durchsuchte ihn sorgfältig, fand aber weder das belastende Material noch seine Wohnungsschlüssel. Diese erstaunliche Tatsache ließ es ihr geraten erscheinen, schleunigst wieder nach Las Vegas zu verschwinden und ihren Anwalt zu konsultieren.«
    Es klopfte laut und energisch. Gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, und Marvin Estep Fowler stand auf der Schwelle. »Ich bin gekommen, so schnell ich konnte, Minerva«, sagte er. »Ich...« Er verstummte, als er die vielen Besucher sah und die gespannte Atmosphäre spürte.
    »Was wollen Sie hier?« fragte Sellers.
    »Ich vertrete die Interessen meiner Klientin, Mrs. Alting L. Badger. Und ich möchte wissen, was hier vorgeht.«
    »So, so«, meinte Sellers gedehnt. »Können Sie mir das vielleicht mal näher erklären?«
    »Ich bin ihr Anwalt.«
    »Irrtum«, meinte Sellers. »In Nevada sind Sie ihr Anwalt. Soviel ich weiß, reicht die Staatsgrenze von Nevada nicht bis nach Los Angeles. Sind Sie im Staate Kalifornien als Anwalt zugelassen?«
    »Zumindest kann ich beratend zur Seite stehen.«
    »Bei dem ersten Rat, den Sie ihr geben, nehme ich Sie wegen Ausübung einer Anwaltspraxis ohne Zulassung und wegen Amtsanmaßung fest.«
    In das betretene Schweigen hinein sagte ich: »Canby war ein Erpresser. Sie wissen genauso gut wie ich, was er vorhatte. Er wollte das belastende Material, das er sich zu verschaffen gewußt hatte, zu einem möglichst hohen Preis verkaufen. Er bestellte erst Badger, dann dessen Frau zum Treffpunkt. Canby war zu klug, um die Unterlagen gleich mitzubringen, aber das wußte Minerva nicht. Sie hat ihm das Chloralhydrat verpaßt, und...«
    »Ich werde Sie wegen Verleumdung verklagen«, sagte Fowler.
    »Sie hat auch jetzt eine kleine Flasche Chloralhydrat in der Handtasche«, sagte ich zu Sellers. »Für den Fall, daß ich ihren Reizen nicht erlag, wollte sie mich damit beglücken.«
    Sellers griff nach der Tasche.
    »Hände weg«, warnte Fowler. »Es liegt kein hinreichender Grund für eine Durchsuchung vor — nur die verleumderische Behauptung dieses jungen Mannes.«
    Sellers zögerte.
    »Haben Sie etwas dagegen, daß wir uns mal Ihre Handtasche ansehen, Mrs. Badger?« fragte ich.
    »Allerdings. Ich gehe!« erklärte sie.
    »Erst, wenn ich Sie verhört habe«,
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