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Die kritische Dosis

Die kritische Dosis

Titel: Die kritische Dosis
Autoren: A. A. Fair
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doch.«
    »Ich nehme an, er sitzt in seinem Büro.«
    »Was machen die Trumpfkarten«? fragte ich. »Haben Sie noch immer alle in der Hand?«
    »Gerade darüber wollte ich mit Ihnen sprechen, Donald.«
    »Schießen Sie los.«
    »Nicht hier.«
    Sie trat ein.
    »Sie sind ein ganz Schneller«, sagte sie.
    »Kommen Sie ruhig näher«, sagte ich einladend.
    »So? Meinen Sie?«
    »Sie traben immer gleich los, ohne daß man mal in Ruhe mit Ihnen reden kann.«
    »Sie reden doch jetzt.«
    »Ich brauche Sie, Donald.«
    »Sie brauchen mich?«
    »Ja.«
    »Trotz der Trumpfkarten?«
    »Das ist es ja eben. Ich weiß nicht, welche Farbe Trumpf ist. Und Sie wissen es wohl.«
    »Nur weiter.«
    »Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Wußten Sie es schon, als ich mich im Flugzeug neben Sie setzte.«
    »Ich habe es vermutet.«
    »Was hat Sie darauf gebracht?«
    »Die Tatsache, daß Sie sich ausgerechnet den Platz neben mir ausgesucht haben. Ihre ganze Art, Ihre Garderobe...«
    »Meine Garderobe? Wieso?«
    »Für eine Detektivin oder für eine Büromieze waren Sie zu gut angezogen. Man sah gleich: Sie haben Geld.«
    »Dabei habe ich extra meinen großen Brillantring abgenommen.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Man konnte noch deutlich sehen, wo Sie ihn zu tragen pflegen.«
    »Na schön, Sie haben mich also durchschaut. Neulich und jetzt wieder. Aber ich brauche Sie.«
    »Ja?«
    »Sie hatten einen Auftrag. Den haben Sie erledigt. Jetzt sind Sie frei und können für mich arbeiten. Mein Anwalt in Denver hat eine Abfindung ausgehandelt, wenn ich geschieden werde. Sie ist nicht besonders günstig für mich. Wenn ich den Beweis hätte, daß mein Mann mich betrogen hat, und wenn ich den Namen des Mädchens nennen könnte, mit dem er mich betrogen hat, könnte ich sehr viel mehr herausschinden.«
    »Was wollen Sie also von mir?«
    »Daß Sie sagen, was Sie wissen.«
    »Ich kann Ihnen nichts sagen, was Ihnen weiterhelfen würde.«
    »Sie können nicht — oder Sie wollen nicht?«
    »Ich kann nicht.«
    »Weil Sie es nicht wissen, oder weil es Ihnen Ihr sogenanntes Berufsethos verbietet?«
    »Ich kann Ihnen nichts sagen, was Ihnen weiterhelfen würde«, wiederholte ich.
    Sie kam dicht zu mir heran und legte mir die Hände auf die Schultern. »Schau, Donald — ich gebe ja zu, daß ich dich im Flugzeug ein bißchen ausholen wollte. Ich wollte mit dir ins Gespräch kommen. Und ein Schuß Sex, dachte ich mir, macht sich immer gut. Du bist mir ausgewichen, und nun sitze ich da, mit einer ganzen Hand Karten, die ich für Trümpfe halte. Aber ohne deine Hilfe nützen sie mir nichts. Du bist jung und arbeitest, um Geld zu verdienen. Du könntest ein gutes Geschäft machen...«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Und du könntest Reisen machen«, fügte sie lockend hinzu. »An die italienische Riviera. In die Alpen. Weltreisen. Kreuzfahrten. Und — und du könntest jede Frau haben, die du nur willst. Begreifst du, was das bedeutet? Jede Frau...«
    »Und wie wollten Sie das erklären?« fragte ich.
    »So viel gebe ich auf Erklärungen«, sagte sie und schnippte mit den Fingern. »Die Abfindung, die Scheidung — und achtundvierzig Stunden später könnten wir auf einem Schiff sein und fahren, wohin du willst, tun, was du willst — alles. Bitte, Donald...«
    Sie hatte mir die Arme um den Hals geschlungen. »Du kannst doch keine reine Denkmaschine sein. Du mußt doch auch menschliche Gefühle haben, Donald. Und ich — ich bin ja auch nur ein Mensch. Ich mochte dich vom ersten Moment an. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich möchte...«
    Der Laut, der aus dem Schrank kam, war eine Kombination aus unterdrücktem Niesen und erwürgtem Husten. Der Effekt war sensationell.
    Minerva Badger ließ mich so schnell los, als wäre sie an einen rotglühenden Rost gekommen. Mit vier schnellen Schritten war sie an der Schranktür und riß sie auf.
    Elsie Brand saß in ihrem Sessel, ein Taschentuch vor dem Mund, mit weit aufgerissenen glasigen Augen. Das Tonband lief, der Stenoblock lag aufgeschlagen auf ihren Knien, mit krausen Schriftzeichen bedeckt.
    »Darf ich fragen, was das bedeutet?« erkundigte sich Minerva Badger.
    Ich hatte gerade noch Zeit, Elsie schnell zuzuzwinkern. »Mein Gott!« rief ich. »Meine Frau!«
    »Ihre Frau!« schrie Minerva auf.
    »Grundgütiger«, sagte ich. »Elsie! Wie, um Himmels willen, kommst du hierher? Und wie lange sitzt du schon da drin?«
    Wieder zwinkerte ich ihr zu.
    Elsie ersuchte nach Kräften, sich in ihre Rolle zu
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