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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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nicht so? Sie wollten dir helfen, und dabei fielen sie! Glaubst du also, du hättest nichts mit ihnen zu tun?
    Nie hatte Rocan das gesagt oder es behauptet. Und genau das war vermutlich sein Fehler gewesen. Er hatte gedacht und somit Gundwart gewährt in seine Gedanken vorzudringen, ihn zu quälen und zu überspannen, damit er vor der Herrin auf die Knie fiel, und sie anbettelte ihn am Leben zu lassen. Doch er hatte ganz anderes im Sinn gehabt! Wohl ‚hatte’, denn jetzt, da er so den kargen Weg zu den mächtigen Brüstungen empor schlich, wurde ihm ganz anders zumute. Um so näher er dieser gigantischen Festung kam, um so lauter wurde der Ruf in ihm und um so schrecklicher fühlte er sich, um so grausamer wurde er gedemütigt. Da war dieses Rumoren im Magen, dieser schwindelige Wirbel in seinem Körper, dieser Brechreiz. Jeden Fuß, den er bei einem Schritt auf die schwarze Erde setzte, wurde mit Unglück und Pest durchspült. Unter ihm war nur noch Krankheit und Verderben, die vielen Leute, die hier gestorben waren, rissen förmlich an seinen Kleidern und überschütteten ihn mit ihren Geschwüren und Abnormen. Es war ekelhaft und jedes Mal wurde ein Teil seiner Seele herausgeprügelt und ein Stück seines Mutes zerstört, wenn die bleichen, dürren Gestalten nach ihm griffen, mit langen, ausgedörrten Fingern und ihre faltigen, schlaffen Leiber an ihm hoch zerrten, so hungrig nach Nahrung! So gequält! So hungrig nach Seelennahrung...
    Es durchfuhr ihn kalt. Nein, er hatte nicht gewusst, wie es hier zugehen würde, wie viel er hier spüren würde. Er roch geradezu das Wissen, dass dieser Ort beherbergte, diesen allumfassenden Genuss, den er - der Ort - daran hatte, jemanden auf sich sterben zu sehen, oder sogar zu fühlen, wenn er diesem Sterbenden die klammen Finger noch tief in dessen kochendes Blut in der Wunde stieß. Därme und Sehnen wie Knochen spürte, in ihnen wühlte und dann den Schmerz im Angesicht dessen sah! Ja, das war es! Und Rocan musste sich übergeben. Diese Art von Gewalt war das Schlimmste, was man ihm je angetan hatte. Man prüfte sein Inneres, das Maß, welches er besaß, schreckliche Dinge zu verkraften, aber das, würde wahrlich keiner durchstehen. Nicht einmal Senragor Allagan, der sie alle geschickt hatte, würde dieser Kaskade des Schreckens Einhalt gebeten können. Auch Jorgan neben ihm schluckte die scharfe Galle hinab und hatte Mühe seinem verkrampften Magen gegenüber nicht nachzugeben. Alles war so schrecklich...
    Und dann öffneten sich die Tore. Ein lautes, hallendes Knarren, als die mächtigen Flügel an dicken, von Ruß verschmierten Ketten von Innen aufgezogen wurde, ein Mechanismus, der bei all diesen Verzweigungen von Röhren und dem Gewirr aus Zahnrädern an die Technik der alten Zeit auf der Inselwelt erinnerte, als die Magie gerade erst entstand und die Technik einer uralten Generation gerade erst ausgegraben worden war. Vor ihnen lagen weite, leere Gänge, bar jeglichen Lebens, einzig und allein angefüllt mit Kerzen in der äschernen Einöde, deren Schein nicht einmal warm, sondern nur begrenzt und still war, einfach nur ein Licht, das glomm, um hereinzubitten. Es stank nach Schwefel, und der Geruch schien sich von irgendwo der vielen Türen dort in den Gängen herzuwinden, sich in der Luft verbreiten. Einzig und allein ein Knistern von Fackeln war ab und zu da. Im Schatten der hinteren Korridore schien sich etwas zu bewegen, und ein leises Lüftchen wehte heran, wie von einem einzigen, vorsichtigem Flügelschlag.
    Der Elf ging trotzdem, spürte dabei, wie Jorgan sich verkrampfte, es fast ablehnen wollte dort einzutreten, so groß war die Angst dieses mächtigen, leer erscheinenden Gebäudes. Überall konnten sie lauern, hinter Treppen, Türen und Wänden. Überall konnten sie lauschen, sich ungesehen bewegen, und einen in der Katatonie ihrer Stille jagen. Ein glitzernder Faden Wachs lief an einer Kerze herunter und nässte den schmiedeeisernen Ständer. Wände waren wie von einem leichten Flaum von Spinnweben überzogen, aber deren Besitzer schon längst verschwunden, entweder tot, oder vor dem Grauen geflüchtet.
    Die dunklen Wesen blieben jedoch stehen, regungslos, nur die beiden Ankömmlinge betrachtend, die nicht weiter wussten. Sie hatten Angst. Große Angst. Und sie fühlten sich allein. Und in ihnen schlummerte die Gewissheit, dass sie diese Nacht nicht überstehen würden. Der Dämonenjäger versuchte wenigstens bitter zu lächeln, aber selbst das
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