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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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Leere prangte. Überall war ein murmelndes Rumpeln und Grummeln, so als bewegten sich Maschinen, gedämpft von dicken Mauern und bestialisch nach Verwesung, Kot und faulenden Leichen stinkender Qualm blähte sich über dem großen Schlot eines steilen Berges, in den die Burg eingearbeitet war. Ein eisiger, böser Atem hing über den Zinnen, beseelte den Bau und erweckte ihn regelrecht zum Leben, ließ die Umgebung auf eine dämonische Weise atmen, ein Rauschen so, als würde sich ein Fluss durch eine Felsenhöhle graben. Und immer wieder war da dieser lockende Ruf, sanft und hoch, ein einlullendes, lockendes Säuseln aus den Tiefen der Tunnel und Eingänge des Gemäuers. Komm!
    Und plötzlich erwachte auch die Stimme in Rocan wieder, die ihn in einen unbeschreiblich vereinsamenden Mantel kleidete, durch den ein winterlicher Wind fuhr. Es brannte wie Schnee auf seiner sich spannenden Haut, und sein Wehklagen galt den Toten Freunden... Weil sie auf deinen Pfaden wanderten, sind sie nun tot...
    Aber auf einmal erinnerte sich Rocan, als Jorgan aus dem Boot stieg und neben ihn trat, die vertraute, wohltönende Stimme Senragor Allagan s erneut, die ihm erklärte, dass jeder - der hier und heute am Blutsee versammelten - einmal etwas im weiteren Verlauf der Geschichte beitragen würde. Jeder würde helfen das Ziel zu erreichen, obgleich mit dem Opfer des Todes oder mit dem Leben, aber etwas würde ihnen allen abverlangt...
    Gerade als Rocan dieser Gedanke kam, war es ihm so, als würde sich eine Gestalt an einem der hohen Fenster düsterer vor der Dunkelheit des schwarzen Inneren abheben, eine böse, kalte Präsenz, die dort stand, und sie mit einem allmächtigen Auge beobachtete...
     
     

60
    DIE EISFRAU
     
    Und es sei besiegelt...
     
    Blasse Kälte und schwarzer Stein, etwas, das Rocan nie gekreuzt hätte, vor allem nicht, wenn dies dabei herauskam: ein Monstrum, entsprungen des tiefsten Grauens. In seinem Kopf hallten die Stimmen seiner Kindheit, der Stein, über den er ging, machte ihn unglaublich müde und träge, seine Schritte wurden schwerer und schleppender, aber er ging weiter, ahnend, was auf ihn wartete. Obgleich ihm die Vorstellung nicht sonderlich gefiel. Es war sein Ziel, seine Aufgabe, seine lang vorrausgesagte Bestimmung. Und nicht einmal die Schergen des Bösen konnten ihn daran hindern so viel zu tun, wie er nur konnte.
    Dann war die Gestalt plötzlich verschwunden, ein kalter Hauch blieb von ihr, gefasst in ihre unsichtbare Existenz, ein leerer Raum voll von nichtiger Anwesenheit, etwas Unwirkliches, Unlogisches, Bedauernswertes. Unecht. Aber die plötzliche Abwesenheit des Schattens erschreckte ihn noch mehr, als ihn dessen Anwesenheit erschrocken hatte. Der Himmel an den Horizonten war ein heller werdendes Bleigrau, durchworfen von den hohen Keilen der Gebirgsstätten, die sich dunkel und scharf vor dem anbrechenden Tag abhoben, feste Präsenzen, die das Reich vom Guten abgrenzte. Im Westen erhob sich ein Schleier schwarzen Sandes in die Luft, tanzte in einem Rieseln von Flocken, aber sie waren nicht weiß, sondern trugen die Farben der Nacht, der Winter, der sich hinter seiner eisernen Fassade verbirgt, heraufbeschworen durch den Odem des Einen. Das Wasser war eine ruhige, plastische Masse in ihrer extra dafür ausgehobenen, abgestandenen Senkgrube, so tot, dass nicht einmal Grünalgen oder die kleinsten Krustentiere es geschafft hatten sich darin fortzupflanzen. In diesem von Vulkanasche verseuchten See gab es nichts, was einen beglückt hätte. Es war, als wäre er nie anwesend, als wäre einzig die Farbe des dunklen Wassers - eine Erscheinung, die wegen dessen phantastischer Tiefe herrührte - ein Fleck auf der Netzhaut, der nicht beseitigt werden konnte. Ja, so war es, das Tal des ewigen Winters und des heißen Felsens, in dem die Zeit - gleich dem roten Herbstland - keine Rolle spielte. Hier war alles möglich, hier herrschte die ewige, trostlose Einöde, so unbedeutend wie der vertrocknete Rest eines feuchten Eichenblattes, nachdem es ein ganzes Jahr gelegen hatte, und grau und faulig geworden war. Dieses Beispiel erinnerte den Elfen an die vielen Toten, die hinter ihnen lagen, an die Last, die sie auf sich genommen hatten, an die Notwendigkeit ihres Aufbruchs.
    Wieder verfluchte die Stimme seine Gedankengänge, säuselte und pfiff mit den Worten des Königs von Rovanion: Notwendig? Waren diese zahlreichen Tode wirklich notwendig? Sie sind dir gefolgt, nicht wahr? Nicht du ihnen, war es
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