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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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verklungen war, erwachte nun wieder zum Leben.
    Rocan...!
    Er hatte diese Stimme gehasst, obgleich sie ein Teil von ihm gewesen war, und das tat er heute noch, mit grausamer Bitterkeit. Sie war ein Freund gewesen, als man ihn beim Spielen ausgeschlossen hatte, aber sie war zu einem Feind geworden, als er begonnen hatte im Auftrag der Freitruppe Menschen zu töten.
    Warum mussten sie sterben, Rocan? Warum mussten sie alle sterben? 
     
    Das Wesen streift durch düstre Gänge,
    treue Freunde sind beerdigt,
    Schädel in Kapuze bewegt sich.
    Ist es das, was du willst?
    Strebst du dies an?
     
    Hörst du die Worte des Westens? Rocan! Hörst du sie?
    Im Laufe der Zeit war die ‚Stimme’ immer eindringlicher geworden, die Botschaft deutlicher, er hatte nicht erwartet, dass sie einmal wiederkommen würde, hatte gedacht, dieses Kapitel in seinem Leben wäre für immer abgeschlossen. Aber wie es aussah, hatte er sich geirrt. Hatte sich schrecklich geirrt.
    „Hör auf!“, zischte er in sich hinein, brachte die Geister seines Inneren zu Ruhe, schlug ihn eine Welle seines Willens entgegen, aber die reagierten nicht darauf. Sie waren frei jeglicher körperlicher Einflüsse, blieben ihnen verborgen und für sie nicht zu beschädigen.
    Du willst es! Ein rascher, heißer Ausruf. Du suchst es!
    „Nein...!“, quengelte er bitter. „Hört auf!“ Ihm schien es immer noch irrelevant, dass sie sich gerade an diesem Tage - oder in dieser Nacht - wieder meldeten. Es hätte ihn erschlagen und in seiner Trauer begraben, wäre er in diesem Augenblick nicht gegen alles auf der Welt gewappnet gewesen, gegen dunkle Magie, gegen Schwerter, sogar gegen die Post seiner Selbst. „Ich will es nicht!“
    Doch...!
    „Verschwindet!“ Er presste die Lippen aufeinander. „Lasst ab von mir!“
    Beantworte unsere Fragen.
    „Nein!“ Fester legte er die Hände um sich, In seinen Oberarmen loderte so etwas wie Schmerz, als er die Finger tief in den Stoff, und dann weiter in die Haut hineinbohrte, grub.
    Beantworte unsere Fragen.
    Sein Haupt neigte sich empor, richtete sich verbissen auf den Schwarzen. „Ich will nicht!“, säuselte er, diesmal etwas lauter, fast so laut, dass Jorgan sein Gemurmel verstanden hätte. Die krähenhafte, zerrupfte Erscheinung am Bug drehte den nach vorn gebeugten Kopf in seine Richtung. Er sah einen silbernen Anhänger auf seiner Brust blitzen - ein Wandler. Die Erkenntnis durchzuckte ihn hart: Augen wie gesplittertes Eis... „Nein...“
    Beantworte unsere Fragen!
    „Niemals!“ Er wurde wieder leiser bei Angesicht dieser Kreatur, versteckte den Kopf hinter dem klammen Kragen seines Mantels, übersäht mit winzigfeinen Eiskristallen, eine dünne Schicht Schnee und Eis, Frost, der sich über seine Kleidung wie auf die Scheiben in einer Winternacht gelegt hatte. „...niemals...“ Aber dann keimte etwas in ihm auf, ein Feuer begann zu brennen und zu lodern, aber nur als kleine, fast sogar unbedeutende Regung. „Welche Fragen...?“, wisperte er und sah in die Ferne des Wassers, dorthin wo es in einer schneeweißen Borte mit den Klüften des Ufers verschmolz. Auf der Oberfläche spiegelte sich die Glut des Himmels, jeder selbst, und das Rauen des Kometengebirges. Irgendwo im Norden waren da auch die Bannzähne des Guten mit ihren bläulichen Kappen, und dessen Wurzeln die Dichte des Silhouettenwaldes.
    Warum hast du Thronn alleine gelassen?
    „Ich...“ Er wusste keine rechte Antwort. Diese Fragen überrumpelten ihn, brachten ihn zum Stottern.
    Warum, Rocan?
    „Es war notwendig, um...“
    Glaubst du, dass du ein guter Führer bist, Rocan? Denkst du, dass die anderen dich als Erwählten akzeptiert hatten?
    „Ich bin mir nicht sicher...“, erwiderte er stockend und ein Klumpen Kälte setzte sich in seiner Kehle fest, drückte ihm die Luft ab. Sein zweites Ich bombardierte ihn mit Fragen, überschüttete ihn mit seinen innersten Gefühlen, mit all dem, von dem er glaubte, es falsch gemacht zu haben, mit seinen Fehlern, mit seiner Unreinheit, mit seiner eigentlichen Hässlichkeit. Es war einlullend, herausfordernd und beinahe bösartig. Die Stimme selbst war wie das Säuseln des Windes, das in seinem Kopf wiederhallte, herangetragen  aus dem Sumpf der Schwärze und des Nichts wie die Worte eines Geistes.
    Wie du meinst. Deine Qualitäten als Anführer sind also eher Mittelmaß. Aber sollten sie nicht bei einer so wichtigen Aktion besonders passend sein? In seinem Kopf erschien das strenge, junge Gesicht Gundwarts,
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