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Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Die Krieger von Gordolon (German Edition)

Titel: Die Krieger von Gordolon (German Edition)
Autoren: Sancho Saltwell
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war nach Nordwesten gerichtet, dorthin, wo der Blutsee ruhte, dorthin, wo er bald gehen würde. Stille Genugtuung und Einsicht in seine Fehler beherrschten ihn, und auch den Hass auf die Zeit. Warum hatte er nicht sterben können? Nicht sofort? Warum hatten die Sijordor des Bösen noch genug Zeit um ihn zu verschleppen, warum hatten Rocan und Jorgan so einfach eingewilligt mitzugehen, warum hatten sie sich gefangen nehmen lassen? Wegen ihm? Aber war es nicht völlig egal, wie er starb? War es nicht egal, ob er unter ihrem brennenden Feuer oder in der Kälte der Nacht starb? Was hatten sie sich daraus erhofft einfach mitzugehen? Welche Gedanken waren ihnen vor Augen gewesen? Welches Gespiel hatte sie berührt? Warum hatte Jorgan nicht weitergekämpft, der mutigste unter allen Kriegern, bestehend seit vielen Jahrhunderten? Er hatte doch damals auch den Sohn Dreculs besiegt, er hatte die Welt schon einmal in ihren jüngsten Tagen gerettet. Aber warum jetzt nicht? Und Kellen und Dunc. Warum hatten sie sich nicht aufgerafft und waren gegen die Schattenorks gezogen? Warum hatten sie nur so einfach aufgegeben? Warum war Kingroh ausgeglitten und bewusstlos geworden? Er hätte es vielleicht schaffen können! Aber nein...
    Warrket schütte innerlich das Haupt, seine steife Haltung war von Krämpfen geplagt.
    Nein. Nichts hatten sie schaffen können, weil Arth sie verraten hatte. Rocan hatte von Anfang an den richtigen Riecher, hatte ihn als komisch und sonderlich abgestempelt, als typischen Einzelgänger und Verwirklicher irrer Träume und Wünsche, als Visionär, auch wenn seine Visionen vom Schlechten herrührten. Und Rune...
    Ja. Er seufzte.
    Rune war wirklich der Allergrößte gewesen. Der innere Drang nach der Krone und das zu zeigen, was er beherrschte, war bei ihm soweit gegangen, dass er eben mal schnell die Seiten gewechselt hatte, weil er beschlossen hatte, er würde Melwiora lieben. Er wollte sie wiederhaben! Wieder in die Arme schließen können! Wieder mit ihr schlafen können! Die Kälte, die dabei zwischen ihnen statt Wärme entstand, war so anziehend, dass er sich am liebsten sofort hineingestürzt hätte. Aber Dario...
    Er konnte nicht anders als ein weiteres Mal den Kopf schütteln.
    Der Hochländer war durchtrieben und unberechenbar, anfangs recht lustig und mit einem trockenen, bissigen Humor, aber die Zeit und der Hunger nach blutigen Taten hatten ihn... verwandelt. Der Durst nach dem Lebenssaft hatte ihm zum Mörder gemacht. Es war seine einzige, geistige Schwäche gewesen, die heimliche Sucht nach den Geistern des Lebens. Und Sowem Dun hatte dies schamlos ausgenutzt. Sie hatte ihn für sich beansprucht, ihm einen Schubs in die richtige Richtung gegeben, und seinen Willen in den Vordergrund treten lassen. Sao war er kurzerhand zu einem Monstrum ohne Denken geworden, und so war es ihr ein Leichtes seinen Körper für ihren Herrn bereit zuhalten, für Muragecht, der nun wieder unter den ‚Lebenden’ weilte...
    All dies waren Dinge, die er lieber hätte ungeschehen gemacht, aber selbst sein Zauber war dafür zu schwach.
    Die Stimmen der Geister um ihn herum hoben sich, schlossen ihn ein, und der raue Stein fühlte sich mit einem Male warm und von einer inneren Macht gestärkt an, nicht so bröckelig, als würde er jeden Moment in sich selbst zusammenfallen. Ein Gefühl des Geborgenseins und der Wärme durchflutete ihn, der Geruch von Zigarren in langen, straffen Kleidern, und diese gemütliche, kluge Aura, aber auch auf eine Weise scharf und streng, belehrend wie ein Lehrer eben. Wie sein Lehrer...
    „Vater...?“, fragte er geradewegs in die Symphonie des Windes hinein, und erntete ein wärmendes, rotviolettes Licht, purpurn, dass von einem Ort über den Bergen kam, und bis zu ihm hinabgestrahlt wurde.
    Ja, ich bin es!, antwortete eine wohltuende, vertraute Stimme, und auf ein Mal waren da auch Umrisse, ein alter Mann, dessen Barthaare fast gänzlich ausgefallen waren, die Haut geriffelt und eingefallen, lustige, listige Augen, und er trug eine Tunika in den Farben des Scheins, nur die Borte war bunt und mit strahlenden, güldenen Ornamenten beschmückt.
    „Werde ich sterben...?“, röchelte er. Seine Stimme war eigentlich keine Stimme mehr. Er zitterte und er sprach flüsternd mit dem Atem, den er ausstieß, sein ganzer Körper war gelähmt und starr vor Kälte. „Werde ich... zu dir kommen?“
    Der Alte sagte eine ganze Weile lang nichts, starrte nur regungslos in die Ferne, so, als würde er
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