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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende
Autoren: Jason Dark
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AEBA-Dämonen, die ebenso schwarz und gefährlich waren.
    Nur versprühte dieses Tier hier kein Feuer, und es quoll auch kein schwefelgelber Höllenbrodem aus seinen Nüstern, dafür schallte ein wütendes, böses, trompetenartiges Wiehern durch die dunkle Nacht. Ich feuerte zweimal und ging dabei einige Schritte zur Seite. Der Kopf des Pferdes bot ein großes Ziel, obwohl er sich so ruckartig bewegte. Dort traf ich das Tier auch.
    Noch einmal wieherte es.
    Diesmal hörte es sich schmerzerfüllt an. Es tat mir fast leid, aber ich hatte nicht anders gekonnt, die Hufe hätten mich sonst zertrümmert. Das Tier brach zusammen. Es kippte schwer zu Boden, und dort, wo meine beiden Kugeln in den Kopf gestanzt waren, löste sich die Haut in langen Fetzen, nachdem sie einen grauen Farbton angenommen hatte. Es bewies mir, daß auch das Reittier des Landgrafen unter einem dämonischen Einfluß gestanden hatte.
    Jetzt standen die Chancen gleich.
    Wenn einer von uns fliehen wollte, schaffte er dies nur zu Fuß. Ich war gespannt, wie sich der unheimliche Reiter verhalten würde, und ich war zudem fest entschlossen, dem letzten Kapitel der Kreuzweg-Legende meine Handschrift aufzudrücken.
    Wichtiger noch als der Reiter war für mich das Mädchen. Obwohl der Ast gebrochen war, konnte es dem Reiter dennoch gelingen, Martha zu strangulieren, wenn die Schlinge weiterhin um ihren Hals blieb. Das war tatsächlich der Fall. Nur mit einem Unterschied. Der andere hatte sie losgelassen.
    Martha lag auf dem feuchten Boden und versuchte verzweifelt, die Schlinge zu lösen. Es sah so aus, als würde ihr dies auch gelingen. Aus diesem Grunde brauchte ich mich um sie vorerst nicht zu kümmern. Stinkender Brodem wehte mir entgegen. Er kam von links. Dort war das Pferd zusammengebrochen und verging allmählich. Es löste sich auf, als hätte man Säure darüber gegossen.
    Doch wo steckte der Reiter?
    Ich glaubte nicht daran, daß er die Flucht ergriffen hatte. Wahrscheinlich hockte er in irgendeinem Versteck und wartete nur darauf, daß ich mich ihm näherte.
    Vielleicht fürchtete er sich auch vor meinem Kreuz, das klar und sichtbar außen vor der Brust hing.
    Endlich hatte es auch Martha geschafft, sich von der Schlinge zu befreien. Sie schleuderte den Strick weg, holte keuchend Luft, und ich gab ihr durch Zeichen zu verstehen, daß sie sich erheben und weglaufen sollte. Sie verstand mich.
    Mit torkelnden Schritten, hustend und schweratmend lief sie an mir vorbei, wandte sich dem Dorf zu und verschwand in der Dunkelheit. Der Bumerang lag im Gras. Nicht weit von dem zerstörten Ast entfernt. Ich ging hin, hob ihn auf und behielt diese Waffe in der linken Hand. In der rechten trug ich die Beretta.
    Jetzt brauchte ich nurmehr den unheimlichen Reiter, um die Kreuzweg-Legende abschließen zu können. Ich rief nach ihm.
    Das brachte im Prinzip nichts, er verstand meine Sprache nicht, dennoch hoffte ich, daß er den Sinn der Worte begriff und sich meldete. Wieder enttäuschte er mich.
    Sollte dieses dämonische Wesen so mit Feigheit vollgepumpt sein? Oder hatte es tatsächlich schon die Flucht ergriffen, was ich nicht glauben wollte, denn das hätte ich gesehen.
    Was kam als Versteck in frage?
    Sicher, er hätte sich hinter dem dicken Stamm der alten Eiche verbergen können, da steckte er auch nicht, wie ich feststellte, als ich um den Baum herumging.
    Es gab eigentlich nur eine Chance für ihn.
    Über mir zu hocken!
    Kaum hatte ich den Gedanken gefaßt, als ich in die Höhe schaute und meine Vermutung bestätigt sah.
    Im Geäst des Mörderbaumes bewegte sich ein Schatten. Das war er!
    ***
    Mir blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls hinaufzuklettern, wenn ich ihn stellen wollte. Und entkommen sollte mir dieser verfluchte Dämon nicht, das stand fest.
    Ich steckte die Beretta und den Bumerang weg, weil ich beide Hände frei haben mußte. Zielsicher packte ich einen der tiefer hängenden Äste, gab meinem Unterkörper den nötigen Schwung, schleuderte die Beine in die Höhe und schlang sie so um den Ast, daß er mir in die Kniekehlen drückte. Dann schwang ich mich hoch, griff gleichzeitig nach dem nächsten, konnte mich aufrichten.
    In dieser Zeit hätte der andere eine Chance gehabt, mich zu vernichten. Er hatte sie nicht genutzt. Wahrscheinlich war er zu weit von mir entfernt gewesen.
    Bei einem blattlosen Baum wäre es keine Schwierigkeit gewesen, ihn zu entdecken. Hier aber nahmen mir unzählige Blätter die Sicht. An zahlreichen Stellen wurde
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