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Die Kreuzweg-Legende

Die Kreuzweg-Legende

Titel: Die Kreuzweg-Legende
Autoren: Jason Dark
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was mit Kasimir Wojtek geschehen war, war schlimmer als der Tod.
    Vor Suko lag ein Zombie!
    ***
    Woher der Reiter plötzlich die Schlinge geholt hatte, wußte Martha nicht. Jedenfalls besaß er sie, und sie pendelte so vor seinem Gesicht, daß er hindurchschauen und sein Opfer ansehen konnte.
    Martha hatte sich mit dem Rücken gegen den dicken Baumstamm gepreßt. Sie konnte ihren Blick nicht von der schrecklichen Gestalt lassen und dachte zurück an die letzten Minuten, die für sie die reine Hölle gewesen waren.
    Auf dem Pferderücken hatte sie gelegen und sich die Drohungen sowie Schmeicheleien des anderen anhören müssen. Eine schlimme, furchtbare Wortmischung. Er sprach von ihrer Schönheit und noch in der selben Sekunde von ihrem Tod und davon, daß er dem Satan die Seele versprochen hatte.
    Wie er sie umbringen wollte, hatte er ihr ebenfalls erklärt. Er wollte sie hängen und mit dem Degen töten.
    Also doppelt.
    »So haben sie es bei mir gemacht«, sagte er wieder, als er langsam vorkam und Martha anstarrte.
    Sie gab den Blick zurück. Am gesamten Körper zitterte sie vor Angst. Die Kehle war trocken geworden. Sie konnte kaum reden. Als sie es versuchte, brachte sie nurmehr ein Krächzen hervor. Natürlich hatte sie auch an Flucht gedacht. Nur war dies sinnlos. Der Reiter hätte sich auf den Rücken seines schwarzen Pferdes geschwungen und sie blitzschnell eingeholt.
    Da lief gar nichts.
    Sein Lachen war kalt und rauh. Er war sich seiner Sache sehr sicher, streckte den Arm aus und setzte die Spitze seines Degens gegen den Hals des Mädchens.
    Martha versteifte.
    Die unheimliche Gestalt nahm ihr gesamtes Blickfeld ein. Sie kam ihr vor wie ein Riese, der immer mehr in die Höhe wuchs und den Himmel zu erreichen schien.
    »Du bist die erste«, sagte er wieder. »Und du bist die schönste von allen. Der Teufel wird sich freuen. Er liebt besonders die Seelen der schönen Mädchen. Häßliche mag er nicht, denn er ist selbst häßlich genug.«
    Als der Reiter dies sagte, verließ gleichzeitig ein rauhes Lachen sein aufgerissenes Maul.
    Wieder wedelte er mit der Schlinge. »Dein Hals wird genau hineinpassen«, erklärte er, »und dann ziehe ich dich hoch. So haben es deine Vorfahren auch mit mir gemacht. Dafür wirst du büßen. Allen, die mir in die Finger geraten, habe ich den gleichen Tod versprochen. Mit dir mache ich den Anfang.« Er wechselte das Thema. »Wie heißt du eigentlich?«
    Das Mädchen war zu geschockt, um sofort eine Antwort geben zu können, deshalb fragte der Reiter nach.
    »Martha!«
    Er lachte und wiederholte den Namen. »Ist nicht schlecht, aber warum heißt du nicht Wanda?«
    »Ich… ich weiß nicht.«
    Er beugte sich näher, ohne den Druck des Degens zu verändern. »Ich hätte zu gern eine Wanda gehabt, das kann ich dir versprechen. Wanda wäre für mich am besten gewesen. Sie hat mich geliebt, sehr sogar. Wirst du mich auch lieben?«
    »Nein — ja, was Sie wollen…«
    Abermals lachte der andere. »Ich merke schon, daß du mich nicht lieben willst. Und das ist schlecht für dich. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich. Ich bin für die Kreuzweg-Legende verantwortlich, und ich sorge dafür, daß sie nicht stirbt, sondern immer neue Nahrung bekommt. Mit dir, Martha, mache ich den Anfang. Du wirst als erste das Vergnügen haben, hier gehängt zu werden. Ich freue mich schon, wenn ich sehe, wie du am Ast baumelst. Schau hoch! Sieh dir die Äste genau an. Es gibt zahlreiche davon, die stark genug sind, um dein Gewicht zu halten, das kann ich dir versprechen. Viele habe ich ausprobiert. Willst du dir einen aussuchen, Mädchen?« höhnte er.
    Martha schüttelte den Kopf. Sie konnte nicht mehr sprechen. Etwas drückte ihr die Kehle zu. Sie wunderte sich darüber, daß sie überhaupt noch auf den Beinen stehen konnte. Normalerweise hätte sie schon längst zusammenbrechen müssen.
    Der Reiter zog den Degen weg.
    Es geschah so schnell, daß Martha es erst bemerkte, als der andere schon die Waffe gewechselt hatte, denn plötzlich spürte sie den rauhen Hanf der Schlinge auf der Haut.
    Sie zuckte zusammen, sah die Schlinge als tiefer gleitenden Schatten, der ihr Kinn berührte, darunter geschoben wurde und plötzlich seinen Platz an ihrem Hals gefunden hatte.
    Jetzt hing sie fest!
    Der Reiter amüsierte sich köstlich, als er den erschreckten Gesichtsausdruck sah. »Ja«, sagte er, »du hast dir den Ast, an dem du hängen sollst, nicht von alleine ausgesucht. Das war ein Fehler. Jetzt werde
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