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GK255 - Die Geisterrocker

GK255 - Die Geisterrocker

Titel: GK255 - Die Geisterrocker
Autoren: A.F.Morland
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Die sieben Rocker lachten und grölten.
    Seit einer Stunde trieben sie in Manhattan ihr Unwesen. Sie hatten in der Nähe der City Hall zwei Männer zusammengeschlagen, waren auf ihren heißen Feuerstühlen den Broadway hochgebraust, hatten die Gegend um den Central Park unsicher gemacht und befanden sich nun gleich hinter der Columbia University, wo sie mit viel Geschrei den Schnapsladen von Paul Pleaver auseinandernahmen.
    Pleaver war ein alter Graukopf mit dünnen Armen und weiten Hosen, die um seine Beine schlotterten. Er trug ein verknittertes Hemd und eine Weste, die nicht dazu paßte.
    Er hatte seine Frau vor zwei Jahren bei einem Verkehrsunfall verloren, und das einzige, was ihm geblieben war, war seine Tochter Pascale, die ihrer Mutter zum Verwechseln ähnlich sah. Pascale wohnte nicht mehr bei ihm. Sie war dreiundzwanzig und arbeitete als Fürsorgerin in Süd-Manhattan. Aber sie kam fast täglich bei ihm vorbei, um zu sehen, wie es ihm ging.
    Die sieben Rocker waren in schwarzes Leder gekleidet, trugen wuchtige Visierhelme aus Fiberglas und sahen aus wie Wesen von einem anderen Planeten.
    Don Baccala war ihr Anführer.
    Ein bulliger Bursche mit mächtigen Fäusten. Was er sagte, glich einem Befehl, dem sich keiner der sechs Rocker widersetzen durfte. Darin verstand Don Baccala keinen Spaß - und er war verdammt schnell mit dem Messer zur Hand.
    Es hatte damit begonnen, daß Baccala seine Münch 4 1200 TTS, diese 88 PS starke Rakete, vor dem Schnapsladen gestoppt hatte. Seine Jungs folgten seinem Beispiel.
    Er schwang das rauchgrau getönte Visier hoch. »Habt ihr Durst?« fragte er seine Freunde grinsend.
    »Immer!« riefen diese.
    »Dann laßt uns da drinnen einen kräftigen Schluck zur Brust nehmen!«
    Die Rocker stiegen von ihren Donnerstühlen.
    Paul Pleaver erkannte die Gefahr nicht rechtzeitig. Als er die Rocker dann entdeckte, war es für eine wirksame Abwehrmaßnahme bereits zu spät. Mit ihren schweren schwarzen Stiefeln stapften die Kerle auf die Ladentür zu.
    »Gütiger Himmel, erspar mir das!« stöhnte Pleaver und warf einen flehenden Blick zur Decke.
    Er eilte zur Tür, wollte abschließen und das Schildchen, das im Augenblick verkündete, daß GEÖFFNET war, auf GESCHLOSSEN umdrehen. Doch als er nach dem Schlüssel griff, rammte ihm Don Baccala die Tür gegen die Schulter. Paul Pleaver torkelte mit einem erschrockenen Aufschrei zurück, und die sieben Rocker quollen wie das personifizierte schwarze Unheil in seinen Schnapsladen. Sie schwärmten sofort aus.
    Sie streiften an den Regalen entlang, nahmen sich, wonach ihnen gelüstete, und Paul Pleaver hoffte, daß dies der einzige Schaden sein würde, den sie anrichteten, denn dann wäre er noch glimpflich davongekommen.
    Don Baccala und seine Horde war in ganz New York gefürchtet.
    Wo immer sie auftauchten, gab es Schmerzen und Tränen, und sie ließen zumeist ein schreckliches Chaos zurück.
    Baccala starrte Pleaver mit seinen nußbraunen Augen durchdringend an. »Du hast doch nichts dagegen, wenn wir uns selbst bedienen, Graukopf, oder?«
    Pleaver schüttelte hastig den Kopf. Der Schweiß brach ihm aus allen Poren. »Nein«, ächzteer. »Nein, nehmt euch, was ihr wollt.«
    Eine Flasche Veuve Cliquot Kognak zerschellte.
    Pleaver zuckte zusammen.
    Don Baccala griente. »Du bist doch hoffentlich versichert, Grauschädel.«
    »Doch, ja, das bin ich.«
    »Das ist gut. Und hast du die Prämie rechtzeitig gezahlt?«
    »Natürlich.«
    »Dann ist’s sowieso nur ein Fall für die Versicherung, wenn meine Freunde aus Versehen etwas kaputtschmeißen, nicht wahr?«
    Paul Pleaver schluckte verzweifelt. »Genügt es euch nicht, euch zu nehmen, was ihr haben wollt? Müßt ihr auch noch alles zerstören?«
    Don Baccala bleckte die Zähne. »Mann, du hast doch nicht etwa vor, uns Vorschriften zu machen, he? Verdammt, das könnte ganz schön ins Auge gehen! Schreiben wir dir etwa vor, wie du dich vergnügen sollst?«
    Jack Baffin, der schmächtigste von den Rockern, kam angetänzelt. Er hielt eine Flasche Johnnie Walker Black Label in der Hand, hatte schon viel davon getrunken, hielt Don Baccala die Flasche hin und sagte: »He, Don, willst du nicht auch mal dran lutschen?«
    Baccala nahm ihm die Flasche ab und trank mit großen Schlucken.
    Paul Pleaver schaute ihm zitternd vor Aufregung zu.
    Er wäre dem Rockerboß am liebsten an die Gurgel gesprungen, aber er hatte nicht den Mut, es zu tun.
    Wenn er sich an diesem Kerl vergriff, würden die anderen Rocker
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