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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben
Autoren: Christian Jacq
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diese Bestie sich losmachen können?«, jammerte der Verletzte.
    »Ein Sondergericht wird einberufen werden«, verkündete ihm die Prinzessin, »um das Urteil über dich zu sprechen. Du bist ein Verräter, der es gewagt hat, die Hand gegen seine Königin zu erheben und sie mit dem Tod zu bedrohen.«
    Der oberste Ordnungshüter schluchzte. »Ihr müsst mir vergeben … Ich wollte Eurer Majestät nichts Böses tun!«
    »Ein Verräter, der noch dazu ein Feigling ist … Werft diesen Nichtswürdigen ins Gefängnis!«
    Die Schergen waren froh, so glimpflich davonzukommen, und ließen sich nicht zweimal bitten.
    Mit hängender Zunge postierte der Hund, der auf den Namen Lächler hörte, seine riesigen Pfoten behutsam auf den Schultern der Prinzessin.
    »Also haben sie dich festgebunden, und du hast es doch geschafft zu fliehen!«
    Da der Hund nicht die Gewohnheit hatte zu lügen, las Ahotep in seinem Blick, dass ihm geholfen worden war.
    »Ich werde dieses Rätsel lösen«, versprach sie.
    »Ahotep …«, murmelte Teti die Kleine.
    Die Prinzessin sah, dass ihre Mutter im Begriff stand, ohnmächtig zu werden. Mit einem Schritt war sie bei ihr und half ihr, sich hinzusetzen.
    »So viel Gewalt, hier, in meinem Palast … Ich habe keine Kraft mehr, um all diese Schrecken zu ertragen.«
    »Doch, natürlich. Sei ganz ruhig. Du solltest dich sogar freuen.«
    »Mich freuen … Weshalb?«
    »Darüber, dass der Leiter deiner Ordnungskräfte sich selbst entlarvt hat! Dieser nutzlose Schwächling hat endlich gezeigt, wozu er fähig ist. Du musst ihn so schnell wie möglich durch einen Fähigeren ersetzen!«
    Teti entdeckte plötzlich die Veränderung an ihrer Tochter.
    Sie war tatsächlich schon eine Frau, und eine äußerst verführerische dazu, während sie bis jetzt nur ein unbekümmertes Kind in ihr gesehen hatte, das an nichts anderes dachte als an Kinderspiele und Zerstreuung, um sich von dem traurigen Zustand des Landes abzulenken.
    »Ahotep … Ich bin so müde.«
    »Majestät, dazu habt Ihr weder das Recht noch die Zeit! Ägypten überlebt nur durch Euch … Wenn Ihr jetzt aufgebt, wird dem Feind der endgültige Sieg kampflos in den Schoß fallen.«
    Wie angenehm wäre es, wenn man für immer die Augen schließen könnte, dachte die Königin.
    Doch ihre Tochter hatte Recht.
    »Glaubst du wirklich, dass wir es mit einem so mächtigen Feind wie den Hyksos immer noch aufnehmen können?«
    »Wenn wir nur wollen, können wir es auch!«
    »Was hattest du so weit vom Palast entfernt zu suchen, Ahotep?«
    »Ich musste herausfinden, wo sich die genaue Grenze dessen befindet, was wir immer noch das ›Königreich Theben‹ nennen. Da es mir nicht gelungen ist, werde ich mich noch einmal auf den Weg machen.«
    »Es ist viel zu gefährlich!«
    »Und doch ist es unabdingbar, Majestät. Es ist unmöglich, den Widerstand zu organisieren, wenn wir den genauen Standort des Gegners nicht kennen.«
    Teti die Kleine nahm ihr Diadem ab und hielt es zwischen ihren Händen auf den Knien.
    »Die Situation ist verzweifelt, Ahotep. Wir haben weder einen Pharao noch eine Armee, und unsere einzige Überlebenschance besteht darin, dass wir die Hyksos glauben machen, Theben sei nur ein abgelegener Flecken, bewohnt von harmlosen Alten, die ihre Zeit damit verbringen, tote Götter anzubeten.«
    »Ausgezeichnet«, urteilte die junge Frau. »So lange uns die Eroberer für unbedeutend halten, greifen sie uns nicht an.«
    »Aber wir sind tatsächlich unbedeutend! Alles, was wir wünschen können, ist, dass die Himmelsgöttin es uns erlaubt, hier zu sterben, auf unserer Erde und mit der Illusion, frei zu sein.«
    »Ich weigere mich.«
    Die Königin warf ihrer Tochter einen erstaunten Blick zu.
    »Ich weigere mich, ein solches Schicksal zu akzeptieren«, fuhr Ahotep leidenschaftlich fort. »Wenn Amun die Unabhängigkeit Thebens bis heute gewährleistet hat, liegt darin nicht auch eine Aufgabe für uns, der wir uns stellen müssen? Wenn wir uns vor Angst zitternd zusammenkrümmen, verschließen wir unsere Ohren, und seine Stimme dringt nicht mehr zu uns.«
    »Keiner unserer Männer hat den Mut, gegen die Hyksos zu kämpfen«, sagte Teti entschieden.
    »Dann werden es eben die Frauen sein!«
    »Ich glaube, du verlierst ein wenig den Verstand.«
    »Du, meine Mutter, bist du nicht die Repräsentantin der Maat auf Erden?«
    Die Königin lächelte schwach.
    Maat, die Göttin der Harmonie, des rechten Weges und der Gerechtigkeit; Maat, verkörpert durch eine
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