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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben
Autoren: Christian Jacq
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Frau, die die Steuerfeder eines Vogels auf dem Kopf trägt, Symbol der Orientierung; Maat, der Sockel, auf dem die Pharaonen ihre Zivilisation errichtet hatten und auf dem die Statuen der auferweckten Toten standen, denen die Priester Augen, Mund und Ohren geöffnet hatten.
    »Selbst Theben ist kein Ort mehr, wo Maat empfangen werden könnte, wie es sich geziemt«, klagte Teti die Kleine.
    »O doch, denn du bist die Königin, und Maat verkörpert sich in deinem Amt!«
    »Sie ist nur noch ein Traum, Ahotep, ein sehr ferner Traum, der fast nicht mehr existiert …«
    »Maat lebt nicht von Träumen, sondern von der Wirklichkeit! Deshalb müssen wir unser Land wiedererobern, um es ihr darzubringen.«
    Die Prinzessin kniete vor der Königin nieder. »Majestät, ich habe mich bewaffnet. Ich besitze zwar nur ein Feuersteinmesser, aber das ist kein so schlechter Anfang. Wenn man es gut einsetzt, wird es seine Wirkung tun.«
    »Ahotep! Du denkst doch nicht etwa daran, in den Kampf zu ziehen?«
    »Ich habe den Kampf bereits begonnen, Majestät, und ich werde ihn wieder aufnehmen.«
    »Du bist eine junge Frau, kein Soldat!«
    »Wo sind sie denn, unsere ach so tapferen Soldaten? Wenn niemand sie aus ihrem Tiefschlaf aufweckt, werden sie bis in alle Ewigkeit tatenlos vor sich hin dämmern! Wir müssen sie aufwecken!«
    Teti die Kleine schloss die Augen. »Das ist unerhört, meine liebe Tochter, unerhört … Wir sollten all diese Hirngespinste vergessen.«
    Die Prinzessin stand auf. »Das, was du Hirngespinste nennst, ist der ganze Inhalt meines Lebens.«
    »Du bist zu allem entschlossen?«
    »Zu allem. Und mein Entschluss ist so fest wie Granit.«
    Die Königin seufzte. »Wenn es so ist, Ahotep, werde ich dich mit all meinen Kräften unterstützen.«

5
    E twa zehn Bauern mit langem Haar und schlecht rasierten Wangen, bekleidet mit Schurzen aus Wollgras, bewegten sich langsam durch ein Sumpfgebiet nicht weit von der neuen Hauptstadt der Hyksos entfernt. Sie führten vier große Ochsen in Richtung einer kleinen Insel, auf der schmackhaftes Zyperngras wuchs.
    »Beeil dich ein bisschen«, knurrte ihr Anführer, ein großer, schnauzbärtiger Mann, an die Adresse eines Nachzüglers.
    »Musst du dauernd den Aufseher spielen?«
    »Schaut lieber auf das, was vor euch ist«, riet ein Dritter, der sich von Kopf bis Fuß mit Schlamm beschmiert hatte, um sich vor den Stechmücken zu schützen. »Was regt ihr euch auf, wo wir einen so schönen Tag haben, mit blauem Himmel und sogar ein bisschen Wind?«
    »Wie soll man sich nicht aufregen, wenn einem die Besatzer das Feld beschlagnahmen?«, antwortete der Schnauzbart.
    »Man gewöhnt sich doch am Ende an alles … Wir haben noch das Vieh, um das wir uns kümmern können.«
    »Ohne Freiheit ist alles nutzlos.«
    Der Schnauzbart dachte an die langen Stunden, die er damit zugebracht hatte, sein Feld zu wässern, seine Werkzeuge in Ordnung zu halten, zu säen, zu ernten und mit den Schreibern der Schatzmeisterei zu streiten, um eine kleine Senkung der Abgaben zu erreichen … Was für eine Plackerei und was für ein Kräfteverschleiß im Kampf mit der Natur, die gleichzeitig so großzügig schenkte und so erbarmungslos raubte! Ohne Unterlass beklagte er sein Los, ohne zu wissen, was die Zukunft ihm bringen würde. War er nicht ein freier Mann gewesen, bevor die Eroberer das Land in Besitz genommen hatten?
    Nicht zufrieden damit, ihn ausgeraubt zu haben, zwangen die Hyksos ihn, dieses armselige Grüppchen von Bauern anzuführen, die sich daran gewöhnt hatten, ihr Vieh in dieser oft überschwemmten Gegend grasen zu lassen. Es gab häufig Streit unter ihnen, die Atmosphäre war erstickend.
    »Wir werden zum Mittagessen einen Fisch grillen«, verkündete ein pausbäckiger jüngerer Mann, indem er sich mit der Zunge über die Lippen strich. »Ich habe ihn ganz früh heute Morgen gefangen. Und diesmal werde ich den Fang nicht melden!«
    Jeden Morgen und jeden Abend wurden die Hirten von den Soldaten der Hyksos kontrolliert. Als Lohn für ihre Arbeit stand ihnen nur ein runder Dinkelfladen mit Zwiebeln zu und einmal in der Woche getrockneter Fisch, der meist ungenießbar war.
    »Wenn sie den Rauch sehen, werden wir Prügel bekommen!«
    »Wir sind schon zu weit im Sumpf, sie werden nichts bemerken.«
    Wenn sie an den frischen Fisch dachten, wurde ihnen allen der Mund wässrig.
    »Achtung, Leute! Es ist jemand auf der Insel!«
    Ein seltsamer Mann mit einem Turban auf dem Kopf und einem schwarzen
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