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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wichtig, sie einzufangen.« »Ich kann es nicht«, sagte Kyle. »Kein Megamann darf an den Ort seiner Geburt zurückkehren. Er würde eliminiert.« »Eliminiert?« Daniel steckte die Waffe wieder ein und streckte statt dessen die Hand aus, um Kyle auf die Füße zu helfen. »Bist du sicher?« fragte er. Kyle nickte, und Daniel ergriff seinen Arm und stieß ihn mit aller Kraft in das wabernde Schwarz im Inneren des Transmitters.

Kapitel 16
    Es war anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Völlig anders. Sie hatte geglaubt, daß es zeitlos sein müsse, aber das war es nicht. Und sie hatte geglaubt, daß sie nichts spüren würde, aber sie fühlte etwas, auch wenn das, was sie empfand, mit nichts anderem zu vergleichen war, was sie jemals erlebt hätte. Sie hatte keinen Körper mehr, und trotzdem empfand sie Kälte oder etwas, das sie im ersten Moment für Kälte hielt, bis sie begriff, daß es nichts als die Reaktion ihrer Seele auf die endlose Leere war, in der sie schwebte, einer Leere, die von einem Ende des Universums bis zum anderen reichte. Zeit verging. Vielleicht nur Augenblicke, vielleicht Ewigkeiten, denn sie war Teil eines Kosmos geworden, dessen Gesetze anders waren als die der Welt, in der sie bisher gelebt hatte. Sie fühlte sich frei, unendlich frei und erhaben, von einer Ruhe erfüllt, die Teil der Schöpfung selbst war. Sie wußte jetzt, was Daniel gemeint hatte, als er mit ihr über den Transmitter sprach. Natürlich hatte er es nicht in Worten ausdrücken können, einfach, weil man das, was Charity jetzt empfand, nicht in Worte der menschlichen Sprache — irgendeiner Sprache — fassen konnte. Aber plötzlich war eine fundamentale Erkenntnis in ihr, daß es etwas wie eine unsterbliche Seele tatsächlich gab. Sie existierte nicht mehr materiell. Die Atome ihres Körpers waren im gleichen Augenblick, in dem sie den Transmitter betrat, aufgelöst worden, zurückverwandelt in die Energie, aus der sie einmal bestanden hatten, und was auf der anderen Seite der Transmitterverbindung herauskommen würde, das war nicht mehr sie, sondern eine perfekte Kopie, ein künstliches Ebenbild, geschaffen nach der Matrix, die die unfaßbare Technik dieses Materiesenders aufgezeichnet hatte. Der Transmitter strahlte nicht wirklich Materie ab — er vernichtete und schuf neu. Und doch war sie da. Sie dachte und fühlte und war, und das war das wirkliche Geheimnis des Transmitters — was er wirklich von einem Ort zum anderen schickte, das war die Seele der Dinge, jenes unfaßbare Etwas, ohne das kein Leben möglich ist. Sie machte einen ungeschickten, stolpernden Schritt, verlor den Halt an Skudders Hand und fiel kraftlos auf die Knie herab. Schwärze und ein Hauch schwüler, feuchtwarmer Luft schlugen über ihr zusammen, und wie aus weiter Ferne hörte sie einen Schrei und ein schrilles Geräusch, dann schlug sie schwer auf dem Boden auf und verlor beinahe das Bewußtsein. Es war nur der Schmerz, der sie wach hielt. Jeder Atemzug tat weh. Ihre gebrochene Rippe bohrte sich wie ein Messer tief in ihren Körper, und Charity verbrachte Minuten damit, einfach nur dazuliegen und zu atmen. Als die Schmerzen allmählich abklangen, öffnete sie die Augen. Der Anblick war fast enttäuschend. Kein fremder Planet mit fünf roten Sonnen, dachte Charity sarkastisch, sondern nur ein schmutziger Raum. Sie lag auf dem Rücken in einer niedrigen, quadratischen Kammer aus rostrotem Eisen, die gerade groß genug war, den Transmitterring aufzunehmen. Auf einer Seite gab es einen Ausgang, durch den Licht von sonderbarer falscher, unangenehmer Farbe hereinfiel. Net hockte wenige Schritte neben ihr, zusammengekauert und mit fast irre flackerndem Blick und zitternd vor Angst, und das zweite, was sie sah, war Gurks zerknittertes Gesicht. Dann beugte sich Skudder über sie; in seinem Gesicht stand nackte Angst. »Alles in Ordnung?« fragte er. »Nein«, sagte Charity gepreßt. »Aber ich lebe noch — oder?« Ernst blickte sie Gurk an, der diesmal nicht mit einem Grinsen oder einer dummen Bemerkung darauf antwortete, sondern ihren Blick ebenso ernst erwiderte. »Wir leben alle noch«, sagte er. »Aber ich weiß nicht, wie lange.« »Was soll das heißen?« fragte Skudder. »Du . . .« »Laß ihn in Ruhe, Skudder«, unterbrach ihn Charity. Sie deutete mit einer Kopfbewegung zum Ausgang der winzigen Kammer. »Sieh lieber nach, wo wir sind — und wer sich dort draußen herumtreibt, okay?« Skudders Blick machte
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