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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein Sherman-Panzer. Und ungefähr genauso schwer aufzuhalten.
    Charity nahm das Gewehr von der Schulter, schaltete die Zieloptik ein und visierte die Rieseninsekten an. Aus den ameisengroßen Umrissen wurden jäh gigantische Scheußlichkeiten, in deren Nacken schlanke, vierarmige Kreaturen hockten, die auch nicht wesentlich hübscher anzusehen waren als ihre Reittiere. Der, den Charity anvisierte, fuchtelte gleich mit drei kleinen Strahlenpistolen herum, während seine vierte Hand den Zügel des Reiters hielt. In ihrem rechten Ohr knackte es. »Cherry?« Charity schaltete mit dem Kinn das winzige Mikrofon ein, das vor ihren Lippen hing. »Ich sehe sie. Sie ... scheinen jemanden zu verfolgen.« »Eine Frau«, bestätigte Skudder. »Sie ist zwischen den Hügeln.« Charity schwenkte das Gewehr herum. Die sonnendurchglühten Dünen wurden zu einem verwischten Farbenspiel aus allen nur denkbaren Gelb- und Brauntönen in ihrem Zielfernrohr, aber von der Frau, von der Skudder sprach, war nichts zu sehen. Was auch weiter kein Wunder war: Selbst die an die zehn Meter großen Käfermonster tauchten nur dann und wann auf einer Hügelkuppe auf und verschwanden wieder; wie weit entfernte Schiffe auf der Oberfläche eines stürmischen Meeres. »Schnappen wir sie uns?« »Sicher«, bestätigte Skudder. »Du die Reiter, ich die Frau.« »Idiot«, murmelte Charity. Skudder lachte, aber sie konnte hören, wie seine Atemzüge schneller wurden, als er weiterfuhr. Für einen Moment bedauerte sie es, nicht über ein zweites Funkgerät zu verfügen, so daß sie auch mit Bart hätte reden können. Aber auf den Shark war Verlaß; er würde wissen, was zu tun war. Charity beobachtete die heranstampfenden Chitinkolosse noch einen Moment, dann schob sie sich rückwärts den Hang wieder hinab, richtete sich auf halber Höhe auf und lief die letzten Meter zu ihrer Harley, so schnell sie konnte. Gurk sah sie fragend an. »Reiter«, sagte Charity. »Drei, vielleicht mehr. Geh auf den Hügel und halt die Augen auf. Und wenn irgend etwas schief geht, dann schnappst du dir Net und bringst sie in Sicherheit.« Die junge Wastelanderin wollte protestieren, aber Charity ignorierte sie einfach. Entschlossen startete sie den Motor und gab Gas. Sie fuhr im Slalom zwischen den gleichförmigen Dünen hindurch, wobei sie sich nur anhand des Kompasses orientierte und darum betete, daß die Reiter nicht plötzlich ihren Kurs änderten. Warum meldete sich Skudder nicht?
    Irgendwie mußte er wohl ihre Gedanken gelesen haben, denn in diesem Moment erklang seine Stimme wieder in ihrem Ohr: »Ich habe sie jetzt genau vor mir. Die Frau hat ein Kind bei sich.« Ein Kind? Aus irgendeinem Grunde beunruhigte Charity diese Vorstellung. Was zum Teufel machte eine Frau mit einem Kind in dieser Einöde, fünfzig Meilen von der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt? Und warum jagten sie die Reiter, statt einfach eine Drohne auf sie anzusetzen und zu warten, bis der Robotkiller ihre Leiche zurückbrachte? »Sie holen auf«, sagte Skudder. Seine Stimme klang beunruhigt. »Wir schnappen sie uns. Nimm den Vordermann.« »Okay«, bestätigte Charity. Sie tippte leicht auf die Bremse, visierte eine etwas flacher ansteigende Düne an und gab noch einmal Gas. Der Motor der Harley brüllte auf. Das Fahrzeug schoß wie ein rotweiß lackiertes Ungeheuer den nächsten Hang hinauf, drehte sich halb um seine Achse und kam inmitten einer gewaltigen stiebenden Wolke aus staubfeinem Sand zum Stehen. Charity hob das Gewehr und visierte den vordersten Reiter an. Sie erschrak ein wenig, als sie feststellte, daß das erste der drei Ungeheuer kaum noch dreißig Meter von ihr entfernt war — nur ein paar Schritte für einen Koloß wie den Reiter. Aber sie gab ihm keine Gelegenheit, sie zu tun. Charity hatte ihren Laser schon vorher auf die höchste Wirkungsstufe eingestellt. Ein blutroter, fast fingerdicker Stift aus Licht leckte plötzlich aus dem Lauf der klobigen Waffe, schuf für den tausendsten Teil einer Sekunde eine Verbindung zwischen ihr und dem Reiter und brannte ein winziges Loch in seine Chitinpanzerung. Der gigantische Käfer machte noch eine einzelne, komplizierte Bewegung mit seinen sechs Beinen — und explodierte innerlich, als der Laserblitz seine gesamte Energie schlagartig freisetzte. Gleichzeitig traf auch Skudder. Das zweite Ungeheuer überschlug sich mitten in der Bewegung; ein Teil seiner Chitinpanzerung platzte auseinander, und ein Vulkan aus
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