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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwarzem Hörn und Insektenblut und zerkochtem Gewebe fegte den Vierarmigen aus dem Nacken des zusammenbrechenden Ungeheuers. Charity schwenkte den Laser herum, visierte den letzten verbliebenen Reiter an und schoß erneut. Aber diesmal zielte sie zu hastig. Der Energiestrahl verfehlte den Riesenkäfer und explodierte harmlos in der Flanke eines Hügels, fast fünfzig Meter hinter ihm. Fast im gleichen Augenblick hob die Kreatur in seinem Nacken drei ihrer vier Arme und zielte mit einer kleinen, glänzenden Waffe auf Charity. Charity schwenkte verzweifelt das Gewehr herum, aber sie spürte, daß sie nicht schnell genug war. Ein hellweißer Energiestrahl zuckte aus der Hand des Vierarmigen und ließ zwei Meter neben ihr einen Geysir aus kochender Erde und Dampf in die Höhe steigen. Ein dumpfer Knall wehte zu Charity herüber. Der Vierarmige wankte, beugte sich in einer fast grotesken Bewegung im Nacken des Reiters nach vorne und ließ zwei seiner drei Waffen fallen. Wieder erscholl dieser dumpfe, sonderbar gedämpfte Knall, und plötzlich bellte irgendwo zwischen den Hügeln eine Maschinenpistole auf. Eine Reihe kleiner Sandexplosionen raste auf den Riesenkäfer zu, und plötzlich stoben Funken aus seiner Panzerung. Eines seiner Beine knickte ein. Dann hatte Charity  endlich ihre Lähmung überwunden und schoß ebenfalls. Der Laserstrahl zerriß den Schädel des Käfermonsters und seinen verletzten Reiter gleich mit. Trotzdem torkelte das Ungeheuer noch zwanzig, dreißig Meter weiter, ehe es endlich auf die Seite fiel und reglos liegenblieb. Charity atmete erleichtert auf. »Das war knapp«, sagte sie in ihr Mikrofon. »Danke.« »Wofür?« erkundigte sich Skudder. »Das war ich nicht.« »Du . . .?« »Wenn Sie sich bedanken wollen, Mylady«, sagte eine Stimme hinter ihr, »dann tun Sie das bei mir. Besser gesagt, bei meinen Leuten.« Charity erstarrte abermals für eine Sekunde, dann drehte sie sich erschrocken herum — und verharrte mitten in der Bewegung. Der Mann, der diese Worte gesprochen hatte, stand kaum drei Meter hinter ihr. Und er war nicht allein. Ein gutes halbes Dutzend Gestalten in fleckigen Tarnanzügen bildeten einen Halbkreis um ihn und das Motorrad. Sie waren bewaffnet; einige mit MPs, andere mit Gewehren, einer sogar mit einer Armbrust — aber eines hatten diese Waffen alle gemeinsam: ihre Mündungen waren ausnahmslos auf Charity gerichtet. »Was ... soll das?« fragte Charity. »Legen Sie die Waffe weg, Gnädigste«, sagte der Mann, der sie angesprochen hatte. Er lächelte, aber seine Augen blieben ernst. »Ganz vorsichtig, bitte. Und dann heben Sie die Hände, und steigen von dem Ding da herunter. Bitte.« Skudder kam keine zehn Minuten später — und auch er war nicht mehr allein. Dem grimmigen Ausdruck auf seinen Zügen nach zu urteilen war er mindestens ebenso überrascht wie Charity; und seine Bewacher schienen ihn nicht mit so ausgesuchter Höflichkeit behandelt zu haben wie die Männer, die Charity überrumpelt hatten. Eine der drei hochgewachsenen Gestalten, die ihm in einigem Abstand und mit angelegten Waffen folgten, hatte eine aufgeplatzte Unterlippe, wie Charity mit einem leisen Gefühl von Schadenfreude registrierte. »Der Zweite im Bunde«, sagte der Mann fröhlich, der Charity entwaffnet hatte — er schien so etwas wie der Anführer zu sein, wenngleich Charity auch noch immer nicht die mindeste Ahnung hatte, worum es sich bei diesen Männern überhaupt handelte. Vielleicht waren es die Rebellen, nach denen sie seit einer Woche so verzweifelt suchten — aber vielleicht auch nicht. Sie warf Skudder einen schnellen, warnenden Blick zu, den er auf die gleiche Weise beantwortete. Er hatte verstanden. Aber leider nicht nur er.
    »Würdet ihr beiden uns vielleicht an eurem kleinen Zwiegespräch teilhaben lassen?« sagte der Mann mit der MP freundlich. »Es ist unhöflich, Geheimnisse vor seinen Gastgebern zu haben.« »Seid ihr das?« fragte Charity. »Unsere Gastgeber?« Sie musterte den anderen herausfordernd. Von seinem Gesicht war unter all dem Schmutz und einem stoppeligen Drei-Tage-Bart nicht viel zu erkennen, aber er erschien ihr fast ein bißchen zu jung für die Rolle, die er spielte. Trotzdem — was sie sah, war nicht einmal unsympathisch — ein sehr kräftiges, trotz seiner Jugend sehr männliches Gesicht mit gutmütigen Augen, die im Moment nur ein bißchen müde wirkten. Er nickte. »Ich denke schon«, sagte er. »Mein Name ist Kent. Ihr
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