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Die Koenigin der Rebellen

Die Koenigin der Rebellen

Titel: Die Koenigin der Rebellen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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wenn auch nicht sehr wahrscheinlich, daß das Objekt absichtlich eine falsche Fährte gelegt hat.« »Das Objekt?« Daniels linke Augenbraue rutschte ein Stück nach oben. Kyle verstand nicht warum, aber er schien wenig Gefallen an diesem Wort zu finden. Captain Laird gehörte der gleichen Spezies an wie er. Möglicherweise empfand er eine unbewußte, angeborene Solidarität. Kyle registrierte auch diesen Verdacht sorgfältig und fügte ihn den knappen Informationen zu, die man ihm über die Bewohner dieser Welt gegeben hatte. »Wie du willst«, sagte Daniel. »Mir ist es egal, wie du sie nennst. Du wirst Captain Laird finden, wie und auf welche Weise, spielt keine Rolle. Bring sie zu mir — lebend. Das ist wichtig, verstehst du?« Kyle schwieg. Daniel starrte ihn ein paar Sekunden lang an, als warte er auf eine Antwort, schüttelte dann zornig den Kopf und deutete auf den Transportgleiter. »Deine Ausrüstung . . .« »Ich brauche keine weitere Ausrüstung«, unterbrach ihn Kyle ruhig. »Keine Ausrüstung?« »Ich habe alles bei mir, was nötig ist.« Kyle schlug bekräftigend mit der Hand auf seinen Instrumentengürtel; eine völlig überflüssige Geste. Aber er hatte gelernt, sich seinem Gegenüber anzupassen. Mimikry bedeutete weit mehr als nur äußerliche Tarnung. »Haben Sie sonst noch Befehle?« Auch diese Frage war überflüssig, aber je eher er damit begann, sich den nicht unbedingt logischen Verhaltensmustern der Planetenbewohner anzupassen, desto besser. Daniel preßte für eine Sekunde die Lippen aufeinander. Dann schüttelte er abrupt den Kopf. »Nein. Du kannst anfangen.« Kyle wollte sich umwenden, aber Daniel hielt ihn noch einmal zurück. »Du meldest dich im Zwölf-Stunden-Rhythmus bei mir«, sagte er. Kyle nickte. »Und ... du kennst das Zeitlimit?« »Zweihundertvierzig Stunden«, bestätigte er. Diesmal wartete er, ob Daniel ihn noch einmal zurückrief, aber er tat es nicht. Und nach ein paar Augenblicken drehte er sich endgültig um und begann auf die Ruinen der niedergebrannten Stadt im Norden zuzugehen.
    Die Jagd hatte begonnen.

Kapitel 2
    Der Angriff kam völlig warnungslos. Vor einer Sekunde war der Sand noch glatt und unberührt gewesen, aber dann ging alles unglaublich schnell; und durch die große Entfernung mit einer fast gespenstischen Lautlosigkeit: Der Sand explodierte, als wäre dicht unter seiner Oberfläche ein Geysir zum Leben erwacht, und innerhalb der stiebenden gelben Fontäne richtete sich ein... ein Etwas auf; riesig, schwarz und schimmernd, mit fürchterlichen Krallen und Fängen und schwarzen, glotzenden Augen, das trotz seiner absurden Größe ungeheuerlich schnell war. Ein blitzschnelles Schnappen und Reißen, gefolgt von einem furchtbaren, mahlenden Geräusch — und wo vor einer Sekunde noch ein ahnungsloser Kojote gesessen hatte, versickerten nur noch ein paar Blutflecken im Sand. Nicht einmal ein Fellbüschel blieb zurück, als sich das schwarze Ding wieder in sein unterirdisches Versteck zurückzog. Wie von einer unsichtbaren Hand berührt, glättete sich der Sand wieder. Fünf Sekunden nach dem heimtückischen Überfall war der Boden wieder so glatt wie zuvor; eine tödliche Falle, die auf das nächste ahnungslose Opfer wartete. Charitys Finger zitterten, als sie den Feldstecher sinken ließ. Net hatte ihr gesagt, was passieren würde, und doch war ihr ein ordentlicher Schreck in die Glieder gefahren. »Glaubst du mir jetzt?« Charity verzichtete auf eine Antwort. Sekundenlang starrte sie die helle, so trügerisch glatte Ebene am Fuß der Felsen noch mit einer Mischung aus Entsetzen und Verwirrung an, dann hob sie das Fernglas wieder an die Augen und sah nach Osten. Charity beobachtete das Fort (oder was immer es sein mochte) seit einer halben Stunde, aber der Anblick erfüllte sie noch immer mit der gleichen Mischung aus Staunen und Furcht. Auf den ersten Blick glich das Bauwerk einer zwar gigantischen, aber trotzdem primitiven Festung, einer unregelmäßig geformten Ansammlung aus schimmernden Palisaden und irgendwie verkrüppelt wirkenden Türmen und Erkern. Aber die Ähnlichkeit endete jäh, sobald man auch nur etwas genauer hinsah oder gar versuchte, Einzelheiten zu erkennen. Es war verrückt — aber Charity hatte mehr und mehr das Gefühl, daß das Bauwerk sich ihren Blicken irgendwie zu entziehen versuchte. Es gelang ihr nicht, einen bestimmten Punkt länger als ein paar Sekunden zu fixieren; ihr Blick glitt ab wie ein Lichtstrahl
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