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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal
Autoren: Christa S. Lotz
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für euch die gerechtestenwären«, fuhr der Mönch fort. »Euch zu erschießen, wäre zwecklos. Das ist ein viel zu leichter Tod. Wie Bernhard euch den Kopf abzuschlagen, ebenso. Obwohl ich nicht daran denken mag, was mein Kamerad gelitten hat vor seinem Tod. Dich«, er streckte den Finger aus und zeigte auf den Kardinal, »sollte ich zusammen mit den Lutherbibeln verbrennen! Und dich«, er richtete den Pistolenlauf auf Elisabeth, »sollte ich in einen Topf mit siedendem Wasser stecken und dich kochen, bis dir die Haut in Blasen vom Körper fällt! Und dann werfe ich euch den Breisachern zum Fraße vor, die machen ja keinen Unterschied mehr zwischen Mensch und Tier.«
    Elisabeth sah, wie sich ein Schatten von einem der Zelte löste und hinter dem Mönch näher kam. Es war kein Laut zu hören. Um den Mönch abzulenken, sagte sie: »Das würde Euch alles nichts nützen, Signor Solarius. In Kürze werden Bernhards Soldaten hier sein und Euch festnehmen, wenn nicht gleich massakrieren.«
    »Die sind am Feiern, ich habe es vorher ausgekundschaftet. Nein, rede dich nicht heraus, Elisabeth, du musst dran glauben.«
    »Hat uns unser Herr nicht gepredigt: ›Liebe deine Feinde‹?«, warf der Kardinal ein.
    »Nein, er hat gesagt: Auge um Auge, Zahn um Zahn«, war die Antwort des Mönchs. Er hob die Pistole und zielte auf den Kardinal. »Leider habe ich nicht die Zeit, euch eure Verbrechen auf die angemessene Weise büßen zu lassen«, meinte er. »Deshalb gib du jetzt zuerst deine Seele in Gottes Hand, Weltlin.« Er drückte ab, krachend löste sich ein Schuss. Der Kardinal sank zu Boden.
    In Windeseile öffnete der Mönch das Schloss der Pistole und stopfte neues Zündkraut hinein. Elisabeth überlegte, ob sie fliehen oder ihn vielleicht angreifen sollte, doch er richtete die Pistole schon wieder auf sie. Bevor sich ein weiterer Schuss lösen konnte, riss der Mönch verwundert die Augen auf. Ein Bebenging durch seinen Körper, er trat einen Schritt nach vorn, versuchte wieder, auf Elisabeth zu zielen, doch die Waffe fiel ihm aus der Hand. Hinter ihm wurde eine Gestalt sichtbar. Es war Jakob, der einen blutigen Dolch in der Hand hielt.
    »Dieser verfluchte Hund, überall kann man seine Augen ja nicht haben«, schrie der Mönch. Seine letzten Worte gingen in ein Röcheln über. Blut spritzte aus seinem Mund, und er stürzte vornüber. Jakob und Elisabeth liefen zum Kardinal, der wie tot dalag.
    »Thomas«, rief Elisabeth, »bleib bei uns, du darfst nicht sterben!« Sie nahm seine Hand, die sich warm in der ihren anfühlte. Jakob legte seinen Dolch zur Seite und griff an den Hals des Angeschossenen.
    »Er lebt«, sagte er. Schnell untersuchte er den Kardinal. »Es ist nur ein Streifschuss an der Schulter«, meinte er. »Wir bringen ihn in die Stadt, um ihn verbinden zu lassen.«
    »Und was ist mit dem anderen?«, wollte Elisabeth wissen. Der Schrecken war noch nicht von ihr gewichen, sie fühlte sich gespannt wie die Sehne eines Bogens.
    »Den habe ich meinen Dolch spüren lassen«, sagte Jakob. »Er wird nie wieder jemanden belästigen oder gar mit dem Tode bedrohen.« Er nahm das Messer, wischte es im Gras ab und steckte es an seinen Gürtel. Dann lief er zu dem Mönch hinüber, fühlte ihm ebenfalls den Puls.
    »Mausetot«, sagte er.
    Der Kardinal hatte sich inzwischen halb aufgerichtet. »Gut habt Ihr das gemacht, Jakob«, sagte er. »Meine Anerkennung. Bernhards Soldaten werden sich um den Toten kümmern.«
    Jakob half dem Kardinal vollends auf die Beine. Zu dritt kehrten sie in die Stadt zurück, wo sie schon ängstlich und gespannt erwartet wurden. Das Feuer unter dem letzten Ochsen, der noch nicht verzehrt war, loderte auf. Fett tropfte in die Glut, und der Geruch nach gebratenem Fleisch wehte zu ihnen herüber. Elisabeths Beine waren zittrig, ihr Magen drohte sichumzustülpen. Um nichts in der Welt hätte sie etwas essen können. Bernhard ließ für sie alle eine Kutsche kommen, die sie nach Freiburg brachte. Als die Sonne über dem verschneiten Schwarzwald aufging, fuhren sie durch das Tor in die Stadt hinein. Im »Roten Bären« brannte ein wärmendes Feuer im Kamin. Melvine, noch etwas verschlafen dreinblickend, stellte eine Kanne mit Wein auf den Herd. Inzwischen verspürte Elisabeth auch wieder Hunger.
    »Bernhard von Sachsen-Weimar hat versprochen, dass er Ochsen und Brot aus Breisach zu uns bringen lässt«, sagte Melvine. Paul erschien, gähnte und setzte sich zu ihnen. Melvine brachte eine Suppe aus
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