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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal
Autoren: Christa S. Lotz
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ergeben?«, sagte er dann, wie um das Thema zu wechseln.
    »Von Reinach ist halsstarrig. Er glaubt immer noch daran, dass seine habsburgischen Truppen ihn entsetzen könnten.«
    »Das alles ist eine Schande und eine Lästerung Gottes«, ereiferte sich der Kardinal.
    »Ich habe gehört, es sei ein Geistlicher gewesen, der Bernhard geraten hat, die Städte auszuhungern statt sie zu beschießen«, gab Jakob zurück.
    »Das ist freilich wahr, wenn es auch traurig genug ist. Ich werde dafür beten, dass beide Seiten ein Einsehen haben und diese Grausamkeit beenden. Die meisten Einwohner Breisachs sollen schon gestorben sein.«
    Jakob atmete tief ein. »Ja, es war schrecklich, was ich dort gesehen habe. Täglich lagen Leichen auf den Misthaufen, andere Menschen laufen nur noch als Schatten ihrer selbst herum. Es war nicht mehr zum Aushalten!«
    »Warum seid Ihr desertiert?«, wollte der Kardinal wissen.
    »Weil ich das Gebaren des Kommandanten nicht mehr aushielt. Zudem wollte sich Agnes an mich heranmachen.«
    »Das ist aber eine Ehre!« Der Kardinal grinste erneut.
    Jakob fuhr herum. »Was soll das heißen, eine Ehre?«
    »Bei mir hat sie dasselbe Spiel versucht. Sie mag normalerweise nur Männer, die Macht und Geld besitzen.«
    Sie schauten sich an und brachen beide in ein Lachen aus.
    »Geht nur zu Elisabeth«, brachte der Kardinal hervor, nachdem er sich von dem Gelächter erholt hatte. »Sie wartet sicher schon auf Euch.«
    »Und ich habe immer gedacht, sie liebe Euch, Kardinal Weltlin?«
    »Nein, sie hat von Anfang an nur Euch geliebt, Jakob. Ich habe zwar mit dem Gedanken gespielt, meinen geistlichen Stand aufzugeben, um sie heiraten zu können, aber ich habe irgendwann gemerkt, dass ich eher ein Vater oder ein Bruder für sie bin, bei dem sie Schutz und geistige Nahrung fand.«
    »Und für den sie kochen konnte«, setzte Jakob hinzu.
    »Ja, und dadurch hat sie mir auch ihre Art von Liebe gezeigt.«
    Jakob nahm die Hand, die ihm der Kardinal zum Abschied hinstreckte, und ging hinaus. Der Diener wies ihm den Weg zu Elisabeths Zimmer. Jakob klopfte an die Tür. Es kam keine Antwort. Er drückte die Klinke herunter und trat ein. Ein Feuer prasselte im Kamin. Elisabeth wandte Jakob den Rücken zu und starrte aus dem Fenster.
    »Elisabeth«, sagte er leise. Sie drehte sich langsam um.
    »Warum bist du nicht in Freiburg geblieben?«, fragte sie. Ihre Augen schimmerten feucht. »Damals, als du mich bei dem Kommandanten ausgelöst hattest?«
    Jakob senkte den Kopf. »Ich glaube, das kann eine Frau nicht verstehen«, meinte er. »Ich hätte vor aller Welt wie ein Feigling dagestanden.«
    »Und jetzt? Bleibst du jetzt hier, oder gehst du wieder nach Breisach zurück?«
    »Ich muss noch einmal dorthin. Aber ich will dir noch etwas sagen.«
    Sie schaute ihn erwartungsvoll an, schon ein wenig getröstet durch seine Worte.
    »Du bist in großer Gefahr, solange dieser andere Mönch, Gesandter des Kaisers und Papstes, noch frei herumläuft. Eswurde angekündigt, dass du entführt wirst, wenn dem ersten Gesandten ein Haar gekrümmt würde. Bernhard hat ihn enthaupten lassen.«
    Elisabeth zuckte zusammen. »Hast du zusammen mit Thomas einen Plan ausgeheckt? Ihr habt ziemlich lange miteinander gesprochen.«
    »Ich werde dich heute Abend noch nach Breisach bringen, zum Belagerungsheer. Nur dort, unter meinem Schutz und dem von Bernhard, bist du sicher.«
    Er stand auf und zog sie in seine Arme, seine Lippen suchten die ihren. Ihrer beider Atem ging heftig. Jakob drängte sie zu ihrem Bett, entkleidete sie behutsam und zog auch sich selber aus. Langsam schob er sich auf ihren Körper, liebkoste, küsste sie. Elisabeth erwiderte seine Zärtlichkeiten. Als er in sie eindrang, vergaß sie alles um sich herum. Später lagen sie nebeneinander und schauten in das Feuer des Kamins, das allmählich herunterbrannte. In der Nacht begann es zu schneien. Als Elisabeth am Morgen aufwachte, war Jakob immer noch bei ihr. Sie konnte es kaum fassen. Der Kardinal war nicht im Hause, er sei ausgegangen, berichtete der Diener. Einen Augenblick lang war Elisabeth von schlechtem Gewissen geplagt. Er hatte jetzt gewiss endgültig die Nase voll von ihr, nachdem sie ihm seine Güte derart gedankt hatte. Aber sie drängte den Gedanken beiseite und folgte Jakob ins Freie. Der Schnee hatte sich wie ein Leichentuch auf Straßen, Dächer und Gärten gelegt. Jakob hob Elisabeth vor sich auf sein Pferd und gab ihm die Sporen. Sie galoppierten aus der Stadt hinaus.
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