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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal
Autoren: Christa S. Lotz
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Gassen, dass es schwer war, sich zurechtzufinden. Die Männer hatten ihre Pistolen und Messer dabei. Endlich standen sie vor der Seitentür in der Mauer des Klosters. Leander arbeitete mit einem Sperrhaken am Schloss, darum bemüht, möglichst wenig Lärm zu machen. Endlich ließ sich der Riegel des Tores zurückschieben. Elisabeth, Leander, Daniel und Hans schlüpften hinein, Konstantin und Martin blieben als Bewacher am Tor stehen. Im Inneren des Klosters war zunächst nichts zu erkennen. Dann schälten sich schemenhaft Gebäude aus dem Dunst.
    »Fasst euch an den Händen«, raunte Leander ihnen zu. »Wir schleichen uns zum Karzerturm.«
    Elisabeth erlebte alles wie in einem Traum. Sie spürte die Wärme von Leanders Hand in ihrer, in der anderen Hand die von Daniel, hörte das leise Atmen der Männer. Der Nebel legte sich in winzigen Tropfen auf ihr Gesicht. Ein grauer Turm wuchs immer deutlicher aus dem Nebel heraus. Und noch etwas anderes: Zwei Wachen standen dort, offensichtlich Soldaten. Geräuschlos schlichen sie sich weiter an. Hans und Leander sprangen gleichzeitig hinter die Wachen und schlugen ihnen die Faust an die Schläfen. Lautlos sackten die Männer zusammen.
    »Haltet sie mit euren Pistolen in Schach«, rief Leander halblaut seinen Gefährten zu.
    Er bückte sich und suchte fieberhaft in der Rocktasche des einen Soldaten nach dem Schlüssel, schüttelte den Kopf. Bei der anderen Wache wurde er fündig. Es war ein Bund mit mehreren Schlüsseln.
    »Notfalls gebraucht ihr Gewalt«, wies er seine Kameraden an. Er drehte den Schlüssel im Schloss und stieß die Tür auf. Elisabeth folgte ihm in das Dunkel des Turms. Vorsichtig stiegen sie eine steile Wendeltreppe hinauf, bis sie zu einem Raum kamen, in dem ebenfalls völlige Dunkelheit herrschte.
    »Ist da jemand?«, rief Leander. Es herrschte vollkommene Stille. Dann war etwas wie das leise Rasseln von Ketten zu hören.
    »Wer ist da?«, kam es aus der Richtung. Es war eine heisere, gebrochene Stimme, aber unverkennbar die des Kardinals. Elisabeths Herz machte einen Sprung vor Freude. Leander nestelte einen Zunderschwamm und einen Feuerstein heraus und machte Feuer. Einen Augenblick lang glimmte der Schwamm auf, erhellte den Raum, um dann wieder zu erlöschen. Elisabeth hatte genug gesehen. Der Kardinal war mit Ketten an einen Eisenring gebunden, der in die Wand eingeschlagen war.
    »Wir kommen, dich zu holen, Thomas«, sagte Elisabeth. Sie kniete sich vor den Kardinal und nahm seinen Kopf in ihre Hände.
    »Bin ich froh, dass wir dich endlich wiederhaben«, sagte sie.
    »Und ich dachte schon, sie kommen, um mich ins Jenseits zu befördern«, meinte der Kardinal und hustete. »Furchtbar kalt hier drinnen!«
    Leander machte sich mit seinem Schlüsselbund an der Kette zu schaffen. Schließlich hatte er den richtigen erwischt. Die Kette fiel klirrend zu Boden. Beide griffen dem Kardinal unter die Arme, um ihm aufzuhelfen. Sie schleppten ihn die Stufen hinunter, aus der Tür hinaus. Die Wachen waren immer noch bewusstlos, sie stöhnten leise.
    Im Dormitorium gingen Lichter an. So schnell es dem Kardinal möglich war, rannten sie über die Wiese auf das Seitentor zu. Vom Kloster her war das Trappeln von Schritten zu hören, die sich in ihre Richtung bewegten. Schon waren sie draußen. Schnell entfernten sie sich von der Pforte. Elisabeth hoffte, dass der Nebel sie gänzlich verschlucken würde.
    Am Morgen hatte sich der Nebel über der Festung Breisach aufgelöst. Eine schwache Sonne kam zum Vorschein. Bernhard von Sachsen-Weimar berief Jakob und seine anderen Offiziere zu sich.
    »Soeben erreichte mich ein Bote«, sagte Bernhard und blickte seine Männer triumphierend an. »Er berichtete mir, dass Kardinal Weltlin in der letzten Nacht in Freiburg befreit wurde. Man hatte ihn im Dominikanerkloster versteckt.«
    Gott sei’s gelobt und getrommelt, dachte Jakob.
    »Warum ist er denn so lange nicht gefunden worden?«, fragte er.
    »Weil er im Karzerturm gefangen war. Als meine Männer dort nachsahen, hatten sie ihn wohl woanders hingebracht«, gab Bernhard zur Antwort.
    »Dieses Lumpenpack!«, stieß Jakob hervor.
    »Jetzt brauche ich keine Rücksicht mehr auf den Abgesandten des Kaisers zu nehmen«, fuhr Bernhard fort. »Ich werde ihm heute noch den Kopf abschlagen lassen!«
    »Meinst du nicht, dass das die Fronten zwischen dem Kaiser und uns noch mehr verhärtet?«, warf Jakob ein. »Schließlich soll ja noch ein zweiter Gesandter da sein, der Elisabeth
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