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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal
Autoren: Christa S. Lotz
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sein Land zurückgekehrt.«
    Ein weiterer Schatten löste sich aus dem Dunkel und trat in den Schein des Feuers. Es war der andere Mönch, groß und kräftig, wieder mit seinem Radmantel bekleidet. Doch diesmal hatte er die Kapuze nicht vor das Gesicht gezogen. Es war totenbleich, der Mund stand wie eine blutrote Wunde darin. Der Mönch zog eine Pistole aus seinem Mantel und richtete sie gegen Elisabeth und den Kardinal.
    »Mitnichten bin ich in mein Land zurückgekehrt!«, rief er. »Habe ich euch endlich erwischt, ihr gotteslästerlichen Hurensöhne und Töchter des Satans! Ich, Gabriel Solarius, Gesandter des Kaisers Ferdinand III. und Papst Urban VIII., werde euch richten, so wie ihr später von Gott gerichtet werdet!«
    »Was erdreistet Ihr Euch …«, begann der Kardinal. Alle anderen waren vor Schreck wie gelähmt.
    »Rührt euch nicht von der Stelle!«, drohte der Mönch. »Keiner bewegt sich, andernfalls werde ich euch alle töten, zuerst diesen windigen Lutheranbeter, dann seine Buhle, die so tut, als koche sie für ihn.«
    Elisabeths Mutter entfuhr ein unterdrückter Schrei. Die anderen Menschen schauten teilnahmslos vor sich hin und fuhren fort, Stücke von den Ochsen abzuschneiden und sie sich in den Mund zu schieben. Der Mönch rief: »Meine Herren, Kaiser und Papst, haben ihr Ziel, die Festung Breisach und die Stadt Freiburg zurückzuerhalten, nicht erreicht. Das ist den Machenschaften dieser beiden zu verdanken!« Er fuchtelte mit dem Pistolenlauf in Elisabeths und des Kardinals Richtung.
    »Wo habt ihr die Lutherbibel versteckt? Wo sind die Schmähschriften der Autoren, welche die heilige Kirche in den Schmutz gezogen haben? Sagt es, schnell, ehe ich mich vergesse!«
    Elisabeth sah, dass auf der Stirn des Kardinals Schweißperlen glänzten.
    »Gebt auf, Gabriel Solarius«, sagte Kardinal Weltlin in gelassenem Ton, für den Elisabeth ihn bewunderte. »Hier ist für Euch nichts mehr zu retten.«
    »Wo habt Ihr die Bibel versteckt? Wo sind die anderen Bücher?«
    »Ich habe sie bei mir, in meinem Felleisen«, sagte der Kardinal. »Lasst das Mädchen in Ruhe, verschont die unschuldigen Leute, ich werde mit Euch gehen und Euch die Bücher ausliefern.«
    »Wo sind sie?«
    »Hier.« Der Kardinal zeigte auf die Tasche, die neben ihm stand.
    Mit einem Sprung, schnell wie der einer Katze, hatte der Mönch sich auf die Tasche gestürzt, sie untersucht und sich auf den Rücken gebunden, die Pistole weiterhin auf Elisabeth undden Kardinal gerichtet. Er bedeutete ihnen mit einem Zeichen, vor ihm herzugehen. Elisabeths Herz klopfte bis zum Hals, ihre Hände waren schweißnass. Was würde er mit ihnen machen? Sie einfach erschießen und in einer der Gassen liegen lassen? Was würde Jakob tun, was ihre Eltern? Konnten sie überhaupt etwas unternehmen, ohne den Tod von ihnen beiden heraufzubeschwören? Ihre Zähne klapperten gegeneinander.
    »Ja, jetzt hast du Angst, Kardinalsdirne«, sagte der Mönch hinter ihr. »Ich rieche es förmlich, und ich weide mich daran. Du wirst mich nicht mehr zum Narren halten, du nicht, der Kardinal nicht und auch niemand sonst. All deine Helfershelfer wird der Teufel holen, Gott hat mich ausersehen, die reine Lehre in der Welt zu verbreiten und alles auszumerzen, was sich in teuflischer Absicht dagegenstellt.«
    Ihre Schritte klapperten den Marktplatz hinunter. Hinter ihnen war nur leises Gemurmel zu hören. Immer tiefer trieb der Mönch sie in die Gassen hinein, aus dem Tor der Stadt hinaus. Es war bitterkalt, die Wolken trieben in dunklen Fetzen am Himmel dahin. Ab und zu wurden der Halbmond und ein paar eisig blinkende Sterne sichtbar. Elisabeth fror entsetzlich. Sie erreichten den Platz, an dem die Belagerung stattgefunden hatte. Die Zelte waren verlassen, vom Rhein her waren Stimmen und Gesänge zu hören. Wahrscheinlich feierten die überlebenden Soldaten, brieten Ochsen und Schweine an Spießen und tranken roten Wein. Verwesungsgeruch wehte heran, der sich immer mehr verstärkte. Sie stiegen auf einen kleinen Hügel und machten Halt. Bei dem Anblick, der sich ihr bot, wurde Elisabeth starr vor Schreck. Es war der Kopf des anderen Mönchs, den Bernhard auf einen Spieß gesteckt und öffentlich zur Schau gestellt hatte. Das pockennarbige Gesicht war leichenblass, leere Augenhöhlen, in denen Maden krabbelten, blickten sie an, getrocknetes Blut klebte am Hals, der sich grünlich verfärbt hatte. Der süßliche Gestank war unerträglich.
    »Ich habe mir überlegt, welche Strafen
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