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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer
Autoren: Linda Fairstein
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eine wunderbar klare Frühlingsnacht, und ich kann Manhattan von hier aus praktisch berühren. Strawberry Fields, Rosen in Spanisch-Harlem, die Lichter des Broadway … alles nur einen Katzensprung entfernt. Zählt das nicht?«
    »Erwarte nicht, diese Argumentation in meinem Schriftsatz fürs Gericht wieder zu finden.«
    »Ich bin bereit, dem Lastwagenfahrer zu sagen, dass er den Motor hochjagen soll. Hast du den Mumm, das durchzuziehen?«
    Ich holte mein Handy aus dem Auto und hinterließ meiner Sekretärin eine Nachricht auf ihrer VoiceMail, damit sie sie morgen Früh als Erstes erhalten würde. »Hey, Laura, hier ist Alex. Könnten Sie bitte einige Kopien des Abschnitts 20 / 40 des Strafverfahrensrechts machen, betreffs geographischer Zuständigkeit? Ich brauche eine Kopie für Battaglia und mich und eine für McKinney.«
    »Cleo war nie wirklich im Staate New Jersey, oder? Sie hat den Laderaum des Trucks nicht verlassen und nie ihren Fuß auf Jersey-Boden gesetzt.«
    »Und der Truck ist ein gängiger Spediteur, Mr. Chapman. Wenn es sich um Mord handelt, kann er in jedem Bezirk, den der Lastwagen durchquert hat, strafrechtlich verfolgt werden. Wir wissen nicht, wie lange unser Opfer schon tot ist, oder?«
    »Nun, ich könnte eine fundierte Vermutung -«
    »Ich bitte dich, das nicht zu tun. Im Moment gehe ich in gutem Glauben davon aus, dass sie entweder auf der Tenth Avenue auf dem Weg zum Lincoln-Tunnel oder vor der Auffahrt zur George-Washington-Brücke gestorben ist. So oder so fällt es in unseren Zuständigkeitsbereich. Sobald ein forensischer Pathologe den exakten Todeszeitpunkt festgestellt hat, wissen wir wahrscheinlich genauer, wo sie gewesen war, als sie ermordet wurde, aber zum jetzigen Zeitpunkt will ich das gar nicht wissen.«
    »Sie wird mit großer Wahrscheinlichkeit eine professionellere Obduktion und bessere Aussichten auf eine erfolgreiche Strafverfolgung haben, wenn wir sie nach Manhattan schaffen. Lass uns den Lastwagen wieder auf die Straße bringen und es dem Gerichtsmediziner erklären. Ich komme morgen Vormittag in dein Büro, nachdem du mit Battaglia gesprochen hast. Lass dich von Thibodaux sicher nach Hause bringen.«
    »Werdet ihr hinter dem Lastwagen herfahren?«, fragte ich Mike. »Ich glaube, ich bin drauf und dran, meine erste Leiche zu entführen.«
    Ich schloss die Tür zu meiner Wohnung auf und ging in die Küche, ohne das Licht einzuschalten. Ich hielt ein Glas unter die Eismaschine und ließ vier oder fünf Eiswürfel hineinfallen. Die Karaffe auf der Bar war von meiner Haushälterin aufgefüllt worden, und ich lauschte, wie der Dewar’s, den ich mir einschenkte, die Eiswürfel knackte und an die Oberfläche trieb. Ich presste das kühle Glas einige Sekunden gegen die Stirn, bevor ich den ersten Schluck nahm.
    Auf dem Weg ins Badezimmer nahm ich meine Uhr ab und legte sie auf die Frisierkommode. Es war fast zwei Uhr morgens, und ich musste vor acht Uhr im Büro sein, um einem Detective mit einer Klägerin zu helfen, deren Geschichte keinen Sinn machte. Ich zog meinen zerknitterten Anzug aus und hängte ihn über die Rückenlehne eines Stuhls. Er würde nach der Reinigung wahrscheinlich in den Secondhandladen wandern, da ich mir kaum vorstellen konnte, ihn jemals wiedersehen zu wollen. Ich würde ihn nie tragen können, ohne an die Leiche in dem Sarg auf dem Lastwagen zu denken.
    Ich drehte das Wasser auf und wartete, bis der Spiegel beschlagen war, damit ich mich nicht ansehen musste. Dazu war ich zu müde. Meine Augenringe waren so zahlreich wie die Jahresringe der ältesten Mammutbäume. Ich öffnete das Badeschränkchen, um ein Duschöl mit beruhigender Wirkung zu suchen. Ich schob das Rosmarin- und Lavendelöl beiseite und las das Etikett auf dem Kamillebad. Nina Baum und Joan Stafford, meine besten Freundinnen, wüssten, was das Richtige wäre. Wie ich mich kannte, würde ich mich dick mit etwas Aufmunterndem einseifen.
    Nachdem ich geduscht und meine Haare gewaschen hatte, ging ich, noch während ich mich abtrocknete, mit meinem Drink ins Schlafzimmer. Der Wecker war bereits für halb sieben gestellt, also schlug ich das weiche Baumwolllaken zurück, setzte mich ins Bett und genoss das kühle Dunkel des Raums.
    Eine Hand strich mir unter der Bettdecke über den Oberschenkel. Ich drehte den Kopf und sah Jakes dunklen Haarschopf auf dem blassgelben Kopfkissenüberzug. »Glatter Marmorschliff, perfekt geformt. Das muss die Venus von Milo sein.«
    Ich rollte mich zur Seite,
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