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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer
Autoren: Linda Fairstein
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mehr Angst gemacht.«
    Mike war auf den Gang hinausgegangen, um sich die Waffen anzusehen. »Nicht geladen. Keine einzige. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob sie noch funktionieren würden.«
    »Ich komme mir so dumm vor«, sagte Clem und sah zu ihm auf. »Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich nie getan, was er mir befohlen hat.«
    »Hey, Sie sind am Leben. Was immer Sie getan haben, war richtig. Wir waren auch nicht schlauer als Sie«, sagte Mike.
    »Wir bringen sie hinüber ins Roosevelt Hospital«, sagte einer der Sanitäter. »Sie können dort mit ihr reden. Aber wir müssen sie durchchecken lassen.«
     
    »Noch ein paar Minuten. Ich muss zuerst mit den Detectives sprechen. Bitte!«
    Die Sanitäter nahmen widerwillig ihre Ausrüstung und gingen hinaus auf den Flur.
    Clem saß mit verschränkten Beinen auf dem Boden und rieb sich die Fußknöchel, während sie sprach. »Er hat mir ein paar Sachen über Katrina erzählt. Darüber, warum -«
    Sie sah zu mir auf und biss sich fest auf die Unterlippe, als könne sie damit ihren Tränenfluss zum Versiegen bringen. »Deshalb dachte ich, dass er mich auch umbringen würde. Und sich selbst. Er hatte die Waffen. Und er wusste, dass die Pfeilspitzen vergiftet waren. Dann nahm er eines der Kriegsbeile.«
    Dieses Beil war wahrscheinlich der Grund gewesen, warum der Chief of Detectives den Befehl gegeben hatte, den Raum zu stürmen.
    »Wussten Sie von der Treppe in Mamdoubas Büro?«
    »Nein, nie davon gehört. Diese Türmchen sind ein begehrter Bereich. Dort haben nur die hohen Tiere Zutritt. Ich habe nie viel Zeit dort verbracht.«
    »Hat er die Pistole schon gehabt, als er Sie dort überrumpelt hat?«
    »Ich habe ihn nicht kommen hören. Ich konnte natürlich nicht widerstehen« - sie lächelte -, »mich auf Mamdoubas Schreibtisch umzusehen, nachdem Sie mit ihm hinausgegangen waren. Ich wollte einen Blick auf seine Papiere werfen, während Sie sich im Vorzimmer stritten. Das ist der Teil von mir, der sich vermutlich nie ändern wird.«
    »Und Poste?«
    »Die Tür ging auf. Ich blickte mich um, und er hielt die Pistole direkt auf mich gerichtet. Er packte mich an der Hand und drohte, mich zu erschießen, wenn ich auch nur einen Ton von mir geben würde.«
    »Wusste er, dass Sie dort waren?«
    »Nein. Ich vermute, er wusste, dass Sie dort waren. Er ist wahrscheinlich der Einzige, der über diese Treppe Bescheid wusste. Er hat als Junge dort gespielt, wenn er mit seinem Vater hierher kam. Das hat er mir erzählt, als wir hier oben waren. Er wusste sogar, wessen Büro das früher gewesen war.«
    »Aber warum war er dort?«
    »Um Ihr Gespräch mit Mamdouba zu belauschen und herauszufinden, was Sie bisher über den Mord in Erfahrung gebracht hatten. Vor allem, nachdem Zimm ihm gesagt hatte, dass ich vielleicht heute Abend kommen würde. Er wollte nur zuhören. Er hatte nicht erwartet, mich allein dort vorzufinden. Deshalb hatte er auch keinen Fluchtplan. Er hatte keine Ahnung, wie er mich loswerden sollte. Nur einen Ort, um mich zu verstecken, bis er sich etwas ausgedacht hatte. Nur diese, diese -« Clem tat sich schwer, diese grausige Ansammlung menschlicher Gebeine zu benennen.
    »Knochenkammer«, sagte Mike.
    »Wusste Erik, was sein Vater getan hatte?«, fragte ich.
    »Sie meinen die Gräberschändung? Nicht als Kind. Er erfuhr erst ungefähr vor einem Jahr davon, als er anfing, an der gemeinsamen Ausstellung mitzuarbeiten. Sein Bruder hat es ihm erzählt.«
    »Sein Bruder?«, fragte Mike.
    »In einem unserer Interviews hat er uns von seinem älteren Bruder erzählt, der in Afrika geblieben ist, erinnerst du dich? Um die Arbeit seines Vaters fortzusetzen.« Ich war davon ausgegangen, dass das bedeutete, dass er Safaris leitete und Forschungsreisen für Museen unternahm.
    »Kirk van der Poste, ein Halbbruder. Acht Jahre älter als Erik. Seine Mutter starb an Malaria. Der Vater heiratete ein zweites Mal und starb, als Erik zwölf Jahre alt war. Als er Kirk schrieb, dass er an einer gemeinsamen Ausstellung mit dem Naturkundemuseum arbeitete, erzählte ihm dieser, dass alle Sammlungen ihres Vaters eingelagert werden sollten. Schlimmer noch, man wolle sie den Eingeborenen zurückgeben.«
    »Woher wusste Kirk das?«
    »Von seinen Kontakten am McGregor in Südafrika.«
    »War denn keiner von den beiden seit ihrer Kindheit hier gewesen?«
    »Wie hätten sie in diese Lagerräume hier oben gelangen sollen? Sie hatten nicht mehr Zugang als Fremde. Letztes Jahr war das erste Mal seit
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