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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer
Autoren: Linda Fairstein
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Erik. Faszinierende Bilder von Ihrem Vater. Bilder von ihm und Ihnen als kleiner Junge.«
    Mir kam es vor, als hätte Mercer schon über eine halbe Stunde lang geredet, ohne eine Antwort zu erhalten. Poste sprach kein Wort, bis Mercer ihn bat, die Waffen niederzulegen.
    »Ich weiß, dass Sie welche bei sich haben, Erik. Sie werden niemanden erschießen. Sagen Sie mir, was wir tun können, um Sie da raus zu holen.«
    »Ihr denkt alle, dass ich von den Waffen keinen Gebrauch machen werde, oder?«
    Seine Stimme hallte durch den Flur. Es war Postes. Sie klang auf Grund der Akustik in dem riesigen Raum sehr laut, wirkte aber gespenstisch ruhig.
    »Wie wär’s, wenn Sie das Mädchen freilassen würden, Erik? Dann können wir -«
    »Was habe ich davon, Mr. Wallace? Werden Sie mich dann nach Hause gehen lassen?« Poste lachte.
    »Ich werde herausfinden, über was Sie so aufgebracht sind, und dann werden wir sehen, ob wir eine Lösung finden können. Mamdouba sagt -«
    »Hören Sie auf mit Ihrem Scheiß über Elijah Mamdouba! Niemand kann eine Lösung finden, Wallace. Es ist eine andere Welt heutzutage. Mein Vater war einmal ein Held. Die Männer, die dieses Museum hier aufgebaut haben, hielten ihn für das Beste, was ihnen je untergekommen ist. Heute ist er hier ein Aussätziger. Ich bin als Kind dabei gewesen, als wir aus Afrika zurückgekommen sind. Jeder hier im Museum küsste den Boden unter seinen Füßen.«
    »Das ist noch immer der Fall.«
    »Jetzt dreht sich alles nur um die Rettung des Planeten und den Artenschutz. Denken Sie, dass es Wissenschaftler waren, die all diese Tiere da unten hierher gebracht haben? Es waren Jäger, Herrgott noch mal! Für sie war es ein Sport. Wenigstens war mein Vater ehrlich. Reiche Briten und Amerikaner gaben ein Vermögen aus, um in das Herz der Finsternis zu reisen.
    Wie, zum Teufel noch mal, denken Sie, dass man diese Dioramen da unten gefüllt hat?«
    Mercer hatte darauf keine Antwort. »Sind Sie als Kind mit ihm auf Safari gegangen?«
    »Zu der Zeit war schon alles anders. Als mein Vater jung war, bevor die >Zivilisation< Afrika erreichte«, sagte Poste ironisch, »schien der Bestand an wilden Tieren unerschöpflich. Er lernte schießen, um sein Heim und seine Familie zu verteidigen und das Essen auf den Tisch zu bringen.«
    Ich hörte ein Geräusch, so als würde er seine Stellung verändern.
    »Diese Narren, die zu einer Expedition rüberkamen, schossen alles, was ihnen vor die Nase kam. >Sie haben Ihren Elefanten<, sagte mein Vater. >Sie haben das, weswegen Sie hierher gekommen sind.< >Dann schießen wir noch einen. Einen fürs Museum, zwei für mich. Und danach, Willem, noch ein paar Gorillas. Vielleicht auch einen oder zwei Kannibalen.< Sie wären in Gefahr gewesen, Wallace. Der gute alte Teddy-Roosevelt-Geist. Prima! Alles war prima!«
    Jetzt hatte ihn Mercer so weit. Wenn ich es richtig verstand, war das gut für Clem.
    »Und Ihr Vater?«
    »Er warnte die Jäger, das Museumskuratorium, alle. Er sagte ihnen, dass es nicht genug Tiere gebe, um alle zufrieden zu stellen. Niemand hörte auf ihn.«
    »Aber seine Sachen, seine Sammlungen sind alle -«
    »In Vergessenheit geraten. Das sind sie. Ich bin früher an seiner harten, schwieligen Hand durch die Hallen hier gegangen. Sein Name stand überall, auf allen Schildern. Für die Leute hier - das Kuratorium, die Administratoren - war er ein ganz Großer. >Das hier ist meiner, Erik<, pflegte er zu sagen und mir die entsprechende Geschichte zu erzählen. >Siehst du diesen Kronenadler? Er hatte sich einen ausgewachsenen Affen geschnappt und wollte sich mit ihm aus dem Staub machen. Ich hab ihn mit einem Schuss erledigt, in seinem eigenen Nest.< Jetzt ist Willem van der Poste tabu. Alles, was einmal ihm gehörte, ist jetzt in einer Kiste oder einer Kammer. Mamdouba? Er könnte keinen Elefantenstoßzahn finden, wenn sein Leben davon abhängen würde.«
    »Ist es das, was Sie wollen, Erik? Wollen Sie -?«
    »Ich habe, was ich will, Detective. Ich habe genau das gefunden, was ich will.«
    Jetzt ging er in dem engen Raum auf und ab. Wir konnten alle seine Schritte hören.
    »Das Mädchen«, sagte Mercer mit lauter und bestimmter Stimme. »Rühren Sie sie nicht an!«
    Alle bewegten sich gleichzeitig.
    Mercer stand auf und rückte noch näher an Postes Versteck. Kerry ging hinter ihm in Position. Über uns brachten die beiden Scharfschützen ihre Gewehre in Anschlag.
    »Langsam, Erik. Gehen Sie von dem Mädchen weg. Lassen Sie Clem in
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