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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer
Autoren: Linda Fairstein
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Ruhe. Ich möchte hören, was Sie zu sagen haben.«
    Poste musste dem Befehl, von Clem wegzugehen, Folge geleistet haben. Mercer reckte nach ein paar Sekunden den Arm in die Luft und signalisierte mit Zeigefinger und Daumen, dass die Situation fürs Erste in Ordnung war.
    Kerry kam wieder zu uns. »Er hat etwas in der Hand. Sieht aus wie ein kleiner Pfeil, soweit man das sehen kann. Er ist sich damit über den Unterarm gefahren, während er mit Mercer gesprochen hat, so als ob er sich kratzen würde. Zuvor hatte er sich über Clem gebeugt und ihr die Spitze in den Kopf gedrückt.«
    »Die Schusswaffen?«
    »Er hat sie beiseite gelegt, als er zu reden anfing.«
    »Was ist schlimmer?«, murmelte ich vor mich hin.
    »Die Kamera kann ein Regal mit scharfen Objekten erkennen. Sie scannt gerade den Raum, während er auf und ab geht. Pfeile in allen Größen. Ein Haufen primitiver Waffen«, sagte Kerry und lauschte erneut den Informationen, die ihr und Mercer übermittelt wurden.
    »Vergiftete Jagdpfeile«, sagte Mike. »Wahrscheinlich aus Papas Sammlung.«
    »Ihre Zeugin hat doch Knochen gesucht, oder?«, fragte Kerry. »Jetzt hat sie sie. Rundherum Regale voller Menschenschädel. Ein paar Skelette hängen direkt über ihrem Kopf.«
    »Sei vorsichtig mit dem, was du dir wünschst«, murmelte Mike.
    »Jetzt ist ihm etwas unheimlich zu Mute«, sagte Kerry.
    »Er versucht herauszufinden, woher Mercer wusste, dass er so nahe neben Clem stand.«
    »Kann er die Kamera denn nicht sehen?«
    »Sie ist so groß wie eine Erbse, Coop. Sie ist direkt über ihm, auf gleicher Höhe wie die Holzbretter. Er würde sie sogar bei guter Beleuchtung kaum sehen können, und da drinnen ist es zappenduster.«
    Mercer versuchte, wieder eine Verbindung zu ihm herzustellen. »Sie müssen Clem freilassen. Dann können Sie und ich einen Deal aushandeln, okay?«
    »Es ist zu spät für einen Deal. Das weiß ich.«
    »Warum? Sie haben ihr noch nicht wehgetan, oder? Es wird ihr gut gehen.«
    »Und ihre ängstliche kleine Freundin vergessen Sie einfach? Katrina? Tun Sie das für mich?« Jetzt zog er Mercer auf, weil er wusste, das wir genauso wenig weiterwussten wie er.
    Mercer stemmte die Hände in die Hüften und legte den Kopf in den Nacken. Er hatte eine Stunde lang versucht, Poste davon abzuhalten, die Tote zu erwähnen. Sobald Katrina ins Spiel kam, wusste Poste, dass ihm ein langer Gefängnisaufenthalt bevorstand.
    »Er hat einen Schädel vom Regal genommen. Nein, er hat ihn wieder zurückgelegt. Jetzt hat er wieder eine Waffe in der Hand. Irgendeine Axt oder ein Beil.« Mich fröstelte bei Kerrys Kommentar. Während all die Cops, die das Dachgeschoss des Museums umringten, hoch entwickelte Waffen in der Hand hatten, hatte Poste Clem mit einem Arsenal primitiver Todesinstrumente in seiner Gewalt.
    »Katrina ist dahinter gekommen. Das heißt, das stimmt nicht ganz. Es war Clementine hier, die die Saat gesät hat. Wissen Sie, was mit den Großwildjägern passiert ist, nachdem die Tiere ausstarben? Nachdem die Männer, die von diesem Museum verehrt wurden - Akeley und Lang und Chapin -, sie unnötigerweise alle umgebracht hatten?«
    »Erzählen Sie es mir. Erik.«
    »Sie wurden Totengräber. So nennst du sie doch, oder?«
    »Er ist wieder neben ihr«, flüsterte Kerry. »Er stochert mit einem Pfeil - einem anderen diesmal - an ihrer Wirbelsäule herum.« Sie schlüpfte aus unserer Nische und stellte sich einen halben Meter hinter Mercer, um ihm bei Bedarf assistieren zu können.
    Mike stand auf und folgte Kerry. »Rühr dich nicht vom Fleck, Coop! Das ist ein Befehl.«
    Aus allen Richtungen näherten sich Polizeiteams. Niemand würde zulassen, dass Clem etwas geschah. Irgendein Boss rang gerade mit der Entscheidung, wie und wann man den Raum stürmen sollte. Ab einem bestimmten Punkt, wenn die Geisel ernsthaft in Gefahr war und man mit Reden nicht mehr weiterkam, würde das Team brutale Gewalt anwenden.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen, Erik. Sagen Sie mir, wovon Sie sprechen.«
    »Es kam eine Zeit, da gab es keine Tiere mehr, um sie an die großen Museen in Amerika und Europa zu verkaufen. Diese Gierhälse haben einige der außergewöhnlichsten Tiere der Welt ausgerottet. Weiße Nashörner, Okapi, Waldgorillas. Sie können sie heute an einer Hand abzählen.«
    »Das ist nicht die Schuld Ihres Vaters. Das -«
    »Wir haben Gesellschaft, Wallace, nicht wahr? Wir sind nicht allein bei unserer Plauderei, oder? Die Akustik hier ist für Sie nicht
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