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Die Knochenkammer

Titel: Die Knochenkammer
Autoren: Linda Fairstein
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gewesen sein, wenn sie damals so lange im Krankenhaus war«, sagte ich.
    »Sie war krank, das stimmt. Geisteskrank. Sie hat zeit ihres Lebens an einer tiefen Depression gelitten. Erik hatte bereits als Jugendlicher jeden Kontakt mit ihr abgebrochen.«
    »Sie wussten davon?«
    »Nein, nein. Aber Erik ging davon aus, dass Katrina es mir erzählt hatte. Er redete von seiner Mutter, während er mich fesselte. Ich setze es aus den Bruchstücken zusammen, die er faselte.«
    »Hat sich seine Mutter mit Katrina getroffen?«
    »Nicht nur das, sondern sie hat ihr auch die Feldtagebücher aus Willems letzten Jahren gegeben. Diejenigen, die Kirk nicht geerbt hatte. Er hatte noch viel mehr zu verbergen als geschmuggeltes Elfenbein.«
    »Was -?«
    Clem holte tief Luft und sah mich an. »Er ist nicht so gestorben, wie Erik es Ihnen erzählt hat. Nicht als edler Jäger, der die Tiere vor Wilderern beschützt hat.«
    »Sondern?«
    »Willem van der Poste leitete eine Touristensafari. Er wurde von einem Elefantenbullen beinahe zu Tode getrampelt. Er schickte die Touristen mit einigen Führern weiter, damit sie Hilfe holen konnten. Er konnte nicht jagen, er konnte seine Beine nicht bewegen.«
    Wir sahen Clem schweigend an und warteten darauf, dass sie weitersprach.
    »Tage vergingen. Er hatte kein Essen mehr, keinen Nachschub.« Sie blickte zu den Knochen, die rundherum auf den Regalen lagen. »Es ist wirklich unvorstellbar. Er erschoss seinen Diener, seinen Träger. Der Eingeborene, der ihm Afrika gezeigt und ihn jahrzehntelang beschützt hatte. Er schlachtete ihn aus -«
    »Sie brauchen nicht weiterzuerzählen. Wir können es uns denken«, sagte Mike. »Kein Wunder, dass seine Frau ihren Namen ändern wollte.«
    Und kein Wunder, dass sie nie aus ihrer Depression auftauchte, nachdem sie die Wahrheit erfahren hatte.
    »Also eines Abends im letzten Dezember, als Katrina mit den Feldtagebüchern, die van der Postes Ruf völlig ruiniert hätten, aus dem Sanatorium zurückkam, machte sie den Fehler, sie Erik zu zeigen. Naiverweise dachte sie, dass er daraufhin unsere Seite ergreifen würde und den Eingeborenen, die so lange so schlecht behandelt worden waren, helfen würde.«
    »In der Nacht muss er beschlossen haben, sie umzubringen«, sagte ich.
    »Mit einer kräftigen Dosis Arsen«, fügte Mike hinzu. »Irgendwo in diesem Mausoleum.«
    Ich sah mich in der Kammer mit der unheimlichen Schädel- und Skelettsammlung um. »Hier oben?« Mercer bezweifelte das. »Vielleicht hat sie diesen Raum gefunden - und noch viele andere wie diesen hier. Aber wahrscheinlich hat er sie im Keller umgebracht. Zimm zeigte mir ein paar Stellen, die man ohne ein Sonargerät nie finden würde. Abgelegen, kühl, trocken. Große, leere Behälter, in die eine Tierleiche, doppelt so groß wie Katrina, hineinpassen würde. Wo man nichts sehen, nichts riechen kann. Sobald er seinen Sarkophag an Ort und Stelle hatte, legte er sie hinein und machte den Deckel zu.«
    »Denkst du, dass Bermudez sein Komplize war?«
    »Unwissentlich.« Clem versuchte aufzustehen, und ich half ihr auf die Beine. Sie machte Kniebeugen, um ihre Durchblutung wieder anzukurbeln. »Ich fragte ihn, ob ihm der Mann, der letzte Woche vom Dach des Met gestürzt war, dabei geholfen hat, Katrina . Sie wissen schon . wehzutun. Ich dachte, dass er vielleicht Selbstmord begangen hatte, aus Reue über seine Tat.«
    »Was hat er gesagt?«
    »Dass ich dumm sei. Er meinte wohl, dumm genug, um zu denken, dass er sich von einem einfachen Arbeiter helfen lassen würde. Bermudez war der Vorsteher der Mannschaft, die den Sarkophag auf den Truck verladen hatte. Er muss die Sache mit Katrina in der Zeitung gelesen haben und ist in Postes Büro gekommen. Poste sagte, dass Bermudez vermutete, dass er etwas über Katrinas Tod wisse, und Geld verlangte. Erpressung. Poste gab ihm eine Anzahlung und sagte ihm, dass er ihm gegen Ende der Woche mehr Geld geben würde. Anscheinend wusste jeder, dass der arme Mann jeden Freitagvormittag die Wasserbehandlungsanlage überprüfte.«
    »Er hat zugegeben, Bermudez vom Dach gestoßen zu haben?«
    »Er lachte mir nur ins Gesicht und sagte, dass sie letzten Freitag auf dem Dach getrennte Wege gegangen wären.«
    Über uns breitete sich der gesamte Frühlingshimmel aus. Das Hinterteil von Ursa Major, des Großen Bären, war deutlich erkennbar. Der Polarstern zeigte auf Leo, der sich nach Osten zur Konstellation der Virgo hin neigte. Und im Nordosten ging gerade zum ersten Mal der
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