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Die Knochen der Goetter

Die Knochen der Goetter

Titel: Die Knochen der Goetter
Autoren: Boris Pfeiffer
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und hat von ihm verlangt, dass er ihr goldene Katzen macht.«
    »Genau«, sagte das dunkelhaarige Mädchen, ohne aufzublicken.
    »Wofür denn eigentlich?«, fragte No und sah Coralia mit großen Augen an.
    »Wofür schon, Frischling? Denk doch mal nach. Natürlich für ihre Grabkammer. Alle solchen Kunstwerke sind bei Pharaonen für die Grabkammer.«
    Rufus nickte. »Sie hat recht, No. Das hättest du dir auch mal selber denken können.«
    No stöhnte auf. »Danke, ihr Oberschlaumeier. Aber das behauptet ihr auch nur. Ihr wisst überhaupt nicht, ob die Pharaonin diese Katzen jemals bekommen hat. Und deswegen wisst ihr auch nicht, ob das das Artefakt ist, nach dem wir vielleicht suchen. Das weiß keiner von euch, oder?«
    Er grinste Rufus an.
    »Du hast gewonnen«, gab Rufus zu. »Eins zu null für dich.«
    »Pfff«, schnaufte Coralia. »Natürlich hat sie sie bekommen!«
    »Echt?« No sah sie neugierig an. »Woher weißt du das denn? Das kannst du doch gar nicht wissen.«
    »Ach nein?« Coralia blickte auf. »Und wieso bist du dir da so sicher?«
    »Ja«, sagte auch Rufus. »Das weißt du nicht, No.«
    Auf Coralias Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. »Genau! Noch nie was von Miles Monk gehört, was?!«
    »Miles wer?«, fragte No.
    Coralia spitzte die Lippen. »Du solltest mehr lesen, Frischling. Miles Monk hat vor über zweihundert Jahren auch hier studiert. Er war Fachmann für nicht bestätigte Fragmentgeschichten und gescheiterte Fluten …«
    »Das stimmt! Coralia! Du hast recht, wie konnte ich das nur vergessen?«, ertönte plötzlich Meisterin Iggles Stimme. Die Magistra Bibliothecaria kam hinter einem Regal hervor und hielt zwei völlig zerfledderte Atlanten in der Hand. »Natürlich, ausgezeichnet! Fünf Erkenntnispunkte für dich!«
    Coralia lächelte geschmeichelt.
    »Und was war jetzt mit dem Grab?«, fragte Filine.
    Coralia räusperte sich. »Monk berichtet von einer winzigen Flut, in der nichts als ein Teil einer Grabkammer gesehen wurde. Die Flut hat sich nicht weiterentwickelt, aber Monk beschreibt, dass es sich um eine ägyptische Grabkammer des Neuen Reichs gehandelt hat, wie einige der Grabbeigaben belegen. Außerdem meinte er, dass es das Grab einer unbekannten Frau von hohem Rang gewesen sein müsste, den Bildern an der Wand nach zu urteilen. Und in der Kammer sah er auch eine goldene Katze, die seltsamerweise einen nubischen Einfluss verriet.« Selbstzufrieden wandte sie sich Meisterin Iggle zu. »Ich finde, das wäre auch zehn Punkte wert.«
    Die Meisterin runzelte die Stirn. »Ich hole das Buch«, sagte sie knapp.
    Kurz darauf stand die Bibliothekarin wieder vor ihnen. »Monks Werke stehen nicht bei den gesicherten Flutberichten, sondern bei Unsicherheiten und Halbwahrheiten. In diesem Gebiet gibt es zu viel Unverlässliches, um sich im Studium immer darauf zu verlassen. Aber in diesem Fall passt tatsächlich alles!«
    Meisterin Iggle zog ein Buch hervor und schlug es auf. Das Buch öffnete sich an einer Stelle wie von selbst.
    Filine trat vor und nahm es der Meisterin vorsichtig aus der Hand. »Sehen Sie nur, da ist ein Eselsohr in der Seite.« Sie sah Coralia an. »Ein Eselsohr wie vorhin in dem Buch mit dem Brief des Vorzeichners Menena an seinen Sohn Pai-Iri …«
    Filines grüne Augen schienen Coralia zu durchbohren.
    Coralia wurde blass, aber sie schwieg.
    »Suleiman ist Nubier«, sagte Filine. »Da ist es nur logisch anzunehmen, dass eine Katze mit nubischem Einfluss von ihm sein könnte.«
    »Ja«, nickte Rufus. »Überaus logisch.«
    Er nahm Filine das Buch aus der Hand. »Und hier steht auch, dass in der Kammer ein Thron zu sehen war mit Kobras, in deren Flügeln Kartuschen eingelassen waren, die einen Namen trugen.«
    »Den Namen Anchetcheprure«, sagte Filine tonlos.
    »Wie merkwürdig.« No sah Coralia an. »Das sind ja genau die Informationen, die du angeblich in einer Flutszene bekommen haben willst, während wir die Pharaonin gesehen haben, die Filine mit einer Strafpredigt aus der Zeit Ramses’ III. fertigmachen wollte. Echt der Hammer.«
    Coralia ballte die Fäuste. Aber sie sagte keinen Ton.
    Mitten in das gespannte Schweigen schnappte Rufus plötzlich nach Luft und sah No und Filine an. »Filine, No, wisst ihr was? Wenn das alles ein Trick war, dann geht es natürlich gar nicht um die Goldkatzen. Dann geht es um was ganz anderes. Und ich glaube, ich weiß, was es ist. Ich glaube, es ist – Nauris Katze!«
     
    Es war, als hätten Rufus’ Worte einen Bann
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