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Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza

Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza

Titel: Die Knickerbocker Bande 19 - Die Gruft des Barons Pizza
Autoren: Thomas Brezina
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aus dem Wagen bewegen und ihn vorne an der Stoßstange festhalten“, erklärte er seinen Plan. „Sobald ich das geschafft habe, kriecht einer nach dem anderen heraus. Keine hektischen Bewegungen. Wenn ihr euch langsam bewegt, werden wir es schaffen!“
    Die Knickerbocker hielten die Luft an, als Lieselottes Cousin im Zeitlupentempo seine Beine ins Freie schob. Er beugte den Oberkörper nach draußen und drückte sich langsam aus seinem Sitz. Durch den Gewichtsverlust knirschte es abermals, und die Schnauze des Autos stieg wenige Zentimeter in die Höhe. Axel, Lilo, Poppi und Dominik erschienen diese Zentimeter wie Meter. Das Übergewicht nach hinten wurde größer. Der Absturz kam immer näher und näher. Doch diesmal unterdrückten die Junior-Detektive jeden Schrei. Auch Poppi schaffte es, sich zu beherrschen. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete sie den Schatten des jungen Italieners, als er nach vor lief und die Stoßstange des Wagens packte. Er drückte sie nach unten und versuchte so, das weitere Abrutschen des Autos zu verhindern. Scharf und wie die Schneide eines Messer schnitt die Metallkante in seine Hände.
    Axel spürte plötzlich eine bohrende Unruhe. Er konnte keine Sekunde mehr still sitzenbleiben und hatte nur einen Gedanken: „Raus!“ Er wollte die Wagentür öffnen, doch es klappte nicht. Nun fiel dem Jungen auch der Grund ein. Er hatte vorhin selbst die Tür verriegelt. Der Schweiß trat Axel aus allen Poren, als er mit zitternden Fingern nach dem Knopf tastete, mit dem die Verriegelung gelöst wurde. Aber er klemmte. Wahrscheinlich war der Öffnungsmechanismus in der Tür beim Aufprall beschädigt worden. Axel nahm alle Kraft zusammen, doch der Knopf ließ sich keinen Millimeter in die Höhe ziehen.
    „Ich sitze fest“, keuchte Axel. „Dann bleib völlig ruhig hocken und wirf die Nerven nicht weg“, riet ihm Lieselotte von der Rückbank aus. „Es ist ohnehin besser, wenn zuerst wir hinausklettern und der Wagen hinten leichter wird. Wir helfen dir dann sofort!“
    Doch davon wollte der Junge nichts wissen. Er mußte hinaus. Die Panik, die bohrende Angst und die drohende Gefahr, die von Sekunde zu Sekunde größer wurde, machten ihn blind und taub. Er vergaß seine Kumpels und dachte nur noch an sich. Axel begann zu strampeln und warf seinen Oberkörper auf den Fahrersitz. Verdammt! Wieso waren diese Sportwagen nur so eng? „Rühr dich keinen Zentimeter mehr!“ schrie ihn Lieselotte an, als sie spürte, wie das Fahrzeug wieder zu wippen begann. Aber Axel hörte sie gar nicht. Raus! Raus! Raus! Das waren seine einzigen Gedanken. Er schlug mit Armen und Beinen um sich und robbte über den Schaltknüppel und die tiefen Schalensitze.
    „Bist du wahnsinnig?“ kam von draußen Antonellos Stimme. Durch die Anstrengung klang sie gequetscht und heiser. „Bist du geistesgestört? Langsam bewegen!“ Axel reagierte nicht und kämpfte sich weiter nach draußen. „Du Blödmann, hör auf! Willst du uns umbringen?“ schrie Lieselotte. Endlich konnte der Junge seinen Kopf ins Freie strecken. Mit einer Judo-Rolle ließ er sich aus dem Auto auf den warmen Asphalt fallen. Gleich darauf hörte er ein hohes, schneidendes Quietschen, als ob jemand mit einem Metallnagel über einen Spiegel kratzt. Er drehte sich um und schnappte entsetzt nach Luft. Der Wagen! Der Wagen rutschte nach hinten. Wie aus weiter Ferne hörte Axel die Schreckensschreie seiner Freunde Lilo, Poppi und Dominik. Er sah Antonello, der wie ein Kieselstein vom Wagen nachgeschleift wurde und trotzdem nicht losließ. Und mit einem Schlag wurde ihm klar, was er angerichtet hatte. Axel hatte seine Kumpels nicht nur im Stich gelassen, sondern auch in den Tod gestürzt. Das heißt, noch hing der Wagen an der Felskante. Der Junge sprang auf und wollte die offene Fahrertür packen. Aber sie entglitt ihm und schlug zu. Axel spürte das Blech über seine Handflächen gleiten, doch plötzlich war es weg. Im nächsten Moment ertönte ein lauter Platsch, dem heftiges Blubbern folgte.
    „Mama mia! Kinder! Bambini! Lilo! Poppi! Dominik!“ schrie Antonello. „Lilo! Poppi! Dominik!“ echote es in Axels Kopf. Sie waren im Wagen in die Tiefe gestürzt, wo sie nun im Wasser versanken. Schuld daran war Axel. Der Junge sank nieder und begann hemmungslos zu heulen. Es gab kein Gestern und kein Morgen, und es gab keine Knickerbocker-Bande mehr. Aus! Alles aus!

Todesmutig
     
     
    Die Sekunden des Absturzes würden Lilo, Poppi und Dominik nie vergessen.
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