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Die Klinik

Die Klinik

Titel: Die Klinik
Autoren: Noah Gordon
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sagte er und dachte verdrossen, daß Kittredge der einzige Gewinner dabei war.
    »Wir sollten daran denken, was das Beste für das Kind ist.«
    »Daran denke ich schon seit langer Zeit«, sagte Rafe.
    »Ich habe versucht, meine Ehe aufrechtzuerhalten, um ihm ein erträgliches Leben zu sichern.«
    Samourian seufzte. »Ich versuche nur, ihr alles so leicht wie möglich zu machen. Sie ist sehr sensibel. Zu viele Kämpfe würde sie nicht überleben. Die Krankheit ihres Onkels hat sie schrecklich mitgenommen, wie Sie wissen. Sie liebt ihn sehr.«
    »Wenn das stimmt, ist es seltsam, daß sie gerade jetzt weggegangen ist«, sagte Rafe.
    Der andere zuckte die Achseln. »Die Menschen zeigen ihre Liebe auf seltsame Weise. Sie konnte nicht bleiben und ihn leiden sehen.« Er sah Meomartino an. »Soviel ich höre, ist nicht viel Hoffnung.«
    »Nein.«
    »Ich fürchte, wenn er stirbt, würde es nicht leicht sein, ihr Halt zu geben.«
    Meomartino betrachtete ihn aufmerksam. »Das fürchte ich auch«, sagte er. »Ich wußte nicht, daß Sie sie so gut kennen.«
    Samourian lächelte. »Oh, ich kenne Beth«, sagte er leise.
    »Beth?«
    »Ich nenne sie so. Neuer Name, neues Leben.«
    Rafe nickte. »An dem Bild ist nur eines falsch«, sagte er.
    »Es ist noch immer derselbe kleine Junge wie früher, und der gehört mir.«
    »Ja«, sagte Samourian. »Diese Dinge brauchen wahrscheinlich Zeit. Anwälte und Richter haben es nicht eilig. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß Miguel bis zur endgültigen Entscheidung ein gutes Heim haben wird. Sobald wir in Paolo Alto eine Adresse haben, benachrichtige ich Sie.«
    »Danke«, sagte Rafe. Es war ihm unmöglich, ihn zu hassen. »Was bedeutet das V.?« fragte er, als sie aufstanden.
    »Das V?«
    »Das V. von Stephen?«
    »Oh.« Samourian lächelte. »Vasken, ein alter Familienname.«
    Sie verließen zusammen das Krankenhaus. Die Sonne versetzte ihnen einen Schlag, und sie mußten blinzeln, als sie einander die Hand reichten.
    »Alles Gute, Vasken«, sagte Rafe. »Vorsicht vor jungen mexikanischen Gärtnern.«
    Samourian sah ihn an, als sei er verrückt.
     
    Am selben Nachmittag hielten sie in Anwesenheit der Gastprofessoren aus Cleveland eine Konferenz über die chirurgischen Komplikationen der vergangenen Woche ab. Rafe hörte dem Auf und Ab der Stimmen kaum zu. Er saß da, dachte an vieles, und merkte erst nach einer Weile, daß soeben der Fall Longwood diskutiert wurde.
    »… Ich fürchte, er ist am Ende«, sagte Dr. Kender. »Der Apparat kann ihn zwar weiter am Leben erhalten, aber er lehnt es ab, sich weiter behandeln zu lassen, und diesmal ist es ihm ernst damit. Er zieht es vor, sich dem Tod zu stellen.«
    »Wir können aber nicht einfach zusehen«, sagte Miriam Parkhurst.
    Sack brummte. »Es wäre schön, Miriam, wenn wir in allen diesen Angelegenheiten eine Wahl hätten«, sagte er.
    »Leider haben wir sie nicht. Wir können einem Patienten die Dialyse anbieten, aber wir können ihn nicht zwingen, sie anzunehmen.«
    »Harland Longwood ist nicht bloß ein Patient«, sagte sie.
    »Er ist ein Patient«, sagte Sack verletzt. »Wir müssen ihn jetzt als Patienten betrachten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es ist das Beste für ihn.«
    Dr. Parkhurst vermied es, Sack anzusehen. »Selbst wenn wir vergessen, was Harland jedem von uns und der Chirurgie schon gegeben hat«, sagte sie, »ist ein zwingender Grund vorhanden, warum wir nicht einfach zusehen dürfen. Einige von uns haben das Manuskript des Buches gelesen, an dem er arbeitet. Es ist ein wertvoller Beitrag, ein Lehrbuch, das viele Generationen junger Chirurgen entscheidend beeinflussen wird.«
    »Dr. Parkhurst«, sagte Kender.
    »Nun, das Leben Hunderter Menschen wird in Mitleidenschaft gezogen, wenn man zuläßt, daß dieser Mann stirbt.«
    Sie hat recht, dachte Meomartino.
    Sie sah die beiden Gastprofessoren aus Cleveland an.
    »Sie sind Nierenfachleute«, sagte sie. »Können Sie etwas vorschlagen, das wir versuchen könnten?«
    Der Arzt namens Rogerson beugte sich vor. »Sie müssen warten, bis ein Leichenspender mit B-negativer Blutgruppe verfügbar ist«, sagte er.
    »Aber das können wir nicht«, sagte sie verächtlich. »Haben Sie nicht zugehört?«
    »Miriam«, sagte Dr. Kender, »du mußt dich mit der Situation abfinden. Wir bekommen keinen B-negativen Spender. Und wir können Harland Longwood nicht ohne B-negativen Spender retten.«
    »Ich bin B-negativ«, sagte Meomartino.
     
    Sie befaßten sich zu lange mit dem Risiko seiner
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