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Die Kinder des Universums

Die Kinder des Universums

Titel: Die Kinder des Universums
Autoren: Ken Follett
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Theke.
    „Essen“, antwortete Arman für alle. „Was gibt es denn?“
    „Wir haben Eintopf, Eintopf oder Eintopf.“
    „Ich schätze, dann nehmen wir Eintopf. Viermal.“
    Der Mann brachte vier große Schalen und vier Löffel. „Macht zehn Credits“, sagte er, als er das Essen auf den Tisch knallte.
    „Wie bitte?“, rief Arman ungläubig. „Für zehn Credits kriege ich auf Palassan vier dicke Steaks!“
    „Hier ist aber nicht Palassan, Bruder. Zehn Credits.“
    Arman bezahlte widerstrebend und sie begannen zu essen.
    „Ich würde gerne wissen, was in diesem Eintopf alles drin ist“, sagte Tubs.
    „Die grünen Stücke sind wahrscheinlich von den einheimischen Pflanzen“, vermutete Fritz.
    „Und was ist das für ein Fleisch? Es schmeckt lecker.“
    „Dreimal darfst du raten“, sagte Fritz. „Ehrlich – was gibt es sonst auf diesem Planeten außer den grünen Pflanzen?“
    „Würmer“, sagte Tubs.
    „Da hast du deine Antwort.“
    „Igitt!“ Helen schob ihren Teller von sich.
    Der Mann am Nachbartisch beugte sich zu ihnen herüber. „Ihr seid neu hier“, sagte er.
    Helen sah ihn an. Sie vermochte nicht mit Sicherheit zu sagen, ob er sich einen Bart wachsen ließ oder ob er sich einfach ein paar Tage lang nicht rasiert hatte. Er trug einen schäbigen Hut und einer seiner Vorderzähne fehlte.
    „Ja“, sagte sie. „Wir sind neu hier.“
    „Und niemand hat euch vor dem Essen gewarnt, wie?“ Der Mann lachte spöttisch. „Das tun sie nie.“
    „Sie sind schon länger hier?“, wollte Helen wissen.
    „Kann man so sagen, jepp. Drei Jahre inzwischen. Ich bin mit der ersten Schiffsladung von Deppen hergekommen.“
    „Sonst noch irgendwas, das wir wissen sollten, Chef?“, wollte Fritz wissen.
    Der Mann kicherte erneut. „Mehr oder weniger alles, schätze ich. Die Erdbeben beispielsweise. Oder die Preise hier, insbesondere die Kosten für eure Rückreise nach Hause. Sicher, sie erzählen euch, wie hoch die Löhne sind, keine Frage! Hundert Credits die Woche, plus Bonus! Und dann findest du heraus, dass eine Schale Wurm-Stew zweifünfzig kostet und …“
    „Was ist das mit den Erdbeben?“, hakte Fritz nach. Er hatte aufgehört zu essen und beobachtete den Mann aufmerksam.
    „Was soll damit sein? Sie kommen alle paar Monate, alle Häuser fallen zusammen, ein paar Leute sterben. Manchmal sind sie schwer, manchmal nicht so schwer. Der einzige sichere Ort ist ein Hypertrans – nichts kann so ein Ding erschüttern. Deswegen wohnen ja auch sämtliche Vorarbeiter in so einem Ding, jawohl, Sir, so ist es.“
    „Weiß man, was die Erdbeben verursacht?“, erkundigte sich Fritz.
    „Die Leute meinen, es wäre irgendwas Elektrisches, aber keiner weiß es genau. Alles fällt zusammen und wir bauen es wieder auf …“
    Fritz hörte nicht mehr zu. Er schlug sich begeistert auf das Knie. „Das ist es! Das ist es!“, flüsterte er leise. Arman beobachtete ihn aufmerksam.
    „Was ist es?“, fragte Helen. „Los, heraus damit!“
    „Die Elektrizität! Dafür ist sie da. Die Pflanzen sammeln die Energie und leiten sie durch das Unilon hinunter in den Kern des Planeten. Der Strom ist für die Erdbeben verantwortlich – so bewegt sich dieser Planet.“
    „Ich verstehe nicht“, sagte Helen.
    „Ich auch nicht“, sagte Tubs.
    Fritz überlegte kurz. „Habt ihr schon mal den alten Männern dabei zugesehen, wie sie zu Hause im Park auf dem Rasen Bowling spielen? Die Kugeln, die sie benutzen, sind nicht gleichförmig. Sie sind auf der einen Seite schwerer als auf der anderen. Deswegen rollen sie in einer Kurve anstatt auf einer geraden Linie.
    Wenn also die schwere Materie im Zentrum eines Planeten verschoben wird, beschreibt er ebenfalls eine Kurve, richtig? Die Erdbeben dirigieren also die Wurmwelt durch das All.“
    „Ich verstehe“, sagte Helen. „Das alles ist ja gut und schön, aber ich sehe nicht, was daran so eine große Entdeckung sein soll?“
    „Ich schon, fürchte ich.“ Armans Tonfall hatte sich verändert und Helen starrte ihn überrascht an. Dann bemerkte sie, dass er seine kleine Waffe gezogen hatte und damit auf die Kinder zielte.
    „Los, steht auf und geht, und zwar unauffällig“, sagte er. „Ich meine es ernst diesmal.“
    Fritz sah Helen an.
    „Diesmal blufft er nicht“, sagte sie.
    Perplex standen die drei Kinder auf und marschierten hinaus. Arman folgte ihnen.
    Der Mann am Nachbartisch schaute ihnen verwundert hinterher, bevor er sich dann langsam wieder seinem Essen
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