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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester
Autoren: Andrea Schacht
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mit ausgeleierten Boxershorts bekleidet und mit einem rostigen Schweizer Messer zwischen den Zähnen drei Wochendurch Grönlands Wüsten. Nix mit klimatisierten Ferienparks!«
    Noch nie hatte ich Dr. Koenig kichern gesehen. Aber ganz deutlich, er tat es.
    »Sie sind frech, Frau Farmunt.«
    Später, kurz bevor wir in Brest landeten, fragte er mich: »Sie werden uns wohl verlassen, nicht wahr?«
    »Ich denke, ja, Herr Dr. Koenig. Es gibt da Möglichkeiten …«
    »Ich muss Ihnen nicht sagen, dass ich das aufrichtig bedauere. Sie haben sich über alle Maßen für uns engagiert.«
    »Wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht kommen wir trotzdem noch einmal ins Geschäft miteinander. Zumindest mache ich die Restabwicklung hier noch.«
    Er verabschiedete sich sehr herzlich von mir, als wir uns am Flughafen trennten, wo er auf seinen Weiterflug wartete. Léon und ich fuhren nach Plouescat, und er setzte mich vor Roberts Haus ab.
    »Robert, deine Lindis war wundervoll.«
    »Sie ist wundervoll.«
    »Grüße von Kamerad Muller. Er meint, du hättest mit mir bekommen, was du verdienst.«
    »Nie und nimmer.« Robert zog mich an sich und küsste mich.
    »Ich auch einen, ich auch einen«, rief Beni, die aus der Küche kam.
    »Du kannst deine Camper knutschen«, empfahl ich ihr.
    »Oh, darf ich das?«
    »Als ob du dazu meine Erlaubnis bräuchtest.«

Fester Knoten 1. und 5. Faden
    Wir blieben die ganzen Ferien in Roberts Haus, mit einer kurzen Unterbrechung, in der wir beide für drei Tage nach Deutschland flogen, um Formalitäten abzuwickeln. Als das Schuljahr für Beni wieder begann und wir zurückkehrten, sahen wir alle drei entsetzlich gesund und furchtbar verwahrlost aus. In aller Stille leisteten wir die fällige Unterschrift, nur Teresa und Dr. Koenig waren als Trauzeugen dabei.
    Anschließend saßen wir in meiner Wohnung zusammen und machten Pläne.
    Beni lümmelte sich auf dem Fußboden herum und fragte: »Fahren wir bei den Eltern vorbei?«
    »Anstandshalber müssen wir das wohl tun. Dein Zeugnis muss vorgezeigt werden.«
    »Unsinn, dein Robert muss vorgezeigt werden.«
    »Warum? Mutter wird nur wieder einen fürchterlichen Zirkus veranstalten.«
    »Sie wird auf kirchlicher Trauung bestehen und die Honoratioren einladen«, unkte Beni mit Grabesstimme.
    »Trotzdem, Lindis, ich möchte sie schon kennenlernen. Wahrscheinlich sind sie viel netter, als ihr beiden Schurkinnen sie schildert.«
    »Ich verstehe schon, was du meinst.«
    Beni kicherte plötzlich.
    »Wenn du Robert so mitbringst, wie er jetzt aussieht, enterbt dich Mutter.«
    Das wiederum brachte mich auf eine Idee.
    »Oh, wir könnten sie ein wenig schockieren, was, jüngere Schwester? Teresa, Künstlerin im Rollenspiel, was schlägst du vor? Robert im ungegerbten Hirschfell um die Lenden und ich mit blauem Waid bemalt.«
    Teresa schmunzelte bei der Vorstellung. Ich auch.
    »Nein, nein, Lindis. Du in dem langen weißen Gewand mit rotem Umhang und Eichenblättern und Robert in karierten Keltenhosen«, quiekte Beni.
    »Wir können ja auch das letzte Expeditions-Corps spielen. Meine Uniform passt mir sicher noch.« Sogar Robert ließ sich anstecken. Aber ich hatte eine viel bessere Idee.
    »Nein, Leute, wenn wir schon richtig shocking sein müssen, dann stelle ich dich als verkrachte Existenz aus meiner Studienzeit vor. Ist doch gar nicht so weit hergeholt, oder?«
    Der Vorschlag wurde nach kurzer Detaillierung angenommen, ich griff zum Telefon, um unser Kommen anzukündigen.
    »Amalindis, wie schön, endlich mal wieder von dir zu hören!«
    »Ja, Mutter. Und wir wollen dich auch gleich überraschen. Hast du was dagegen, wenn wir übers Wochenende bei euch vorbeikommen? Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    »Du weißt, dass ihr Kinder immer ein Zimmer bei uns habt. Wen bringst du denn noch mit?«
    »Oh, ich habe einen Mann in der Bretagne getroffen. Ich möchte, dass ihr ihn kennenlernt.«
    »Das wird aber ein bisschen schwierig, wir haben das Gästezimmer nämlich umgeräumt.«
    »Ach, das macht nichts, Robert kann bei mir schlafen.«
    Beni prustete los.
    »Amalindis, das geht wirklich nicht. Du kannst doch nicht wildfremde Männer bei uns unterbringen. Hast du denn gar keinen Anstand?«
    »Doch, Mutter. Also, abgemacht, wir kommen am Samstagnachmittag. Wenn es dir nicht passt, gehen wir auch in ein Hotel.«
    Teresa lächelte, als ich den Hörer hinlegte.
    »Wisst ihr was? Eure Mutter hat einen gewaltigen Einfluss auf euch beide.«
    »Wieso das?«
    »Sie reizt
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