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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester
Autoren: Andrea Schacht
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Dr. Koenig zeigte nur, dass er bereit war, schnell und konsequent zu handeln. Er nahm mein Nicken zur Kenntnis und fuhr fort: »Ich habe alle Aktivitäten für das Projekt gestoppt und versucht, einen Termin mit den Auftraggebern zu vereinbaren. Die früheste Möglichkeit besteht nächste Woche Montag in Paris. Es ist mir furchtbar unangenehm, Sie in Ihrem Urlaub stören zu müssen, Frau Farmunt, aber ich hätte Sie sehr gerne dabei. Ich brauche Details.«
    »Ich komme mit.«
    »Vielen Dank.«
    »Sie werden heute Abend mit Léon Callot sprechen, nicht wahr?«, fragte Robert.
    »Ja. Warum? Wird er große Schwierigkeiten machen?«
    »Er wird Ihnen ein paar Überraschungen bereiten, denke ich. Aber wenn Sie wirklich bereit sind, das Ferienparadies zu kippen, dann werden Sie in ihm einen unerwarteten Mitstreiter finden.«
    Dr. Koenig war gut. Er ließ sich seine Überraschung nicht anmerken, und Robert erzählte ihm von dem Fund der Statuette – unter Auslassung einiger Details natürlich.
    »Sie glauben also, dass auch andere Gründe gegen das Projekt sprechen?«
    »Ja, es wäre über kurz oder lang da ein weiteres Problem aufgetaucht.«
    Dr. Koenig nickte und versank dann kurz in ein nachdenkliches Schweigen. Als er den Kopf wieder hob, überraschte er mich mit der sinnreichen Frage: »Sie wissen nicht, wer das Grundstück der alten Dame erbt?«
    »Doch. Dr. Caspary ist der Treuhänder für die Museumskommission.«
    »Ich frage mich … Sagen Sie, kann man so etwas planen?«
    »Nein, Dr. Koenig. Aber ich glaube, die Umstände sprachen schon immer gegen das Vorhaben.«
    »Sind Sie eine Fatalistin?«
    Ich lachte auf: »Aber kein bisschen. Allerdings glaube ich auch nicht mehr an Zufälle.«
    Er erwiderte mein Lachen, schüttelte den Kopf und meinte: »Ich bin zu jung für Ihre Einstellung.«
    Ich dachte an die Muster auf der Scheibe und musste ihm recht geben. Aber ich sagte es ihm nicht.
    In diesem Moment sah ich den Dämon auf uns zu schlendern.
    »Oh, Entschuldigung, Herr Dr. Koenig. Unser Kater kommt mit einer Maus an. Dämon, nicht schon wieder!«
    »Lassen Sie nur, so sind Katzen nun mal.«
    »Sie lebt nicht mehr, Lindis. Er wünscht sie zu unseren Füßen zu verspeisen. Ich fürchte, wir haben ihn heute etwas vernachlässigt in dem ganzen Trubel. Er wirkte vorhin schon leicht verdrossen.«
    Ich beobachtete, wie der rote Kater mit wenigen hungrigen Bissen seine Beute verschlang, und – nun ja – ich wusste es einfach. Es war die Maus, die das Dokument zerknabbert hatte.

Knoten 1. und 5. Faden
    »Da haben zwei Jungs ein Zelt aufgebaut, Robert. Etwa einen halben Kilometer von hier. Sollten wir die nicht besser verscheuchen?«
    Beni, in weißen Jeans und einem bauchnabelfreien grünen Pulli, kletterte geschickt auf die Rückbank des Jeeps. Ich überließ Teresa den Beifahrersitz und ließ mich neben meine Schwester fallen.
    »Ich glaube nicht. Es gibt Leute, die aufpassen, dass kein Fremder in die Höhle eindringt. Wenn wir sie ansprechen, werden sie nur neugierig.«
    »Auch wieder richtig. Wo fährst du uns hin?«
    »Chez Pierre.«
    »Und was ist der Peter für ein Vogel?«
    »Ein Kochvogel mit einem speziellen historischen Charme.«
    »Prima.«
    Gedämpfte Musik, Big Band Swing, klang uns entgegen, als wir eintraten. Und sofort umgab uns die unnachahmliche Atmosphäre der späten vierziger Jahre.
    »Gleich kommt Humphrey und bittet Sam, es noch einmal zu spielen«, gluckste Teresa und nahm an einem rosa gedeckten Tisch Platz. »Hier ist die Zeit wirklich nach dem Einmarschder Amerikaner stehengeblieben. Sieh nur, die Calvados-Flaschen! Sie haben wahrhaftig alle Jahrgänge von 1945 an.«
    Auch die Einrichtung, sehr viel gut gepflegtes Holz, geblümte Polster, schimmerndes Kristall, schien original aus jener Zeit zu stammen. Auf einem der Tische stand der Wimpel des Veteranenvereins.
    »Es ist ein alter Familienbetrieb. Ich glaube, Pierre fällt es gar nicht auf, was er für eine Kuriosität hier führt. Ah, da ist
Maître Pierre

    Robert wurde mit gebremstem Überschwang begrüßt, so wie ein amtierender Regent ein befreundetes Staatsoberhaupt empfangen würde. Wir wurden vorgestellt, und ich hatte den Verdacht, dass ich kurz und intensiv geprüft und völlig korrekt eingeordnet wurde. Es war ein Hauch, nur ein beinahe unmerklicher Hauch mehr Zuvorkommenheit in der Art und Weise, wie ich von Pierre in der Folge behandelt wurde – die Gattin des befreundeten Staatsoberhauptes.
    Das Essen war, wie nicht anders
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