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Die keltische Schwester

Die keltische Schwester

Titel: Die keltische Schwester
Autoren: Andrea Schacht
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Zeitung, zwei junge Mädchen, etwas älter als Beni, tauschten bei einer Cola den neuesten Klatsch aus.
    Der Kellner brachte uns unsere Bestellung auf hocherhobenem Tablett.
    »Also, wenn du über die Zukunft nachdenkst, dann berücksichtige bitte mein Angebot, Lindis.«
    »Gerne. Aber was macht dich so sicher, dass ich nicht wieder zurückkomme? Schließlich habe ich eine Anstellung bei KoenigConsult, die ja nun doch nicht mit einem Donnerschlag geplatzt ist.«
    »Sag, es ist ein Gefühl. Robert wird dich hier brauchen. Du solltest bei ihm bleiben.«
    »Hast du wieder eine Prophezeiung zu machen? So wie an jenem Abend, als du so seltsam über die Verknüpfung von Roberts und meinem Leben gesprochen hast?«
    »Es ist keine Prophezeiung. Es ist gesunder Menschenverstand. Wie damals auch.«
    »Wie damals auch?«
    »Ja, Lindis.«
    »Du machst mich neugierig!«
    Sie trank bedächtig ihren Campari und meinte dann: »Ja, wie damals auch. Lindis, du weißt, dass ich Robert schon sehr lange kenne. Ich kenne auch sein Geheimnis.«
    Ich sah sie mit einem merkwürdig beklommenen Gefühl an. Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort: »Robert war damals achtzehn, ich dreiundzwanzig, als er eines Tages mit dieser Tätowierung auf seinem Arm ankam. Ich … wir … Lindis, es ist lange her und jetzt ohne Bedeutung, das musst du wissen. Ich war damals sehr verliebt in ihn. Für ihn war ich die erste ernsthafte Freundin. Die erste Frau, meine ich.« Sie lächelte versonnen, und ich verspürte einen leichten Stich. »Er ist ein wundervoller Mann. Und sein Ungestüm hat sich jetzt wohl etwas gelegt.«
    »Partiell«, murmelte ich und dachte an zerrissene T-Shirts.
    »Gut so. Jedenfalls, in einer dunklen Nacht, in der man manchmal mehr von sich preisgibt, als man vielleicht möchte, hat er mir von dem Traum erzählt, der ihn seit einiger Zeit verfolgte. Der Traum von einem Mann, der unter dem Schwert einer Priesterin stirbt. Er sagte, er wolle sich auf die Suche nach dieser Frau machen, denn sie habe ihm einst viel, sehr viel bedeutet. Ich war rasend eifersüchtig damals, denn er hatte sehr deutlich gemacht, dass nicht ich diese Frau war. Bald danach ist er fortgegangen. Du weißt, in die Legion. Unsere kurze Affäre war damit zu Ende. Als er zurückkam, war er verändert, ich hatte José gefunden. Aber wir sind gute Freunde geblieben. Lindis, als mir Beni von deinen Träumen erzählt hat, war es für mich eigentlich mehr als klar, dass du es warst, die er gesucht hat. Darum – zu der Vorhersage an jenem Abend war keine Zauberei nötig.«
    »Wie die Fäden verknüpft sind, Teresa …«
    »Ja, nicht?«
    Es gab nicht mehr viel zu sagen. Teresa musste zu ihrem Zug, ich begleitete sie noch bis auf den Bahnsteig und verabschiedete mich mit einer herzlichen Umarmung von ihr.

Knoten 1., 2. und 5. Faden
    Es war früher Abend, als ich zurückkehrte. Robert saß über seinen Papieren, der Dämon schmatzte in der Küche die Reste des Lachses auf, die ich für ihn mitgenommen hatte. Von Beni keine Spur.
    »Wo ist meine jüngere Schwester?«
    »Hat Freundschaft mit den beiden Jungs geschlossen, die am Strand campen. Sie haben sie zum Grillen eingeladen.«
    »Ist das okay?«
    »Die beiden sind in Ordnung. Ich habe kurz mit ihnen gesprochen. Rainer und David, nach dem Abi auf Tour. Ich habe übrigens für Beni auch ein Fahrrad besorgt, damit sie etwas beweglicher ist. Ich hoffe doch, dass ihr beide während der Ferien hierbleibt und nicht nächste Woche wieder verschwindet?«
    »Hängt ein bisschen von dem Ausgang in Paris ab, oder was meinst du?«
    Robert zuckte mit den Schultern und schloss ein Buch.
    »Komm, wir gehen nach draußen. Ich möchte mit dir reden.«
    Mich überkam ein leichtes Herzklopfen. Er wirkte so ernst. Aber ich folgte ihm. Er ging über die Wiese zu dem Menhir. Dort ließ er sich im Gras nieder, den Rücken an den Stein gelehnt, die Beine aufgestellt.
    »Setz dich zu mir! Hier, zwischen meine Beine.«
    Ich lehnte mich an ihn, und seine Arme schlossen sich um meinen Oberkörper. Etwas Hartes drückte an meine Schulter, und ich tastete danach. Die goldene Schlange wand sich unter dem Ärmel seines Hemdes um den Bizeps. Ich schob den Stoff zurück, um sie mir anzusehen. Sie bedeckte genau die blaue Tätowierung. Ein leichter Schauder ergriff mich.
    »Möchtest du lieber woanders hin?«
    »Nein, es ist schon in Ordnung. Sieh, wie der Himmel glüht!«
    Die Sonne war hinter dem Horizont verschwunden, kleineWölkchen zogen in Herden über
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