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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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wollen!“
    Sie lügt, dachte Verena. Sie weiß mehr, als sie zugeben will. Verena nahm sich vor, dem Thema erhöhte Aufmerksamkeit zu schenken. „Eine Frage noch: Verhielt sich Ihr Mann in den letzten Tagen anders als sonst? War er besorgt? Angespannt?“
    Die Antwort kam zögernd. „Jetzt, wo Sie es sagen. Ja, doch, ich glaube schon. In den letzten Tagen war er sehr gereizt, ist jedes Mal zusammengezuckt, wenn ich ihn angesprochen habe.“
    „Erinnern Sie sich an einen Anlass für sein Verhalten?“
    Erneutes Stirnrunzeln. „Er erwähnte einen anonymen Anrufer, der ihn auf eine böse Sache aufmerksam gemacht habe. Ja, so hat er es genannt, böse Sache.“
    „Worum es dabei ging, hat er nicht gesagt? Auch keine Andeutungen gemacht?“
    „Nicht direkt. Aber es muss etwas mit Bad Pyrmont zu tun gehabt haben. Ich habe das nur mitbekommen, weil er eine Verabredung mit der Abgeordneten Peters hat platzen lassen. Sie hat dann hier angerufen, sie war ziemlich aufgebracht. Es ging wohl um die Sitze für Frauen im Vorstand der Seniorenvereinigung. Als ich ihn abends darauf angesprochen habe, erwähnte er den Anrufer und dass er daraufhin spontan nach Bad Pyrmont gefahren sei. Mehr weiß ich nicht.“
    „Was er dort gemacht hat, wissen Sie also nicht?“
    Frau Wächter betrachtete nachdenklich ihren kostbaren Ring. „Keine Ahnung. Wie ich bereits sagte …“ Der Satz blieb unvollendet.
    Als Verenas Blick zufällig ihren Kollegen streifte, schaute dieser provokant weg. Die unverhohlene Abneigung, die ihr entgegenschlug, raubte ihr für einen Moment den Atem.
    Sie erhob sich. „Vielen Dank für das Gespräch, Frau Wächter. Für heute machen wir erst einmal Schluss. Wenn wir noch Fragen haben, kommen wir auf Sie zu.“
    Auf der Rückfahrt ins LKA beklagte Hetzel ihren Arbeitsstil. „In Essen ist das anders gelaufen. Sie lassen mich einfach stehen und hauen mit dem Gerichtsmediziner ab. Haben Sie vergessen, dass ich wie Sie Polizeibeamter im höheren Dienst bin?“
    „Natürlich nicht! Dass ich die Ermittlungen leite, ebenso wenig“, konterte Verena.
    Den Rest der Fahrt verbrachten sie schweigend. Verena ging in Gedanken noch einmal die Vernehmung durch. Die Witwe hatte keine Trauer an den Tag gelegt. Machte sie das verdächtig? Vermutlich nicht. Wenn sie mit der Tat etwas zu tun hätte, würde sie doch umso mehr die trauernde Witwe spielen. Oder etwa nicht?

7
H ANNOVER , L ANDESKRIMINALAMT
    Die erste Lagebesprechung der Soko Wächter wurde von Direktor Hirschmann höchstpersönlich geleitet. Seitdem er zum Leiter des LKA befördert worden war, kehrte er gerne den Chef hervor.
    Heute war es Verena ganz recht. Die Verteilung der Arbeitsaufträge sorgte erfahrungsgemäß für Unmut. Beim Direktor würde das Murren verhaltener ausfallen. Hetzel führte das große Wort. Sein Bericht über die Vernehmung der Witwe ließ ihn als Lichtgestalt der deutschen Kriminalgeschichte erscheinen. Den skeptischen Mienen der anderen war abzulesen, was sie vom wichtigtuerischen Auftreten ihres neuen Kollegen hielten. Nur Petra Schramm bedachte ihn mit schmachtenden Blicken. Mit seiner athletischen Figur, seiner sonnengebräunten Haut und dem kantigen Gesicht sah er verdammt gut aus, das musste sich auch Verena widerwillig eingestehen.
    Dass der anonyme Anruf und die überstürzte Dienstfahrt nach Bad Pyrmont etwas mit dem Mord zu tun haben könnten, hielt Hirschmann für abwegig. „Politiker bekommen alle naselang anonyme Anrufe verärgerter Bürger. Und Probleme mit den kostenträchtigen Kurorten sind ebenfalls alltägliches Brot der Landespolitik.“
    Hetzel stimmte ihm zu, verstieg sich dann aber zu waghalsigen Behauptungen. „Frau Wächter hat garantiert einen Liebhaber. Sie war so aufgetakelt. Das machen Frauen doch nur, wenn sie ein Date haben. Außerdem hat sie keine einzige Träne vergossen. Ich tippe auf einen Beziehungsmord. Letztes Jahr hatten wir in Essen auch so einen Fall. Der Liebhaber einer Arztfrau hat …“
    Hirschmann schnitt ihm das Wort ab. Die ständigen Vergleiche mit Essen waren auch ihm ein Dorn im Auge. „Wir sind hier in Hannover. Bei uns ist es üblich, sich auf Fakten zu stützen, nicht auf Spekulationen.“
    Hetzel verdrehte die Augen, sagte aber nichts.
    Der Direktor bat Verena um eine erste Einschätzung des Tathergangs. „Muench sprach von zwei Messerstichen mit einer besonders scharfen, langen Klinge. Der Täter hat dem Opfer das Messer gezielt ins Herz gerammt. Das spricht nicht für einen Mord
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