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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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im Affekt, sondern für ein geplantes Tötungsdelikt.“
    Hetzel musste seinen Senf dazugeben. „Riecht nach einem Auftragsmord durch einen Profikiller.“
    Hirschmann reagierte gereizt. „Sie müssen sich schon entscheiden, Kollege Hetzel. Gerade noch erwähnten Sie den Liebhaber der Ehefrau, jetzt reden Sie von einem Profikiller.“ Die Rüge sorgte für vorübergehende Heiterkeit im Raum. Der Gerügte selbst seufzte vernehmlich und bedachte seine einzige Bewunderin, Assistentin Schramm, mit einem bedeutungsvollen Augenrollen.
    Verena erwähnte das luxuriöse Anwesen, die teuren Autos, die exklusive Kleidung der Witwe, den kostbaren Schmuck. Die beiden hatten auf großem Fuß gelebt. Die Bekanntschaft des Mordopfers mit Hans Baumgart ließ sie vorsichtshalber aus.
    Kollege Hetzel, noch immer nicht mundtot, erwähnte sie an ihrer Stelle. Am liebsten hätte Verena ihn gegen sein Schienbein getreten. Hetzels Angebot, Baumgart unverzüglich zu vernehmen, wurde von Hirschmann brüsk zurückgewiesen. Verena hatte nichts anderes erwartet. Hirschmann verdankte seine Karriere seiner Willfährigkeit gegenüber der Politik. „Herr Baumgart ist nicht irgendwer“, knurrte er. „Er ist einer der reichsten Männer dieses Landes und verfügt über beste Verbindungen in höchste Kreise der Politik. Erst vor wenigen Tagen ist ein Foto von ihm im Gespräch mit der Gemahlin des neuen Regierungschefs in der Allgemeinen Niedersachsenzeitung erschienen. Ohne das Einverständnis des Innenministers gibt es keine Gespräche mit ihm.“
    Horst Pieper, Leiter des Mobilen Einsatzkommandos, mischte sich aufgebracht ein. „Was ist, wenn der Innenminister Nein sagt? Sollen wir dann auf die Vernehmung eines wichtigen Zeugen verzichten? Das wäre ja wohl das Allerletzte!“
    Hirschmann runzelte die Stirn. Aufmüpfige Mitarbeiter waren ihm zuwider. „Regen Sie sich ab! Das wird entschieden, wenn ich mit dem Minister gesprochen habe.“
    Der neue Direktor sicherte sich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit im Innenministerium ab. Dabei ging es ihm nicht nur darum, nicht allein die Verantwortung tragen zu müssen, wenn etwas schiefging. Er wollte sich beim Minister lieb Kind machen. Pieper drückte es drastischer aus und sprach von einer Schleimspur, die nach seinem Dafürhalten längst die Ausmaße einer vierspurigen Autobahn quer durch Deutschland erreicht hätte.
    Die Verteilung der Aufgaben war schnell erledigt. Verena würde mit der Fraktionsvorsitzenden und mit Wächter nahestehenden Abgeordneten sprechen. Wächters Sekretärin würde von Hetzel vernommen werden. Kollege Kleinsorge, kürzlich zum Kriminaloberkommissar befördert, sollte Wächters Wahlkreisbüro aufsuchen. Die Auswertung von Zeitungsberichten über den Politiker und Sitzungsprotokolle von Ausschuss- und Plenarsitzungen würde Assistentin Schramm mit zwei Kollegen übernehmen. Ein weiteres Team unter der Führung von Horst Pieper sollte die Nachbarn befragen und sich in der Kleinstadt Isernhagen umhören. Verena dämpfte die Erwartungen. Die Villen in der abgelegenen Straße lagen weit auseinander. Das Notebook und den Bürocomputer des Ermordeten würden sich die Kollegen von der Kriminaltechnik vornehmen.
    Hirschmann selbst kündigte an, gleich nach der Lagebesprechung ins Ministerium zu fahren, um sich Instruktionen für die anstehende Pressekonferenz zu holen. Verena war erleichtert, dass er sie bei der Pressekonferenz nicht dabeihaben wollte. „Bei der Gelegenheit werde ich im Ministerium auch das Thema Baumgart zur Sprache bringen“, versprach er.
    Bevor sie auseinandergingen, tischte Pieper die neuesten Gerüchte aus der Landespolitik auf. „Baumgart soll die Anzeigenkampagne der Regierungspartei ‚100 Tage Sozialpartei – 100 Tage Fortschritt für alle‘ finanziert haben. Typisch für das Großkapital. Immer vorne weg, egal wer regiert.“
    Hirschmann wollte davon nichts wissen. „Wir sind kein politischer Debattierklub. Wir haben einen Mord aufzuklären“, stellte er klar, bevor er den Termin der nächsten Lagebesprechung bekannt gab.

8
H ANNOVER , L ANDTAG
    Pietro hörte sich gehetzt an. Eine eilige Sondersitzung, eine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldete, teilte der Assistent der Fraktionsvorsitzenden Wagner am Telefon mit.
    Auch das noch, dachte Wagner. Hatte er nicht schon genug Ärger am Hals? Wie hatte er auch nur so blöd sein können, sich den Europaausschuss aufschwatzen zu lassen? Dagegen war sein Job als Regierungssprecher eine
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