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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Klinik einen Besuch abstattete und ich den abweisenden Verwaltungsdirektor gegeben hatte, waren die Kartons ein zweites Mal nützlich gewesen. Sie ersparten mir den eigentlich geplanten anonymen Anruf bei der Polizei. Auch der Deal mit Hansen, der selbst an die Spitze wollte und keinerlei Skrupel hatte, seinen Chef zu verraten, hat sich ausgezahlt. Hansen hatte die ganze Zeit über falsch gespielt, nicht nur gegenüber Baumgart, auch gegenüber der Polizei
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    Die Saat, die ich gesät hatte, ging auf. Milner ließ einen Auftragskiller einfliegen, der ganze Arbeit leistete. Mein Vorschlag, Baumgart nach Berlin zu locken, um ihn in einer gottverlassenen Gegend in Brandenburg ermorden zu lassen, stieß anfänglich auf Vorbehalt bei ihm. „Damit lenken wir den Verdacht auf mich, die Polizei wird bei mir aufkreuzen und unangenehme Fragen stellen“, hatte er mir entgegengehalten
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    „Das wird sie ohnehin“, hatte ich entgegnet. „Dass Baumgart und Sie Geschäftspartner sind, ist nicht verborgen geblieben. Dass er ausgerechnet auf dem Weg zu Ihnen einem Mörder in die Hände fällt, wird Sie entlasten. Keiner wird Sie für so dämlich halten, dass Sie einen Geschäftspartner zu sich bestellen, um ihm nach seiner Ankunft einen Killer auf den Hals zu hetzen.“
    Am Ende hatte sich Milner überzeugen lassen und, genau wie von mir kalkuliert, die Polizei am Hals. Obwohl ich nicht glaubte, dass der Tschetschene jemals gefasst würde
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    Auch das Finale war reibungslos über die Bühne gegangen. Als Milner mich mitten in der Nacht anrief und aufgeregt aufforderte, die Klinik auf der Stelle zu räumen und Deutschland zu verlassen, leitete ich alles in die Wege, so wie er es von mir nicht anders kannte. Nachdem zwei voll beladene Lastwagen und das Ärzteteam die Klinik im frühen Morgengrauen Richtung Rumänien verlassen hatten, versprach ich mit dem nächsten Flieger nachzukommen, da es noch einiges zu regeln gäbe. Milners Geld hatte ich zu diesem Zeitpunkt längst auf meine Konten in Panama transferiert. Anders als Milner es von mir verlangt hatte, erschoss ich die beiden Flüchtlinge nicht, sondern setzte sie auf der Fahrt zum Flughafen im Wald aus. Warum hätte ich die armen Schweine töten sollen?
    Der Plan, den ich vor zwei Jahren gefasst hatte, damals am Boden zerstört und kurz davor, mich umzubringen, war aufgegangen. Die perfekte Rache war geglückt. Schade nur, dass ich meine Genugtuung darüber mit niemandem teilen konnte. Nicht einmal meine Tochter sollte jemals erfahren, wer hinter dem spektakulären Doppelmord steckte. Sie sollte einen guten Eindruck von ihrem Vater haben. Falls wider Erwarten der Tschetschene doch eines Tages geschnappt werden würde, wäre Milner der Auftraggeber. Ich hatte mit all dem nichts zu tun. Und selbst wenn Milner mich belasten sollte – was mehr als unwahrscheinlich war, da seine Staranwälte den üblichen Affentanz vor Gericht anstellen würden, um ihren Mandanten als Unschuldslamm darzustellen –, würden sie mich niemals finden. Ewald Bodendorf existierte nicht mehr. Nachdem er seine Pflicht erfüllt und Martin Heidkamp gerächt hatte, war er gestorben. Jetzt gab es nur noch Mario Fernandez, einen Deutsch-Spanier, der sich nach einem arbeitsreichen Leben in Panama niedergelassen hatte
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    Ich winkte die Bedienung mit den breiten Hüften herbei und bestellte einen Gin Tonic. Die Kellnerin lächelte mir zu, wobei ihr hässliches Gebiss mit Zahnlücken zum Vorschein kam. Sie brauchte dringend einen guten Zahnarzt. Ich nahm mir vor, ihr ein besonders großzügiges Trinkgeld zu spendieren
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    Behaglich lehnte ich mich auf meinem Stuhl zurück. Am Ende hatte ich sie alle besiegt, nicht mit den Mitteln des Rechtsstaates, der kläglich versagt hatte, sondern mit ihren eigenen, miesen Methoden. Und jetzt mit Mitte fünfzig war ich ein freier, wohlhabender Mann. Fast hatte ich vergessen, wie schön das Leben sein konnte. In Bocas del Toro würde ich es wieder lernen
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