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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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ich für unbegründet, er ist einer der besten Auftragskiller weltweit. Die Polizei wird ihn niemals schnappen.“
    Marion lächelte süffisant. „Ich denke, dass es allen Beteiligten gut passt, wenn die Morde am Ende zu den fünf Prozent nicht aufgeklärter Mordfälle in diesem Land gehören. Verena Hauser wird die Ermittlungen nicht fortführen, sie macht jetzt auf Familienglück. Und ihr Nachfolger ist ein aufgeblasener Wichtigtuer. Er wird tun, was die Politik von ihm verlangt, und die hat kein Interesse daran, dass die Verwicklungen von Baumgart und Wächter in den geplanten Organhandel ans Tageslicht kommen. Die Regierung behandelt die Kliniksache als topsecret. Nicht wegen Wächter übrigens, als Oppositionspolitiker genießt er nicht den Schutz der Regierung. Es geht um Baumgart, der die Kulturprojekte der Gattin des Ministerpräsidenten jahrelang kräftig gesponsert hat. Und nicht nur das, er soll im letzten Wahlkampf neben der Bürgerpartei auch die Sozialpartei unterstützt haben. Die Regierung hat kein Interesse daran, dass der Großinvestor als Krimineller entlarvt wird.“
    „Was ist mit Wagner? Wird er reden?“
    „Keine Sorge. Erstens hat er keine gerichtsfesten Beweise und zweitens hat er heute Morgen hingeschmissen. Er spielt keine Rolle mehr. Und worüber sollte er auch reden? Das Klinikprojekt ist gestorben! Und was wirklich geplant war, wird im Dunkeln bleiben. Bei der Durchsuchung der Klinik wurde bis auf das verlassene, frisch renovierte Gebäude selbst nichts gefunden. Die Sache wird im Sande verlaufen. Bei der Schnelllebigkeit unserer Zeit, fast täglich neue Skandale, Bürgerkriege, Eurokrise und so weiter, werden die Morde über kurz oder lang in Vergessenheit geraten.“
    Luciano beugte sich vor und griff nach der Weinflasche. „Nichts höre ich lieber. Noch einen Schluck?“ Als sie nickte, schenkte er nach. „Um auf Wagner zurückzukommen, du hast das im Griff? Auch was die andere Sache betrifft, die pikante Affäre mit …?“
    „Er hat nichts in der Hand“, unterbrach ihn Marion. „Pietro wird nichts mehr sagen und Lentz … Ihr habt doch …“ Der Rest der Frage blieb unausgesprochen. Luciano lächelte nur.
    Ich muss es ihm sagen, sagte sich Marion. Jetzt auf der Stelle. Sie straffte ihre Schultern, richtete sich kerzengerade auf und atmete tief ein. „Der Grund meines Besuches ist ein anderer. Ich war gestern mit dem Bundeskanzler zusammen. Seine Entscheidung steht fest. Er wird mich auf der Sitzung des Parteivorstandes Ende Juni als seine Nachfolgerin vorschlagen. Wie es aussieht, werde ich Kanzlerkandidatin der Bürgerpartei.“
    Luciano schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln. „Du hast es also geschafft. Alle Achtung, mit Mitte dreißig Kanzlerkandidatin zu werden, da kann man ja nur gratulieren.“
    Marion ließ sich nicht anmerken, dass sie sich nicht wohl in ihrer Haut fühlte. Sie wünschte, das vor ihr liegende Gespräch läge hinter ihr. Wie würde Luciano reagieren? Auch wenn er durchaus gebildet war, gute Manieren an den Tag legte und regelmäßig die Kirche besuchte, war und blieb er Chef der Cosa Nostra in Deutschland. Und selbst wenn die sizilianische Mafia sich in den letzten beiden Jahrzehnten immer mehr zu einer Weiße-Kragen-Täter-Organisation entwickelt hatte, schreckte sie vor Gewalttaten nach wie vor nicht zurück.
    Ihre Stimme klang fester, als ihr zumute war. „Unsere Wege müssen sich trennen. Als Kanzlerkandidatin spiele ich in einer anderen Liga. Ich nehme die Aufgabe ernst, sehr ernst sogar. Ich möchte die Wahlen gewinnen und eine gute Kanzlerin für Deutschland sein. Eine, die die Interessen eines der wirtschaftsstärksten Länder der Welt glaubwürdig und effektiv vertritt und die aufpasst, dass die deutschen Interessen nicht auf dem Altar euphorischer Eurobefürworter und verschuldeter Südländer geopfert werden. Ich will Erfolg, nicht nur für mich, auch für das Land. Ihr müsst euch eine andere Verbindungsfrau oder meinetwegen auch Mann in der Politik suchen. Ich stehe nicht mehr zur Verfügung.“
    Für einen Italiener, dessen Wutausbrüche in der Organisation gefürchtet waren, blieb Luciano erstaunlich ruhig. „Klar willst du die Wahlen gewinnen und eine gute Kanzlerin sein. Das sollst du auch, wir werden dich dabei unterstützen. So wie in der Vergangenheit.“
    Dass er darauf zu sprechen kommen würde, war Marion von Anfang an klar gewesen. „Die Vergangenheit ist abgeschlossen. Ich möchte mit euch und euren Geschäften nicht
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