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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Hirschmann bekannt gegeben, dass Frau Hauser erkrankt ist und Kriminalrat Hetzel ab sofort die Ermittlungen in den Mordfällen leitet. Wusstest du davon?“
    Noch vor dem ersten Gang hatte Bianca ihm das Du angeboten. Auch seine Einladung in das Feinschmeckerrestaurant in Großburgwedel hatte sie, ohne einen Moment zu zögern, angenommen.
    „Ja, ich habe davon gehört. Sie soll längerfristig erkrankt sein. Ich habe ihr Blumen geschickt. Um auf die Durchsuchung zurückzukommen: Dass der Verwaltungsdirektor sich noch rechtzeitig abgesetzt hat, ärgert mich schon. Vermutlich ist er im Auftrag seiner Hintermänner bereits auf der Suche nach einem neuen Standort, vielleicht in Rumänien oder in Albanien.“
    „Das befürchte ich auch. Staatsanwalt Engelmann hat auf stur geschaltet, als ich ihn nach dem Stand der Ermittlungen gefragt habe. Ich hatte nicht den Eindruck, dass die Staatsanwaltschaft die Hintermänner stellen will. Er wirkte nicht besonders engagiert. Das mit dem geplanten Organhandel seien nur Gerüchte, hat er behauptet. Bei der Durchsuchung seien keine Beweise in dieser Richtung sichergestellt worden. Mit Hansen habe ich übrigens auch telefoniert. Er hat vehement bestritten, dass in der Klinik jemals etwas anderes als die Behandlung von Burn-out-Patienten geplant gewesen sei. Nach dem plötzlichen Ableben Baumgarts hätten sich die Pläne allerdings zerschlagen. Und das Innenministerium hat in dieselbe Kerbe gehauen. Typisch für den Sumpf in Hannover. Am Ende kommen Männer wie Baumgart und Co. immer unbeschadet davon.“
    Wagner schenkte ihr ungefragt Wein nach. „Baumgart ist mausetot.“
    „Es geht ums Prinzip“, stellte Bianca fest, während sie an ihrem Glas nippte. „Ich bleibe dabei, dass die Hintermänner der FuturInvest hinter allem stecken. Vermutlich gab es Streit zwischen ihnen und der Baumgart-Connection und sie haben einen Auftragskiller auf Wächter und Baumgart angesetzt.“
    „Das herauszufinden, ist Sache der Polizei.“
    „Mensch, Bernd. Du weißt doch, wie der Hase läuft, du warst schließlich lange genug in den Schaltzentralen der Macht tätig. Nehmen wir einmal an, dass Baumgart und Wächter in illegalen Organhandel verstrickt waren und womöglich sogar den Tod der unfreiwilligen Organspender in Kauf genommen haben, die Politik wird alles daransetzen, um es zu vertuschen. Baumgart ist seit Jahren der größte Geldgeber fast aller im Landtag vertretenen Parteien.“
    Wagner gingen die Krisensitzungen mit Albi und anderen Spitzenpolitikern durch den Kopf, in denen es um Intrigen, Vertuschungen und Korruption gegangen war. Sie hatte verdammt noch mal recht, und er hatte bei dem bösen Spiel mitgemacht.
    „Ich steige aus“, sagte er unvermittelt und erschrak selbst über seine Worte.
    Sie kniff die Augen zusammen und beugte sich zu ihm vor. „Wie bitte? Was hast du gesagt?“
    Merkwürdig. Wie selbstverständlich ihm seine Worte auf einmal vorkamen. So als ob es die natürlichste Sache der Welt war.
    „Dass ich aussteige. Schon morgen.“
    Sie warf ihm einen ungläubigen Blick zu. „Du? Ich habe in dir immer einen Vollblutpolitiker gesehen, jemand, der Politik mit Leidenschaft betreibt. Warum jetzt das?“
    Er nahm einen kräftigen Schluck Rotwein. „Was willst du hören? Eine Antwort für dich als Journalistin oder als Freundin?“
    Sie antwortete nicht, sondern schaute ihn nur an. Wagner fragte sich, ob sie ihn wohl auf einen Kaffee zu sich einladen würde, bevor er zu einer längeren Erklärung ansetzte. „Nun gut, der Journalistin sage ich: Nach fünf Jahren im Politikbetrieb suche ich eine neue Herausforderung. Und wird nicht der Wechsel von Politikern in die Wirtschaft und umgekehrt als sinnvoll erachtet? Ich praktiziere es. Der Freundin sage ich: Weil ich die Schnauze gestrichen voll habe. Ja, du hast recht, ich war engagiert, sogar so sehr, dass ich jede Schweinerei mitgemacht habe, auch die Vertuschung von Straftaten. Natürlich habe ich mich manches Mal nicht wohl dabei gefühlt. Aber letztlich habe ich mich mit der Rolle des willfährigen Mitläufers arrangiert. Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, aufzumucken oder mich gegen die Führungsspitze zu stellen. Bloß nirgends anecken, habe ich mir immer gesagt und bin damit gut gefahren. So gut, dass Albi mich mit vierunddreißig Jahren zum Europaminister gemacht hat.“
    Bianca legte ihre Hand auf seine. Sie fühlte sich kühl an.
    „Mach dich nicht schlechter, als du bist, Bernd. Du warst loyal, das ist
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