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Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman

Titel: Die Kanzlerkandidatin - Kriminalroman
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Kopf. Mit einem tiefen Seufzer schloss sie die Terrassentür. Mit der Frühlingsidylle war es vorbei.

5
I SERNHAGEN
    „Ländlich, sittlich.“ So wie Kollege Hetzel es aussprach, klang es verächtlich. Fast alles, was er sagte, klang irgendwie verächtlich.
    Verena ignorierte ihn und bewunderte im Vorbeifahren die bunt leuchtenden Blumenfelder am Ortsrand von Isernhagen. Am meisten schätzte sie an Hannover, dass man sofort mitten im Grünen war, wenn man die Stadtgrenzen hinter sich ließ, egal in welche Richtung man fuhr. Peter Hetzel, vor einigen Wochen ans LKA Niedersachsen versetzt, ließ hingegen keine Gelegenheit aus, sich über die niedersächsische Landeshauptstadt und die Niedersachsen zu mokieren. Im Ruhrgebiet, speziell in Essen, wo er sein bisheriges Leben verbracht hatte, war alles anders und vor allem besser, Hannover dagegen provinziell.
    In rasend kurzer Zeit war es dem gut aussehenden Nachfolger ihres langjährigen Freundes und Kollegen Stollmann gelungen, sich unbeliebt zu machen. Einzige Ausnahme: ihre Assistentin Petra Schramm. Es ging das Gerücht um, dass sie mehr als nur kollegiale Gefühle verband. Auf der Fahrt durch die gepflegte Ortschaft mit den roten Klinkerbauten, schönen Bauernhöfen und Fachwerkhäusern machte Hetzel sich über die rückständige Landbevölkerung lustig. Verena verspürte nicht zum ersten Mal den Drang, ihn zu erwürgen, nur um das dämliche Gequatsche nicht mehr hören zu müssen.
    Die herrschaftliche Villa, die sie am Ende der Straße „Vor den Höfen“ erwartete, verschlug ihm vorübergehend die Sprache. „Ich wusste gar nicht, dass man als Landtagsabgeordneter Millionär werden kann.“
    Verena hatte keine Lust zu antworten und dachte darüber nach, wie sie Ermittlungen in einem Mordfall und Umzugsstress zur gleichen Zeit bewältigen sollte. Vor dem weißen Holzzaun hatten sich die ersten Pressefahrzeuge eingefunden.
    „Keine Interviews“, sagte sie, während sie aus dem Auto stieg. Wie nicht anders zu erwarten, stürzten die Reporter auf sie zu. Ihr Kollege erklärte, umringt von Journalisten, dass es in Kürze eine Pressekonferenz des LKA geben würde. Ein mürrisch aussehender Polizeibeamter bewachte das Gartentor. Erst nachdem er ihre Ausweise eingehend geprüft hatte, ließ er sie passieren.
    „Kennt man Sie hier nicht, Frau Kollegin, wo doch alles so übersichtlich in Hannover ist?“, wollte Hetzel breit grinsend wissen.
    „Isernhagen ist eine eigenständige Gemeinde“, klärte Verena ihn auf und wünschte ihn erneut zum Teufel.
    Im gepflegten Vorgarten mit Kunstrasen standen mit roten Tulpen bepflanzte Blumenkübel. Die Grenzen zu dem Nachbargrundstück wurden durch eine akkurat geschnittene Buchsbaumhecke markiert. Mehrere Polizeibeamte in Schutzkleidung sicherten die Zufahrt zur Garage ab. Gerichtsmediziner Muench kniete über der Leiche. Dahinter warteten zwei Kollegen der Spurensicherung in weißer Schutzkleidung.
    Verena und ihr Kollege stellten sich abwartend hinter Muench. Es dauerte nicht lange und der Gerichtsmediziner erhob sich. Gleich wird er sagen, dass er ganz dringend weg muss, vermutete Verena. Solange sie ihn kannte, war Muench die personifizierte Hektik. Während er sich die Handschuhe abstreifte und ihren Kollegen mit einem knappen Nicken bedachte, wandte er sich Verena zu.
    „Zwei Messerstiche, mitten in die rechte Herzkammer. Mit voller Kraft in den Körper gerammt. Wer auch immer es war, er kennt sich aus. Das Opfer war sofort tot.“
    Verena warf einen kurzen Blick auf den Mann in der inzwischen getrockneten Blutlache. Mit weit aufgerissenen Augen schien er sie anzustarren.
    „Wie lange, schätzen Sie, liegt er hier schon?“, fragte sie.
    „Zwölf Stunden, plus / minus einer Stunde. Die Leichenstarre ist bereits eingetreten. Seine Frau hat ihn erst heute Morgen entdeckt, als sie die Zeitung aus dem Briefkasten holen wollte. Und zwischen der Tatzeit und halb acht heute früh ist keiner vorbeigekommen. Ziemlich einsam hier und der Zeitungsausträger, der normalerweise gegen sechs Uhr kommt, ist krank. Sein Vertreter kommt erst in den späten Vormittagsstunden. Trotzdem ist es für mich ein Rätsel, weshalb Frau Wächter ihren Mann gestern Abend nicht vermisst hat. Das herauszufinden ist eure Sache. Der Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen, bevor er die Gerichtsmedizin alarmiert hat. Und der gute Muench, der eigentlich einen Vortrag vor wissbegierigen Studenten in der MHH halten müsste, hat sich umgehend auf die
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