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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone
Autoren: Alistair MacLean
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sorgfältig die Karte und verstaute sie in seiner Feldbluse. »Wenn's so ist, gibt's immerhin eine Chance. Ich danke Ihnen sehr.«
    »Wenig genug ist es, weiß Gott.« Vlachos trommelte ein Weilchen mit den Fingern auf den Tisch, dann blickte er zu Mallory auf. »Kapitän Jensen informiert mich, daß die meisten von Ihnen fließend Griechisch sprechen, daß Sie sich als griechische Bauern verkleiden und gefälschte Papiere bei sich führen werden. Das ist gut so. Dann werden Sie ohne Hilfe und – wie sagt man noch? – nun, auf eigene Faust handeln können.« Er machte eine Pause, dann sprach er sehr ernst weiter. »Bitte versuchen Sie nicht, sich durch Einwohner von Navarone helfen zu lassen. Das müssen Sie um jeden Preis vermeiden. Die Deutschen sind rücksichtslos. Ich weiß das. Wenn Ihnen einer hilft und das festgestellt wird, werden sie nicht nur den Betreffenden, sondern sein ganzes Dorf – Männer, Frauen und Kinder – vernichten. Das ist schon vorgekommen, und wird wieder vorkommen.«
    »Es ist auf Kreta geschehen«, bestätigte Mallory ruhig. »Ich habe es selbst gesehen.«
    »Sehr richtig.« Vlachos nickte. »Und die Leute auf Navarone besitzen weder Geschick noch Erfahrung genug, um einen erfolgreichen Guerillakrieg zu führen. Sie haben dazu gar keine Gelegenheit gehabt … die deutsche Überwachung ist auf unserer Insel besonders streng gewesen.«
    »Ich verspreche Ihnen, Sir –«, begann Mallory.
    Vlachos hob die Hand. »Einen Moment noch. Wenn Sie in eine verzweifelte Lage kommen, eine wirklich verzweifelte, dann gibt es da zwei Männer, an die Sie sich wenden können. Unter dem ersten Platanenbaum auf dem Dorfplatz von Margaritha, Nordseite – am Ausläufer des Tales, etwa fünf Kilometer südlich der Festung –, werden Sie das Haus eines Mannes namens Louki finden. Er ist viele Jahre lang Haushofmeister unserer Familie gewesen. Louki hat den Briten schon früher geholfen – Kapitän Jensen wird das bestätigen – und Sie können ihm Ihr Leben anvertrauen. Er hat einen Freund, Panayis, der sich auch früher schon nützlich gemacht hat.«
    »Schönen Dank, Sir. Ich werde daran denken. Louki und Panayis und Margaritha – die erste Platane auf dem Dorfplatz.«
    »Und Sie werden jede Hilfe von anderer Seite ablehnen, Hauptmann?« fragte Vlachos besorgt. »Louki und Panayis – nur diese beiden«, fügte er bittend hinzu.
    »Sie haben mein Wort, Sir. Außerdem: je weniger, um so sicherer für uns und Ihre Leute.« Mallory war überrascht, wie eindringlich der alte Mann die Sache behandelte.
    »Ich hoffe das, ich hoffe das.«
    Vlachos seufzte schwer.
    Mallory stand auf und streckte ihm zum Abschied die Hand hin.
    »Sie machen sich unnötige Sorgen, Sir. Uns werden sie nie zu sehen bekommen«, versprach er zuversichtlich. »Niemand wird uns sehen – und wir niemanden. Wir haben nur ein einziges Ziel: die Kanonen.«
    »Ay, die Kanonen – diese fürchterlichen Kanonen.« Vlachos schüttelte den Kopf. »Aber wenn wir nur einmal annehmen –«
    »Bitte, es wird alles klargehen«, betonte Mallory in Ruhe. »Wir werden keinem Böses tun – am allerwenigsten Ihren Inselbewohnern.«
    »Gott stehe Ihnen heute nacht bei«, flüsterte der alte Mann. »Gott stehe Ihnen heute nacht bei. Ich wünschte nur, ich könnte auch mitgehen.«

2. KAPITEL
    Sonntag nacht 19.00 bis 02.00 Uhr
    »Kaffee, Sir?«
    Mallory kämpfte sich stöhnend aus den Tiefen des Erschöpfungsschlafs. Unter Schmerzen lehnte er sich langsam in den metallgerahmten Kübelsitz zurück und überlegte verdrießlich, wann die Luftwaffe sich endlich entschließen würde, diese teuflischen Apparaturen zu polstern. Als er ganz wach war, richtete er den Blick unter den schweren, noch müden Lidern mechanisch auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Sieben. Erst sieben Uhr – knapp zwei Stunden hatte er also geschlafen. Warum ließen sie ihn denn nicht weiterschlafen?
    »Kaffee, Sir?« Der junge Bordschütze stand noch geduldig neben ihm, den umgedrehten Deckel eines Munitionskastens, der als Tablett für die Tassen diente, in der Hand.
    »Entschuldige, Junge, entschuldige.« Mallory reckte sich mühsam auf seinem Platz hoch und langte nach einer Tasse mit der dampfenden Flüssigkeit, die er anerkennend beroch. »Danke schön. Riecht ja wie echter Bohnenkaffee.«
    »Ist's auch, Sir.«
    Der junge Schütze lächelte stolz.
    »Wir haben einen Filtertopf in der Kombüse.«
    »Einen Filtertopf hat er in der Kombüse!« Ungläubig
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