Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone
Autoren: Alistair MacLean
Vom Netzwerk:
schüttelte Mallory den Kopf. »Ihr Götter, sind das die Strapazen des Krieges bei der Royal Air Force?« Er lehnte sich zurück, schlürfte genießerisch den Kaffee und seufzte zufrieden. Im nächsten Augenblick war er auf den Füßen, der heiße Kaffee platschte ihm über die nackten Knie, ohne daß er es merkte, als er jetzt durch das Fenster neben seinem Platz starrte. Er sah den Bordschützen an und deutete mit ungläubiger Miene auf die Gebirgslandschaft, die sich dunkel unter ihnen entrollte.
    »Was geht denn hier eigentlich vor? Wir sollen doch erst zwei Stunden nach Dunkelheit da sein, und dabei ist knapp die Sonne untergegangen! Hat der Pilot –?«
    »Das ist Zypern, Sir.« Der Bordschütze grinste. »Am Horizont können Sie ganz schwach den Troodos erkennen. Wir fliegen fast immer, wenn's nach Castelrosso geht, in einem großen Zickzack über Zypern. Um der Beobachtung zu entgehen, Sir. Und so kommen wir auch glatt an Rhodos vorbei.«
    »Um der Beobachtung zu entgehen, sagt er!« In gewichtig gedehnten Silben kamen diese Worte aus dem Kübelsitz schräg hinter Mallory, an der anderen Seite des Durchgangs. Der Sprecher lag zusammengebrochen – anders konnte man es nicht nennen – auf seinem Platz, seine knochigen Knie ragten ein Stück übers Kinn hinaus. »Mein Gott! Um der Beobachtung zu entgehen!« wiederholte er entsetzt und ungläubig. »Zickzack über Zypern. Von Alexandria erst mal zwanzig Meilen mit der Barkasse in See, damit uns vom Strand aus keiner im Flugzeug abhauen sieht. Und was dann?« Er rückte die schmerzenden Glieder höher, spähte knapp über den unteren Rand des Fensters hinaus, dann fiel er, sichtlich erschöpft von dieser Anstrengung, wieder zurück. »Und was dann? Dann packen sie uns in eine alte Kiste, die so blendend weiß angemalt ist wie nur möglich, garantiert von einem Blinden auf hundert Meilen erkennbar – besonders jetzt, wo's dunkel wird.«
    »Das Weiß hält die Hitze ab«, sagte der Schütze.
    »Die Hitze macht mir kein Kopfzerbrechen, junger Mann.« Die Sprache klang jetzt noch breiter, noch melodischer. »Hitze behagt mir. Was mir aber Kopfschmerzen macht, sind die ekelhaften Granaten und MG-Kugeln, die einem an allen möglichen falschen Stellen Luftlöcher schlagen können.« Er glitt noch ein paar Zentimeter tiefer in den Sitz, schloß matt die Augen und schien sofort eingeschlafen zu sein.
    Der junge Bordschütze schüttelte bewundernd den Kopf und sagte lächelnd zu Mallory: »Der und sich Kopfzerbrechen machen, was, Sir?«
    Mallory lachte und sah dem Jungen nach, wie er vorn in der Pilotenkabine verschwand. Langsam trank er seinen Kaffee, während er wieder die schlafende Gestalt schräg gegenüber betrachtete. Diese selige Sorglosigkeit war doch großartig. Einen Mann wie Unteroffizier »Dusty« Miller aus den Vereinigten Staaten, neuerdings zur Fernaufklärung Wüste detachiert, bei sich zu haben, war gewiß gut.
    Er schaute sich nach den anderen um und nickte zufrieden. Die würden alle gut sein als Kameraden. Achtzehn Monate auf Kreta hatten in ihm ein untrügliches Gefühl dafür entwickelt, wie weit einer sich unter den besonderen Verhältnissen des regellosen Kleinkriegs zu behaupten wußte, an dem er selbst so lange teilgenommen hatte. Auf den ersten Blick hätte er denen nicht zugetraut, daß sie so ein Unternehmen durchstehen konnten. Gewiß hatte ihn Kapitän Jensen in der Auswahl besonders geeigneter Leute großartig bedient. Kannte er sie auch persönlich noch nicht näher, so hatte er sich doch nach den sehr ausführlichen Personalakten, die Jensen von jedem besaß, genau über sie orientiert. Und die Angaben auf dem Papier waren immerhin vertrauenerweckend.
    ›Oder muß ich vielleicht hinter Stevens ein kleines Fragezeichen setzen?‹ überlegte Mallory, während er über den Gang einen Blick auf den blonden Menschen mit der knabenhaften Figur warf, der gespannt unter dem gleißend weißen Tragdeck der Sunderland hindurch auf die Landschaft blickte. Andy Stevens, Leutnant der Reserve der Kriegsmarine, war für die Aufgabe aus dreierlei Gründen gewählt worden. Er war bestimmt, das Schiff zu führen, das sie nach Navarone bringen sollte; war ein vorzüglicher Bergsteiger mit berühmt gewordenen Leistungen, und drittens ein begeisterter Griechenfreund, der das alte wie das moderne Griechisch fließend sprach und seine zwei letzten langen Ferien vor dem Krieg als Touristenführer in Athen verbracht hatte. ›Aber er ist jung, lächerlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher