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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone
Autoren: Alistair MacLean
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Brown an der Schulter.
    »Zwanzig nach elf, Casey«, murmelte er. »Wenn die Zerstörer zu früh durchkommen, kann's uns passieren, daß wir tausend Tonnen Felsbrocken auf die Schädel kriegen.«
    »Bin schon klar, Sir«, verkündete Brown. Er zeigte auf das reich bestückte Armaturenbrett. »Eigentlich ganz einfach.«
    »Freut mich, das zu hören«, murmelte Mallory. »Bringen Sie den Kahn in Gang, ja bitte? Aber langsam und ohne Lärm.«
    Brown hustete entschuldigend. »Wir sind noch an der Boje fest. Und es wäre vielleicht gut, Sir, wenn wir uns erst überzeugten, was wir an stationären Waffen, Scheinwerfern, Signallampen, Rettungswesten oder Rettungsringen an Bord haben. Es ist nützlich, zu wissen, wo diese Sachen liegen«, schloß er in einem Ton, als sei das nicht sehr wichtig.
    Mallory klopfte ihm, leise lachend, auf die Schulter. »Sie würden einen großartigen Diplomaten abgeben, Chief. Also machen wir das.« Als reine Landratte war Mallory sich durchaus bewußt, daß er hier im Vergleich zu einem Mann wie Brown keine Rolle spielte, und scheute sich nicht, das zuzugeben. »Wollen Sie uns dann bitte aus dem Hafen steuern, Casey?«
    »Jawohl, Sir. Würden Sie Louki bitten, hierher zu kommen – ich glaube zwar, es ist tief genug zu beiden Seiten, aber es mag ja Hindernisse unter Wasser geben. Das weiß man nie.«
    Nach drei Minuten hatte die Barkasse schon den halben Weg bis zur Durchfahrt hinter sich, sie surrte auf zwei Zylindern leise dahin. Mallory und Miller, noch in den deutschen Uniformen, standen vor dem Ruderhaus, Louki hatte sich innen tief gebückt verkrochen. Plötzlich begann, ungefähr sechzig Meter von ihnen, eine Signallampe zu blitzen, das eilige Klappern ihres Verschlusses durchdrang deutlich die nächtliche Stille.
    »Nun wird euch ein alter amerikanischer Grenzer mal zeigen, wie's gemacht wird«, knurrte Miller. Er schob sich näher an das im Bug an der Steuerbordseite montierte MG. »Mit meiner kleinen Kanone werde ich …«
    Er hielt jäh inne, seine Stimme verlor sich in dem plötzlichen Klappern im Ruderhaus hinter ihm, dem ungleichmäßigen blechernen Klappern einer von geübten Fingern betätigten Morselampenblende. Brown hatte Louki das Ruder überlassen und morste eine Antwort für die Deutschen an der Durchfahrt. Drüben hatte das Blinken aufgehört, jetzt setzte es wieder ein.
    »Herrjeh, die haben sich ja 'ne Menge zu sagen«, bemerkte Miller voll Bewunderung. »Wie lange dauert denn dieser Austausch von Höflichkeiten, Boß?«
    »Ich denke, sie werden gleich fertig sein.« Mallory ging schnell wieder zum Ruderhaus. Sie befanden sich weniger als dreißig Meter von der Durchfahrt. Brown hatte den Feind verwirrt und dadurch kostbare Sekunden gewonnen, mehr Zeit als Mallory für möglich gehalten hätte. Aber so günstig konnte die Lage nicht bleiben. Er berührte Brown am Arm.
    »Sobald die etwas merken, Vollgas und alles 'rausholen aus der Maschine!« Und sogleich stand er wieder im Bug, die MP schußbereit in den Händen. »Ihre große Chance, alter Grenzer«, sagte er zu Miller. »Aufpassen jetzt, daß die Scheinwerfer uns gar nicht erst fassen – sonst sind wir geblendet.«
    Schon während er das sagte, war die Morselampe drüben erloschen. Zwei breite weiße Strahlen, jeder von einer Seite der Durchfahrt, stachen grell in die Dunkelheit und überschwemmten den ganzen Hafen mit ihrem scharfen Licht – einem Licht, das nur eine Sekunde währte, von doppelter, rabenschwarzer Finsternis gefolgt, denn zwei kurze Feuerstöße des Maschinengewehrs im Bug hatten die Scheinwerfer zerschmettert, unfehlbare Ziele bei der kurzen Entfernung.
    »Alle hinlegen!« rief Mallory. »Flach an Deck.«
    Das Echo der Schüsse war eben an der gewaltigen Seemauer der Festung verhallt, als Brown alle sechs Zylinder des Motors anspringen ließ und die Drosselklappe weit öffnete. Das aufbrandende Donnern der starken Dieselmaschine verschlang alle anderen Geräusche der Nacht. Fünf Sekunden, zehn – sie liefen schon in der Durchfahrt – fünfzehn, zwanzig, und noch fiel kein Schuß – ein halbe Minute, sie waren draußen! Hoch schob sich der Bug über die Wasserfläche, das unter dem Schraubendruck tief wegtauchende Heck hinterließ ein langes, weiß leuchtendes Kielwasserband, während die Maschine im Crescendo ihre höchste Kraft entwickelte, bis Brown das Ruder hart nach Steuerbord legte, um das Boot in den Schutz der steilen Klippen zu bringen.
    »Ein Kampf ums Ganze, Boß, aber die
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