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Die Kanonen von Navarone

Die Kanonen von Navarone

Titel: Die Kanonen von Navarone
Autoren: Alistair MacLean
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Stück der Schiene befestigte, senkrecht und ungefähr einen Zentimeter voneinander. Aus dem Leinenbeutel nahm er das Dynamit, verband es durch den Zünddraht mit dem hochempfindlichen, nach seinen eigenen Angaben gearbeiteten Brückenzünder von Knallquecksilber, schraubte einen der Drähte von der Umwicklung in einer Öse am Zünder fest, befestigte den zweiten von dort an der positiven Klemme der Batterie und verband durch einen dritten die negative Klemme mit dem Zünder. Wenn jetzt der Munitionsaufzug ins Magazin hinabsank – was sofort geschehen mußte, wenn die großen Kanonen feuern sollten – mußte das Führungsrad die nackten Drähte kurzschließen und der Zünder im Stromkreis detonieren. Noch einmal prüfte Miller den Sitz der senkrecht angebrachten Drähte, dann lehnte er sich zufrieden zurück. Mallory war soeben die Leiter vom Tunnel heruntergekommen. Miller klopfte ihm ans Bein, um ihn aufmerksam zu machen, und wedelte lässig mit der Stahlklinge seines Messers dicht vor den gefährlichen freien Drähten.
    »Sind Sie sich darüber klar, Boß«, sagte er in gemütlichem Ton, »daß, wenn ich jetzt diese Klinge hier auf die beiden Klemmen halten würde, dieses ganze gottverdammte Gewölbe in kleine Scherben zerplatzt?« Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Wenn ich nur ein bißchen mit der Hand ausrutschte und ganz leicht drankomme, sind Mallory und Miller bei den lieben Engelein im Himmel.«
    »Nehmen Sie um Gottes willen das Ding weg!« fuhr ihn Mallory nervös an. »Und dann 'raus hier wie der Blitz, die haben schon einen halben Kreis um das Türschloß ausgeschnitten!«
    Fünf Minuten später war Miller in Sicherheit. Das im Winkel von 45 Grad straff gespannte Seil bis zum Balkon, wo Brown wartete, hinabzugleiten, war leicht. Mallory warf einen letzten Blick hinter sich in die Höhle der Kanonen. Um seinen Mund zuckte es. Er dachte daran, wieviele Soldaten wohl bei Gefechtsalarm die Geschütze und die Munitionsräume bemannten. ›Das einzig gute ist‹, dachte er, ›daß sie gar nicht merken werden, wie schnell sie sterben.‹ Und als er dann, zum hundertstenmal, an die vielen Soldaten auf Kheros und an die Zerstörer dachte, preßte er die Lippen zusammen und ließ sich, ohne noch einmal zurückzublicken, am Seil über die Klippenkante in die Nacht gleiten. Als er, fast am Ziel, vom tiefsten Punkt des Seilbogens auf den Balkon klettern wollte, hörte er direkt über sich das böse Stakkato von Maschinengewehrfeuer.
    Miller half ihm über das Balkongeländer, ein sehr besorgt aussehender Miller, der oft über seine Schulter in die Richtung blickte, aus der das Schießen kam – und die meisten Schüsse kamen, wie Mallory plötzlich entsetzt merkte, aus ihrem »eigenen« Gebiet, von der Westseite des Platzes, nur drei bis vier Häuser weit entfernt. Der Rückzugsweg war ihnen abgeschnitten!
    »Los, schnell, Boß«, drängte Miller, »wir müssen 'raus aus diesem Laden, die Gegend hier wird ganz ungesund!«
    Mallory wies mit dem Kopf in die Richtung, aus der die Schüsse ertönten. »Wer ist denn da unten?« fragte er ruhig.
    »Eine deutsche Patrouille.«
    »Wie sollen wir denn wegkommen, zum Donnerwetter?« fragte Mallory. »Und wo steckt Andrea?«
    »Drüben, an der anderen Seite des Platzes, Boß. Gerade dahin schießen doch diese Vögel.«
    »An der anderen Seite!« Mallory schaute auf die Uhr. »Du lieber Himmel, was hat er da denn zu suchen?« Er schritt schon durchs Haus und sprach über die Schulter. »Weshalb haben Sie ihn da hingehen lassen?«
    »Habe ich doch gar nicht, Boß«, sagte Miller bedächtig. »Er war schon fort, als ich hier 'reinkam. Anscheinend hat Brown bemerkt, daß ein starkes Kommando wieder Haussuchung machte und sie drüben anfingen, immer zwei oder drei Häuser gleichzeitig. Und Andrea – der war ja inzwischen wiedergekommen – hat gedacht, sie würden rundum den Platz absuchen und in wenigen Minuten hier sein, deshalb ist er wie ein Wilder über die Dächer abgehauen.«
    »Um die Deutschen abzulenken?« Mallory starrte neben Louki aus dem Fenster. »So was Verrücktes! Diesmal werden sie ihn niederknallen, diesmal bestimmt! Überall sind ja Soldaten. Außerdem fallen die nicht noch einmal auf diesen Trick 'rein. Einmal hat er sie den Berg hinaufgelockt, und die Deutschen –«
    »Glaube ich nicht, Sir«, unterbrach ihn Brown erregt. »Andrea hat eben drüben den Scheinwerfer kaputtgeschossen. Nun werden die bestimmt glauben, daß wir über die Mauer
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