Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die kalte Spur

Die kalte Spur

Titel: Die kalte Spur
Autoren: Erle Stanley Gardner
Vom Netzwerk:
Zeitung jetzt in einen Verleumdungsprozeß wegen einer so leichtfertigen Vertrauensseligkeit...«
    »Einen Augenblick!« fuhr Dick Kenney ihm hastig ins Wort. Offenbar wollte er alles daran setzen, seine Ansicht über den Fall zu präsentieren, bevor Bleeker zu womöglichen drastischen Maßnahmen schritt. »Wir haben es nicht bei den vorgewiesenen Mitgliedskarten bewenden lassen. Wir riefen nämlich in Riverview an und sprachen mit Mrs. Cathay. Sie bestätigte, daß ihr Mann hier in der Stadt sei. Und Tom Carsons vom Kriminaldezernat ließ den Mann nicht frei, bevor er seine Identität bewiesen hatte. Die Mitgliedskarten waren mit Unterschriften versehen. Carsons ließ den Mann in seiner Gegenwart die Unterschrift leisten, und dabei zeigte sich, daß sie mit der auf den Mitgliedskarten übereinstimmte.« Bleeker blickte den Lokalredakteur scharf an. »Ist das alles?« fragte Bleeker.
    Kenney nickte.
    »Die Art und Weise, wie in diesem Fall die Identifizierung vorgenommen wurde, ist unbefriedigend.«
    »Wir standen, wie gesagt, unmittelbar vor Redaktionsschluß.«
    »Das spielt keine Rolle. Verleumdungen gehören nicht in eine Zeitung.«
    »Aber schließlich kann man doch als Zeitungsmann nicht so umständlich wie ein Bankkassierer arbeiten«, bemerkte Kenney. »Wir sind ständig unter Zeitdruck und...«
    »Moment bitte«, unterbrach ihn Bleeker. »An dieser Sache ist irgend etwas faul.«
    »Gewiß, der Meinung bin ich auch«, platzte Morton los. Bleeker schaute zu dem jungen Mann hinüber und sagte dann nur: »Schweigen Sie.«
    Er starrte auf den Fußboden und wandte sich dann wieder dem Lokalredakteur zu.
    »Woher wissen Sie denn, daß der Mann nicht Cathay war?« fragte er.
    »Frank B. Cathay kam persönlich zu mir.«
    »Was wollte er von Ihnen?«
    »Er verlangte eine Widerrufungserklärung und Schadenersatz.«
    »Soso.«
    »Er ist in Riverview ein prominenter Mann«, sagte Kenney. »Er kandidiert für einen hohen Posten in der Gemeindeverwaltung, war Präsident der Handelskammer und ist Vorsitzender der größten Klubs der Stadt.«
    »Solche Details sind für mich nebensächlich«, sagte Bleeker wütend. »Ich kenne diesen Typ genau. Er ist bestimmt so ein blasierter Affe, der da draußen in einer Kleinstadt die erste Geige spielen will. Seine Frau ist Vorsitzende des Frauenvereins und bestimmt die gesellschaftliche Hierarchie im Städtchen. Er stolziert mit Vorliebe auf der Hauptstraße umher und plustert sich auf wie ein Pfau, während die Stiefellecker ehrfürchtig den Hut vor ihm ziehen. Jedermann katzbuckelt vor seiner Frau und vor ihm. Wieviel Geld will er denn haben?«
    »Das hat er nicht verraten«
    »Warum nicht?«
    »Weil er behauptet, die Höhe der Summe sei zweitrangig. Es sei für ihn eine prinzipielle Frage.«
    »Gut, dann zahlen Sie ihm einen Dollar und sagen Sie ihm, er soll sich zum Teufel scheren.«
    »Er will aber einen hohen Scheck haben, um ihn fotokopieren und im Riverview Daily Express abdrucken zu lassen. Die Zeitung leistete ihm bis jetzt Schützenhilfe in der Wahlkampagne.«
    »Wie bitte?« rief Bleeker entrüstet.
    »Ja, er möchte auf diese Weise seine Mitbürger davon überzeugen, daß ein großes Unrecht, das ihm zugefügt wurde, seine gebührende Sühne gefunden hat.«
    »Sie haben ihn doch hoffentlich vor die Tür gesetzt?«
    »Nein. Ich dachte, wir stecken schon tief genug in der Tinte. Womöglich wollte er uns eine Falle stellen, um uns dann später eine böse Absicht unterschieben zu können. Wie ich mich entsinne, sagt das Gesetz über Rufschädigung daß es ein großer Unterschied sei, ob der Kläger eine böse Absicht nachweisen kann oder...«
    »Ach, zum Teufel mit dem Gesetz!« fauchte Bleeker. »Das Gesetz wird in diesem Falle überhaupt nicht zur Anwendung kommen. Sie sind doch lange genug bei einer Zeitung, Kenney, um sich das an fünf Fingern abzählen zu können!«
    »Aus diesem Grunde wollte ich den Fall ja gern an Sie weiterleiten.«
    Bleeker wandte sich Morton zu. »Sie sind also der Bursche, der uns das eingebrockt hat, nicht wahr?«
    »Ja, ich berichtete über den Fall sofort. Zunächst drehte es sich ja um einen Fall John Smith. Ich sollte Material für eine Story darüber beschaffen und...«
    »Sie haben uns das also eingebrockt!«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wenn ich Ihnen eine präzise Frage stelle, geben Sie mir bitte auch eine präzise Antwort. Ihre Entlastungsargumente sind zweitrangig. Im übrigen werde ich Sie nicht hinausfeuern. Sie haben so gehandelt, wie es
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher