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Die kalte Spur

Die kalte Spur

Titel: Die kalte Spur
Autoren: Erle Stanley Gardner
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anzuschauen.«
    »Gestern abend«, sagte der Mann mit dem grauen Anzug mit kalter, überlegener Stimme, »verlor ich meine Brieftasche, die nicht nur geschäftliche Papiere, sondern auch meinen Führerschein und meine Klub-Mitgliedskarten enthielt.« ,
    »Sie haben das aber der Polizei nicht gemeldet«, sagte Dick Kenney.
    »Die Polizei hätte mir sowieso nicht helfen können. Die Brieftasche war spurlos verschwunden. Es war meine eigene Schuld.«
    »Dieser Zeitungsartikel hier beweist überhaupt nichts«, sagte Morton gelassen.
    Der Hüne lachte zornig.
    »Sie machen mir Spaß!« rief er. »Ich lebe seit über fünfzehn Jahren in Riverview. Der wirtschaftliche Aufschwung, den Riverview in den letzten zehn Jahren erlebt hat, wird als mein Verdienst betrachtet. Ich war lange Zeit Präsident der Handelskammer. Ich bin Vorsitzender in zwei der angesehensten Klubs der Stadt. Ich bin Kandidat für ein hohes Amt in der Gemeindeverwaltung und wäre zweifellos gewählt worden, wenn nicht dieser verleumderische Artikel erschienen wäre. Jetzt kann ich mit einer Stimmenmehrheit nicht mehr rechnen. Die Zeitung die ich Ihnen vorhin zeigte, hatte bisher meine Kandidatur stets unterstützt. Das andere Blatt, das in Riverview erscheint, war vorsichtiger. Es wollte keine Verleumdungsklage riskieren.«
    »Was sagen Sie dazu, daß der Mann Ihre Unterschrift leistete?« fragte Morton.
    »Das haben Sie ja nicht mit eigenen Augen gesehen«, erwiderte der Mann noch immer in aufgebrachtem Ton.
    »Einerlei, ob ich dabei war oder nicht - die Unterschrift ist jedenfalls echt«, sagte Morton.
    »Wie wäre es, Mr. Cathay«, sagte Dick Kenney in sehr höflichem Ton, »wenn Sie hier bei uns noch einmal Ihre Unterschrift leisteten? Wir könnten sie dann mit der Unterschrift in den Polizeiakten vergleichen.«
    Cathay zögerte einen Moment.
    »Sie haben mich verleumdet«, sagte er dann. »Sie haben meinem angesehenen Namen, für den ich seit fünfzehn Jahren hart arbeite, einen schweren Schaden zugefügt. Und jetzt haben Sie auch noch die Unverfrorenheit, diese Verleumdungskampagne fortzusetzen. Sie lassen es nicht damit genug sein, daß Sie ohne jedes Zögern die gefälschte Unterschrift eines Betrügers für bare Münze nehmen, sondern verletzen mich auch noch dadurch, daß Sie den hieb- und stichfesten Nachweis meiner persönlichen Identität nicht für ausreichend halten.«
    Dick Kenney blieb fest. »Es tut mir sehr leid, Mr. Cathay«, sagte er, »aber da Sie sich nun einmal die Mühe gemacht haben, hierherzukommen, um alle Zweifel über Ihre Identität aus der
    Welt zu schaffen, wäre es doch recht seltsam, wenn Sie nun zögerten, hier schnell Ihre Unterschrift abzugeben.«
    »Ach, da fällt mir ein«, sagte der Mann hastig »daß ich Ihnen ja noch den Brief des Präsidenten der First National Bank zeigen wollte.«
    Er zog aus seiner Brieftasche einen Brief, der mit dem Kopf der First National Bank von Riverview versehen war. Aus dem Schreiben ging hervor, daß die Persönlichkeit, deren Foto an den Brief geheftet war, Mr. Frank B. Cathay sei. Die Unterschrift unterhalb des Fotos sei die seine. Ferner bestätigte die Bank in dem Brief, daß Mr. Cathay bei ihr ein sechsstelliges Konto unterhalte. Er sei ein angesehener Bürger von Riverview und gehöre dem Vorstand der Bank an.
    Kenney las den Brief und tippte dann auf die Unterschrift. »Ich nehme an«, sagte er, »daß der Schreiber dieses Briefes damit rechnete, daß Sie gegebenenfalls ein Duplikat der Unterschrift vorlegen.«
    »Ist denn das Foto nicht ausreichend?«
    »Ich wäre Ihnen trotzdem sehr verbunden, wenn Sie hier Ihre Unterschrift leisten würden.«
    Der Mann ergriff den Bogen Papier, den Kenney ihm hinhielt, und schrieb seine Unterschrift. Sie war mit der Unterschrift unter dem Foto absolut identisch.
    »Damit«, sagte Kenney, der Morton durchbohrend anblickte, »wäre der Fall erledigt.«
    Es herrschte Totenstille im Raum. Nur das Rascheln der Papiere war zu hören, die Cathay jetzt wieder zusammenfaltete und in seiner Brieftasche verstaute. Dann schob er die Brieftasche in seine Jackentasche.
    »Nun«, sagte Kenney in resigniertem Ton, »womit können wir Ihnen noch dienen?«
    »Ich verlange eine Widerrufung und Schadenersatz«, sagte Cathay.
    »Aber wenn ein Widerruf erfolgt«, bemerkte Kenney, »entsteht Ihnen doch keinerlei materieller Schaden.«
    Cathay wurde zornrot. »Kommen Sie mir nicht mit solchem Unfug!« bellte er. »Erstens kann ein von Ihnen veröffentlichter
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