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Die kalte Spur

Die kalte Spur

Titel: Die kalte Spur
Autoren: Erle Stanley Gardner
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Widerruf niemals ein solches Aufsehen erregen, wie Ihr verdammter Artikel es tat. In der ganzen Gegend haben die Käseblätter ihn nachgedruckt. Die Bosse der Zeitungskonzerne klingeln andauernd bei mir an. Ich habe Hunderte von Telegrammen und einige Schmähbriefe bekommen. In Riverview ist die Affäre Tagesgespräch. Einige Leute behaupten, ich sei so wohlhabend, daß ich mir einen Widerruf erkaufen würde. Der Schaden kann überhaupt nicht wieder gutgemacht werden.«
    Kenney spielte mit dem Bleistift und kritzelte auf dem Papier herum.
    Cathay redete noch immer: »Ich habe einen Schaden erlitten, der auf finanziellem Wege gar nicht auszugleichen ist. Nichtsdestotrotz verlange ich eine sehr erhebliche Summe - weniger des Geldes wegen als aus moralischen Gründen. Ihren Scheck werde ich in der First National Bank deponieren, aber zuvor lasse ich ihn fotokopieren und im Riverview Daily Express veröffentlichen.«
    Kenneys Gesicht wurde plötzlich bleich vor Wut. »Sie können jederzeit Ihren Widerruf von uns bekommen! Uns ist ein Fehler unterlaufen. Aber dieser Fehler ist unter recht seltsamen Begleitumständen passiert. Zum Beispiel haben wir Ihre Frau angerufen und um Auskunft gebeten. Sie bestätigte uns, daß Sie hier in der Stadt seien. Aber sie wußte nicht, in welchem Hotel Sie wohnten.«
    »Ja, das stimmt«, sagte Cathay.
    »Würden Sie uns vielleicht sagen, in welchem Hotel Sie gewohnt haben?«
    »Ich bin nicht hergekommen, um mir weitere Flegeleien gefallen zu lassen!« fauchte Cathay. »Es geht Sie einen Dreck an, wo ich mich aufhielt und was ich tat. Ich kam aus geschäftlichen Gründen hierher. Und ich habe nicht die geringste Veranlassung irgendeinem Dutzendblatt, das üble Verleumdungen verbreitet und in meinen Privatangelegenheiten herumschnüffelt, mitzuteilen, welcher Art diese Geschäftsangelegenheiten waren! Sie wissen nun, was ich verlange: erstens einen Widerruf und zweitens einen Scheck, dessen Höhe ich noch bestimmen werde.«
    Er stand auf und steuerte auf die Tür zu.
    »Einen Augenblick noch«, sagte Kenney. »Ich möchte Sie gern mit Mr. Bleeker, dem Juniorchef des Blade bekannt machen.«
    »Weshalb?«
    »Bitte teilen Sie ihm all das mit, was Sie mir soeben gesagt haben.«
    »Nein, das ist überflüssig«, sagte Cathay kalt. »Sie wurden mir als der zuständige Redakteur genannt. Ich bin nicht gewöhnt, meine Zeit zu vergeuden. Sollte die Angelegenheit Ihrerseits nicht binnen zwei Tagen zu meiner Zufriedenheit erledigt sein, werde ich einen Prozeß anstrengen. Guten Tag.«
    Die Tür schlug krachend zu.
    »Eine böse Ente!« sagte Kenney spöttisch. »Wir haben die Sache als einzige Zeitung gebracht.«
    »Da stimmt aber etwas nicht!« stieß Charles Morton erregt hervor.
    »Kommen Sie mit, junger Mann«, sagte Kenney. »Wir sprechen jetzt mit Dan Bleeker.«

4

    Dan Bleeker war Ende Vierzig. Er besaß eine zarte Figur und hatte ein gelbliches Gesicht. Als Kenney und Morton sein Privatbüro betraten, warf er den beiden rasch einen prüfenden Blick zu und sagte dann: »Nun, Sie bringen offenbar nichts Gutes.«
    »Nein, da haben Sie recht«, erwiderte Kenney.
    »Also, was ist los?«
    »Es handelt sich um die Meldung über Frank B. Cathay, die wir gestern abend brachten.«
    »Ja, was ist damit?«
    »Sie war nicht okay.«
    »Wieso?«
    »Der Festgenommene war gar nicht Cathay.«
    Dan Bleeker fuhr in seinem Drehsessel herum, starrte die beiden wütend an und sprang auf.
    »Zum Donnerwetter! Sind Sie denn nicht lange genug bei einer Zeitung um zu wissen, daß man eine Skandalmeldung nur dann in den Satz geben kann, wenn man seiner Sache absolut sicher ist? Wissen Sie denn nicht, daß der Skandal um so größer ist, wenn es sich um einen Prominenten handelt? Haben Sie denn keine Ahnung von...«
    Mitten im Satz brach er ab und ließ sich, offenbar von diesem Ausbruch erschöpft, in seinen Sessel fallen.
    »Wir bekamen den Bericht in letzter Minute«, begann Kenney in ziemlich eingeschüchtertem Ton. »Der Festgenommene gab sich als John Smith aus. Die Polizei stellte fest, wo er den Sportwagen gemietet hatte und ermittelte, daß er dort als seinen Namen Frank B. Cathay angegeben hatte. Als man das dem Mann mitteilte, gab er zu, Frank B. Cathay zu sein. Er wies alle möglichen Papiere vor, die seine Identität bestätigten. Morton war in einer schwierigen Situation. Es war unmittelbar vor Redaktionsschluß. Whiple vom Planet hatte schon Lunte gerochen und...«
    »Ach, zum Kuckuck! Sie stürzen die
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