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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin
Autoren: Joshua Palmatier
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umliegende Gebiet übernommen. Sie haben an der Küste Fuß gefasst.«
    »Ja. Und sie haben soeben zwei Drittel ihrer Anführer verloren, obendrein ihr Heimatland und einen beträchtlichen Teil ihrer Männer, zuerst in Amenkor, jetzt hier in Venitte.«
    »Irgendwann werden wir uns mit ihnen auseinandersetzen müssen«, murmelte Fürst March.
    Ich dachte daran zurück, was Avrell an Bord der Trotzig auf der Fahrt nach Venitte gesagt hatte. Letztlich würde man sich mit den Chorl auseinandersetzen müssen. Wir würden einen Vertrag mit ihnen abschließen, würden eine Vereinbarung über Landbesitz und über die Handelsrouten zwischen der Küste und den Boreaite-Inseln mit ihnen treffen müssen.
    »Aber nicht im Augenblick«, sagte ich zu Fürst March.
    Der Fürst schaute zu den Chorl-Streitkräften und legte die Stirn in Falten.
    »Wenn Ihr sie angreift«, sagte ich in die Stille hinein, »müsst Ihr sie alle töten. Bis auf den letzten Mann, die letzte Frau, das letzte Kind. Sie sind an die Küste gekommen, um eine Heimat zu finden, weil sie keinen Platz mehr haben, an den sie zurückkehren können. Sie werden an der Küste bleiben. Es wird Euch nicht gelingen, sie zu vertreiben.«
    Weil er immer noch zögerte, fügte ich nachdrücklicher hinzu: »Ihr werdet sie alle töten müssen.«
    Damit wandte ich mich ab …
    Und fand Westen wartend vor.
    Ein einziger Blick in seine Augen verriet es mir.
    Mein gescheiterter Meuchler war tot.
    Dann sah ich das Blut auf Westens Hemd und die Schnitte im Stoff und erkannte, dass es sein eigenes Blut war.
    Ich zog die Augenbrauen hoch, woraufhin er die Stirn runzelte.
    »Anscheinend haben die Chorl eigene Sucher«, sagte er.
    Ich erstarrte, dachte an die im Steingarten versuchten Anschläge und an jene, die erfolgreich waren, und seufzte.
    Dann setzte ich mich durch Fürst Marchs Streitmacht hindurch in Bewegung, ließ General Daeriun und Fürst Sorrenti hinter mir zurück. Binnen weniger Augenblicke schloss Hauptmann Catrell sich meinem Gefolge an.
    »Regentin«, sagte er. Aus seinem Tonfall sprach deutlich eine Frage.
    »Wir reisen ab«, gab ich knapp zurück. »Nach Amenkor. So bald wie möglich. Ich will nach Hause.«

E PILOG
    D emasque und Parmati haben die Anschläge der Chorl »überlebt«, sagte ich.
    Durch das Feuer spürte ich Eryns Verachtung. Was haben sie gesagt? Wo waren sie während der Gefechte in der Stadt und im Hafen?
    Sie behaupten, dass sie nach den Anschlägen auf ihr Leben gezwungen waren, sich in Sicherheit zurückzuziehen, und dass sie keine Gelegenheit gehabt hätten, danach bei der Verteidigung der Stadt zu helfen. Es hätte zu viel Chaos, zu viel Verwirrung geherrscht.
    Eryn schnaubte. Und doch ist es Fürstin Tormaul gelungen, sich Fürst March im Norden anzuschließen. Und auch Fürst Dussain befahl seinen Truppen, gegen die Chorl zu kämpfen, obwohl er selbst verwundet war und nicht persönlich eingreifen konnte.
    Ich erwiderte nichts. Es war nicht nötig.
    Doch Eryn fiel mein Schweigen auf. Sie verlagerte die Aufmerksamkeit noch eindringlicher auf mich.
    Was hast du getan?
    Ich zog mich vom Feuer zurück und kauerte mich zusammen.
    Eryn spürte die Veränderung.
    Was hast du getan, Varis?
    Ich erstarrte, legte die Stirn in Falten.
    Was ich immer getan habe. Was getan werden musste.
    Eryn sog scharf die Luft ein und spannte den Körper zu einer Schelte, einer Warnung …
    Doch der Atemzug löste stattdessen einen Hustenanfall aus. Krämpfe schüttelten ihren Leib. Es brannte tief in ihrer Brust. Ein noch schärferer Schmerz zuckte aus ihren Eingeweiden in die Lungen empor – eine durchdringende Pein, als würde jemand sie von innen her aufschneiden. Ich streckte mich durchdas Feuer, sog einen Teil der Schmerzen in mich auf und versuchte, die Krämpfe zu lindern, die den Husten ausgelöst hatten. Als ich mich mit Eryn verflocht, mit ihr verschmolz, schmeckte ich Blut im Mund, das mir zähflüssig über die Zunge rann. Ich spuckte den Geschmack von kaltem Eisen und bitterer Galle in ein Tuch, wieder und wieder.
    Bis der Anfall sich endlich legte.
    Erschöpft, mit schwachen Armen, sank ich auf den Stuhl zurück. Mein Atem ging kurz und stoßweise. Ich zuckte zusammen, als ich mich bewegte, doch die Schmerzen in meiner Brust ließen allmählich nach. Tränen rannen mir aus den Augen – Tränen der Anstrengung und der Hilflosigkeit.
    Ich hob das Tuch in meiner Hand und öffnete es.
    Blut. Mehr Blut, als zu husten möglich erschien, und nicht bloß
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