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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin
Autoren: Joshua Palmatier
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Spritzer. Und es war dunkel. Herzblut.
    Eryns Blut.
    Ich zog mich aus Eryns Körper zurück und sank in das Feuer. Als Eryn die Herrschaft wieder übernahm, ließ sie die Hand mit dem blutdurchtränkten Tuch auf die Armlehne des Stuhls sinken.
    Danke , sagte sie. Für den Versuch.
    Ich erwiderte nichts, weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte. Denn das Brennen in ihrem Leib hatte sich nicht gelegt. Die Schmerzen – jener Dolch, der sie von innen aufschlitzte – hatten auch nach dem Ende des Hustenanfalls nicht nachgelassen.
    Schweigend saßen wir da. Eryn starrte durch ihre Gemächer, durch einen Raum, der sich leer anfühlte, obwohl eine Begabte bereitstand, sich um alles zu kümmern, was Eryn brauchte.
    Ich hätte sie verlassen und einen Teil der Kraft sparen sollen, die ich zweifellos von Marielle und Heddan absaugte. Aber das konnte ich nicht. Ich konnte Eryn nicht alleine lassen. Nicht nach dem, was sie für Amenkor und für mich getan hatte.
    Endlich rührte sie sich, setzte sich aufrechter hin und erkannte,dass ich nach wie vor in dem Feuer in ihrem Inneren weilte.
    Wann kommst du nach Amenkor zurück?
    Bullick ist gestern mit den Instandsetzungsarbeiten an der Trotzig fertig geworden, die durch die Schlacht im Hafen notwendig waren. Er belädt die Schiffe gerade mit Williams Fracht. Wir wollen noch heute auslaufen. Wenn wir davon ausgehen, dass es auf der Fahrt nach Norden keine Störungen durch die Chorl geben wird, sollten wir Amenkor in ungefähr drei Wochen erreichen.
    Eryn schwieg längere Zeit.
    Dann sagte sie: Ich gebe Nathem und Darryn Bescheid.
    Ich erwiderte nichts, spielte mit dem Gedanken, noch zu bleiben.
    Doch es gab nichts, was ich tun konnte.
    Also löste ich mich aus dem Feuer und suchte den Schimmer von Weiß, der im Süden loderte. Mit einem letzten Blick auf Amenkor, auf die Stadt, die ich seit vier Monaten nicht gesehen hatte und die ich erst in drei Wochen wiedersehen würde, jagte ich auf den Lichtschimmer zu.
    Ich schnappt nach Luft, als ich in meinen Körper eindrang. Sogleich spürte ich, wie Marielle und Heddan ihre Leitungen zurückzogen. Hinter mir nahm ich Ericks Gegenwart wahr, den durchdringenden Geruch von Orangen. Auch Westen war zugegen.
    Ich öffnete die Augen …
    Und fand Sorrenti auf dem Stuhl mir gegenüber wartend vor.
    Ich richtete mich auf, nickte jedoch nicht zur Begrüßung.
    »Fürst Sorrenti. Ihr seht … gut aus.«
    Er lächelte verhalten. »Der Angriff und der Rückzug der Chorl sind eine Woche her. Ich hatte Zeit, mich zu erholen. Den Thron zu verwenden war sehr anstrengend.«
    Ich erinnerte mich an das Beben der Erde unter meinen Füßen, an das Zittern in meinen Beinen und den Riss, der den Boden gespalten hatte. »Ich kann es mir nur vorstellen.«
    »Auf dem Marktplatz und am Kai erzählt man sich, dass Ihr die Erde habt erbeben lassen«, sagte er.
    »Wir beide wissen, dass es nicht so ist.«
    »Ja, aber ich möchte diese Lüge lieber bestehen lassen. Niemand außer Euch und Euren Männern hat den Steinthron gesehen. Niemand außer Euren Männern und den wenigen Gardisten und Protektoren Venittes, die uns zum Tor in der Gosse begleiteten, hat uns darüber reden gehört. Der Steinthron gilt seit Hunderten von Jahren als verschollen. Ich möchte, dass es so bleibt. Für das Schweigen der Gardisten Venittes kann ich sorgen. Ich nehme an, Ihr könnt dasselbe bei Euren Männern gewährleisten.«
    »Ja.«
    »Dann sollen sich die Gerüchte ruhig weiter ausbreiten.«
    »Na schön.«
    Sorrenti nickte; dann stand er auf. Auch ich erhob mich.
    »Ich möchte Euch danken, bevor Ihr abreist. Im Namen Venittes, aber auch im Namen der Sieben. Wäre der Thron den Chorl in die Hände gefallen …«
    »Ist das ein unmittelbarer Dank?«, fragte ich und lächelte verkniffen.
    Er grinste. »Ja. Alle vorherigen Regenten des Steinthrones danken Euch, aber insbesondere gilt das für Cerrin. Er kann Euch immer noch spüren, umso mehr, da Ihr Euch in der Ratskammer der Sieben so nahe wart.«
    Dann geriet Sorrenti ins Stocken, und sein Lächeln verblasste. Er suchte meinen Blick und schaute mir eindringlich in die Augen.
    »Habt Ihr es schon gehört?«, erkundigte er sich.
    Ich versteifte mich und spürte, dass sich Westen und Erick hinter mir rührten.
    »Was gehört?«
    »Fürst Demasque und Fürstin Parmati«, sagte er. »Sie wurden tot in ihren Schlafzimmern auf ihren Anwesen aufgefunden. Mit aufgeschlitzten Kehlen.«
    Ich zeigte keine Regung, zuckte nicht zusammen. Meine
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