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Die Kaempferin

Die Kaempferin

Titel: Die Kaempferin
Autoren: Joshua Palmatier
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Schwingungen im Fluss wahr. Ich atmete den bitteren Geruch der Blitze der Begabten Venittes ein, schaute zum Himmel und sah Rauchsäulen, die in die Luft aufstiegen …
    Dann bogen wir um eine Ecke, und der Gefechtslärm war plötzlich ganz nah. Schreie hallten von den umliegenden Gebäuden wider; Flammen züngelten aus den Öffnungen von Türen und Fenstern; Glas zerbarst in donnernden Explosionen. Als wir hielten, wobei Erick und Baill schützend einen Schritt vor mir stehen blieben, ertönten Hörner, und Fürst March tauchte auf dem Rücken eines Pferdes auf und galoppierte geradewegs auf die Chorl zu. Mit ihm zusammen griff die Armee Venittes an, vermischt mit Gardisten Amenkors unter der Führung von Hauptmann Catrell. Die Chorl antworteten mit ihrem heulenden Schlachtruf.
    Die beiden Streitkräfte prallten donnergleich aufeinander. Körper krachten gegen Körper, Metall klirrte gegen Metall. Im Fluss jagte die Störung wie ein jäher Windstoß an mir vorbei. Im selben Augenblick zuckten Blitze von hinten in die Ränge der Chorl. Einige wurden von ihren Schilden abgelenkt und schlugen in den Stein der nahen Gebäude ein, den sie zum Zerspringen oder zum Schmelzen brachten. Feuer wölbte sich über die Streitkräfte Venittes und fuhr in sie hinein. Die Schreie Sterbender stachen schrill aus dem tosenden Donner der Explosionen und dem Klirren von Stahl hervor.
    Ich spürte, wie Daeriun und Sorrenti neben mir verharrten.
    »Wie wollen wir dem Einhalt gebieten?«, fragte Sorrenti.
    Ich schüttelte den Kopf und wandte mich den beiden Männern zu. »Wir müssen Atlatik, dem Hauptmann der Chorl, zeigen, dass Haqtl tot ist. Diese Schlacht hier – und auch imHafen – war nicht der Hauptzweck des Angriffs. Wenn Atlatik erfährt, dass Haqtl versagt hat …«
    Sorrenti nickte knapp. Auf dem Marsch hatte sich seine Gesichtsfarbe ein wenig gebessert. »Dann müssen wir seine Aufmerksamkeit erlangen … und die von Fürst March.«
    Bevor ich fragen konnte, auf welche Weise, schloss er die Augen und holte tief Luft.
    In der plötzlichen Stille, die uns umhüllte, wirkte das Gefecht vor uns seltsam entfernt, und ich spürte eine Ansammlung von Macht, den Widerhall einer viel größeren Kraft, die nach dem Steinthron schmeckte.
    Ein Grollen erfüllte die Luft. Es war ein Laut, der vom Boden in meinen Körper vibrierte. Das Rumoren steigerte sich zu einem tiefen Grollen, und der Stein unter meinen Füßen erzitterte. Das Zittern verstärkte sich und breitete sich aus, bis die Erde bebte.
    Vor uns hielten die beiden Armeen inne – das Heer der Chorl und das der Küstenstädte. Männer wichen zurück und starrten auf die schaudernde Erde, lauschten dem anschwellenden Tosen …
    Und dann brach die Erde mit einem trockenen, entsetzlichen Knirschen auf.
    Steinsplitter stoben himmelwärts, als die Straße, auf der die beiden Streitkräfte aufeinandergeprallt waren, plötzlich von einem Ruck durchlaufen wurde und sich ein gezackter Sprung – nicht mehr als eine Handspanne breit – durch das Kopfsteinpflaster und die Gebäude fraß. Männer schrien auf und stolperten zurück. Wer dem Sprung zu nah war, wurde von den Beinen geschleudert. Sämtliche Kampfhandlungen kamen zum Erliegen.
    Als die Steinsplitter auf die Männer in der Nähe des Sprungs herabzuregnen begannen und Staub aufstieg, sank Sorrenti zu Boden.
    Ich stieß Baill und Sorrentis Gardisten beiseite und kniete mich neben ihn. Daeriun kam ebenfalls herbei.
    Sorrenti versuchte, den Kopf zu heben, was ihm jedoch nicht gelang. Er bedachte mich mit einem matten Grinsen. »Ich glaube«, stieß er keuchend hervor, »Ihr habt jetzt ihre Aufmerksamkeit.«
    Sorrenti seufzte tief, ehe er das Bewusstsein verlor. Ich erhob mich und wandte mich der Straße vor mir zu.
    Männer rappelten sich vom Boden auf und eilten zurück zu den eigenen Linien. Alle schauten nach Süden.
    Zu uns. Zu mir und Daeriun, der neben mir stand und tief erschüttert wirkte.
    »Sorrenti hat das getan?«, fragte er so leise, dass nur ich es hören konnte.
    Ich nickte. »Erick, Baill«, sagte ich dann. Erst da wurde mir klar, wie still es geworden war. Meine Stimme klang unnatürlich laut. »Bringt Haqtls Leichnam.«
    Ich bewegte mich voran, ohne zurückzuschauen, wer mir folgte, nahm nur wahr, dass Erick und Daeriun bei mir blieben, während Baill und mehrere Mitglieder der Bande hastig Haqtls Leichnam aufhoben und sich uns anschlossen.
    Ich hielt auf die Banner zu, die Fürst Marchs Stellung kennzeichneten.
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