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Die Kälte Des Feuers

Die Kälte Des Feuers

Titel: Die Kälte Des Feuers
Autoren: Dean R. Koontz
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Nichts Geheimnisvolles. Und schon gar nichts Übernatürliches. Nur gute Gene.
    Draußen im Park wurden die Schatten länger. Die Wege und Pfade verschwanden in der Dunkelheit, abgesehen von den Stellen, die das Licht der Lampen erreichte. Die Bäume schienen sich zu ducken.
    Holly legte das Messer beiseite und ging zum Herd. Sie drehte das Gas unter dem großen Topf herunter, und das zornige Brodeln verwandelte sich in ein sanfteres Zischen. Anschließend gab sie die Nudeln hinein.
    Dann kehrte sie zur Arbeitsplatte zurück, griff nach dem Messer und sah wieder aus dem Fenster. Erste Sterne erschienen am Himmel, als das purpurne Glühen der Abenddämmerung verblaßte und die scharlachfarbenen Flecken am Horizont eine burgundrote Tönung annahmen. Im Park dehnte sich die Finsternis aus, hüllte ihn in einen Mantel aus Schwärze.
    Plötzlich glaubte Holly, daß Jim Ironheart jeden Augenblick aus der Dunkelheit kommen und in eine Lache aus bernsteinbraunem Licht treten könne. Sie stellte sich vor, wie er in einem erleuchteten Bereich stehen blieb, den Kopf hob und zum Fenster hochsah. Vielleicht hatte er irgendwie herausgefunden, wo sie wohnte. Die Journalistin schüttelte den Kopf - was für eine törichte Idee. Trotzdem spürte sie, wie es ihr kalt über den Rücken lief, und sie schauderte heftig.
    Später, gegen Mitternacht, saß Holly auf der Bettkante, schaltete die Nachttischlampe aus und wandte sich dem Schlafzimmerfenster zu, durch das man ebenfalls den Park sehen konnte. Erneut fröstelte sie. Sie wollte sich hinlegen, zögerte jedoch und stand statt dessen auf. In Slip und TShirt - ihre übliche Kleidung für die Nacht - ging sie durch das dunkle Zimmer zum Fenster und schob die Gardinen ein wenig beiseite.
    Vergeblich hielt sie nach Ironheart Ausschau. Holly wartete eine Minute lang, dann noch eine. Der Mann erschien nicht. Verwirrt kehrte sie zum Bett zurück.
    Nach einigen Stunden erwachte Holly und zitterte. Die Einzelheiten des Traums blieben ihr verborgen. Sie erinnerte sich nur an klare blaue Augen, an einen Blick, der sie so mühelos durchdrang wie ein Messer weiche Butter.
    Sie stand auf und ging ins Bad, nur geleitet von dem sanften Mondschein, der durch die Gardinen glühte. Im Badezimmer verzichtete sie darauf, das Licht einzuschalten, benützte die Toilette, wusch sich die Hände und beobachtete eine Zeitlang ihr Spiegelbild. Erneut hielt sie die Hände unter den Hahn, trank ein Glas kaltes Wasser - und begriff, daß sie ihre Rückkehr ins Schlafzimmer hinauszögerte.
    Fürchtete sie sich davor, ans Fenster zu treten und in den Park zu schauen?
    Lächerlich, dachte Holly. Himmel, was ist bloß in dich gefahren?
    Sie verließ das Bad, doch im Schlafzimmer wandte sie sich nicht dem Bett zu. Behutsam strich sie die Gardine zur Seite.
    Von Jim Ironheart war weit und breit keine Spur.
    Holly spürte eine seltsame Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung.
    Während sie in den nächtlichen Council Crest Park starrte, fühlte sie eine neuerliche Kühle, die sie schaudern ließ. Nur ein Teil davon ging auf vage Furcht zurück.
    Eine ganz eigentümliche Aufregung erfaßte sie, eine angenehme Ahnung…
    Worauf bezog sie sich?
    Holly wußte keine Antwort auf diese Frage.
    Jim Ironheart übte eine starke und nachhaltige Wirkung auf sie aus, und mit so etwas hatte Holly nie gerechnet. Sie bemühte sich, ihre Gefühle zu verstehen, doch sie blieben rätselhaft. Sexueller Reiz genügte nicht als Erklärung. Sie war eine erwachsene Frau: Weder das periodische Drängen der Hormone noch der mädchenhafte Wunsch nach Romantik konnte sie auf diese Weise beeinflussen.
    Schließlich legte sie sich wieder ins Bett, in der sicheren Überzeugung, keine Ruhe mehr zu finden. Es überraschte sie, daß sie schon nach wenigen Minuten einzuschlafen begann. Als sich ihre bewußten Gedanken langsam verloren, murmelte sie: »Was für Augen …«
    Jim schlief in seinem eigenen Bett in Laguna Niguel und erwachte kurz vor dem Morgengrauen. Das Herz klopfte ihm bis zum Hals empor. Es war kühl im Zimmer. Aber trotzdem fühlte er sich schweißgebadet. Seit einiger Zeit litt er an Alpträumen, und auch diesmal erinnerte er sich nur an eine erbarmungslose, mächtige und böse Kraft, die ihn verfolgte …
    Er glaubte den Tod so nahe, daß er das Licht einschaltete und sich im Zimmer umsah. Nein, es befand sich keine unmenschliche und mörderische Präsenz im Raum. Er war allein.
    »Aber nicht mehr lange«, sagte er laut.
    Jim fragte
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