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Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Die Juliette Society: Roman (German Edition)

Titel: Die Juliette Society: Roman (German Edition)
Autoren: Sasha Grey
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schenk mir mal ein bisschen mehr Beachtung. Schau, was ich da für dich habe! Und du bekommst es auch noch auf dem Silbertablett serviert. Frei Haus. Ohne Hintergedanken.
    Je weniger Aufmerksamkeit er mir widmet, desto kindischer und bockiger werde ich.
    »Ich hab überlegt, ob ich mir die Muschi rasieren soll«, sage ich, lasse die Finger durch meinen Busch gleiten und zupfe an den dichten braunen Locken.
    Ich sage das bloß, weil ich weiß, dass es ihm nicht gefallen würde. Für ihn sind Mädchen ganz ohne Haare der totale Abtörner.
    »Mach’s nicht«, sagt er knapp.
    »Warum denn nicht?«, frage ich.
    Ich will ihn bloß provozieren. Ihn aus der Reserve locken. Und es funktioniert.
    Er starrt mich verärgert über seine Knie hinweg an.
    Aber er sagt nichts, und das ist jetzt auch egal, denn ich weiß, dass ich endlich seine Aufmerksamkeit habe. Ich beschließe, noch etwas weiter zu gehen.
    »Vielleicht mach ich’s trotzdem«, sage ich so beiläufig wie möglich.
    »Mach’s nicht«, sagt er noch einmal. Sein Tonfall bedeutet sowohl »Ende der Diskussion« als auch »Lass mich in Ruhe«.
    Ich strecke die Arme über den Kopf aus und rolle mich auf die Seite, bloß um ihn um das Vergnügen zu bringen, meine Brüste und meinen Busch zu betrachten. Stattdessen kann er mich mal am Arsch lecken. Ich liege da und tue so, als würde ich ihn ignorieren. Als wenn ihn das überhaupt interessieren würde.
    So ist das in letzter Zeit immer mit uns.
    Keine Kommunikation. Keine Kopulation.
    Jack spielt mein Spiel bis zu einem gewissen Punkt mit, aber irgendwie gelingt es mir nicht, darüber hinaus sein Interesse zu wecken. Ich bringe ihn einfach nicht dazu, mich zu ficken. In letzter Zeit komme ich nur selten auf meine Kosten. Seine Arbeit nimmt ihn zu sehr in Anspruch. Jack hat die ganzen Sommerferien über Tag und Nacht im Wahlkampfbüro gearbeitet, und jetzt, da das Wintersemester begonnen hat, hat er noch mehr zu tun. Das heißt noch weniger Zeit für mich. Ich hole ihn auch nur noch sporadisch von der Arbeit ab.
    Vor Jack hat mich noch kein Mann im Bett auch nur ansatzweise befriedigen können. Jack hat alles, was einen guten Liebhaber ausmacht – er ist einfühlsam, fürsorglich, aufmerksam und liebevoll. Ich bin total verrückt nach ihm.
    Wenn ich Jack ansehe, muss ich an Montgomery Clift in Ein Platz an der Sonne denken – ausgesprochen gut aussehend, markantes Kinn, der typisch amerikanische Mann. Zumindest wirkt er so auf mich. Aber nicht bloß aufgrund seines Aussehens. Montgomery Clift muss auf der Leinwand bloß gedankenversunken in die Ferne starren, und man merkt, wie sein Verstand fieberhaft arbeitet. So ist Jack auch. Und da steh ich total drauf.
    Wenn Jack nicht da ist, masturbiere ich wie verrückt und denke dabei an ihn. An uns. Wie wir ficken. Nach Feierabend im Wahlkampfbüro. Unterm Tisch in der Mensa. Zwischen den Regalen in der Bibliothek. Und nicht bloß Blümchensex mit Kuscheln und Küssen. Jack nimmt mich richtig hart ran. Schmutziger, roher Sex.
    Er hat keine Ahnung von meinen Fantasien, weil ich sie ja nur habe, wenn er nicht da ist, und wir nie darüber sprechen. Aber so langsam übertrifft mein Fantasiesexleben die Realität bei Weitem.
    Wir wohnen in einem gemütlichen, kleinen Appartement. Alle Räume sind vom Flur aus zugänglich. Wenn alles gut läuft, fühlt es sich an, als lebten wir gemeinsam in einer Raumkapsel, abgeschieden von der Welt. Unsere innige Vertrautheit lässt die Wohnung viel größer erscheinen, als sie ist. Aber wenn es schlecht läuft – nicht wirklich schlecht, damit meine ich nur die kleinen Problemchen, die zwischen allen Langzeit-Pärchen, die auf engem Raum zusammenleben, eben so auftreten –, kann es dort auch bedrückend und einengend sein.
    An Abenden wie diesem, wenn Jack erst spät aus der Uni oder dem Wahlkampfbüro heimkommt, sich dann sofort ins Schlafzimmer verkriecht, den Stoff für seine Kurse aufholt und anschließend direkt einpennt, fühlt es sich manchmal so an, als würde er sich absichtlich von mir abschotten. Und ich weiß nicht warum. Dann ertappe ich mich dabei, dass ich mir Gründe dafür ausdenke, in Unterwäsche oder nackt durch die Wohnung zu spazieren. Ich finde Vorwände, um mich vor ihm zu produzieren, um irgendwie seine Aufmerksamkeit zu erregen, sein Verlangen zu wecken, damit er mir zeigt, dass er mich will.
    Nur so aus dieser Laune heraus entschließe ich mich, vor dem Abendessen duschen zu gehen und entblättere mich vor seinen
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